Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
D. Kreichgauer hat die gleiche Projektion benutzt. 1 Auch Dacque hat sich von 
der Anwendung der flächen treuen Projektionen überzeugen lassen. 1 2 Man muß jedoch 
jetzt den nichtssagenden Ausdruck „homalographisch“ vermeiden 3 , auch nicht Hammer 
mit Mollweide verwechseln. 4 Hören wir, was Dacque über meine flächentreue Pro 
jektion sagt: ,,Polwärts weniger zusammengebogen, aber dafür sich wieder mehr 
den Nachteilen der Mercatorkarte nähernd (!), ist eine der Kokenschen und Kreich- 
gauerschen sich anschließende (!), im Verlag von Wagner & Debes in Leipzig er 
schienene flächentreue Projektion, in welcher der Nordpol als Linie zum Ausdruck 
kommt. Sie hat jedoch den nicht zu unterschätzenden Vorzug, daß sie die Südpolar 
zone in ihrer vollen räumlichen Ausdehnung und damit den Gegensatz zwischen 
Land- und Wasserhalbkugel zur Anschauung bringt, was für paläogeographische 
Zwecke oft von großer Bedeutung wird, um nicht falsche Vorstellungen über die 
relative Ausdehnung mancher Länder oder Meere zu erwecken.“ 5 In der Karte, die 
E. Dacques Grundlagen und Methoden der Paläogeographie beigegeben und der 
Verbreitung der diluvialen Eiszeit auf der Erde gewidmet ist, sehen wir Mollweide 
vertreten. Die Karte seihst ist von F. Levy gezeichnet. Bevor er sie entwarf, hat 
er sich eingehender mit den fraglichen Projektionen befaßt und hat dabei gleichfalls 
meiner flächentreuen Projektion gedacht 6 , schließlich aber von ihr abgesehen, weil 
sie auf die Darstellung des Pols in einem Punkte verzichtet, was für eine Eiszeitkarte 
erwägenswert ist. Im vorliegenden Falle hätte ich mich ebenfalls nicht für meine 
Projektion entschieden, da sie unter andern Voraussetzungen entworfen worden ist. 
Es war nicht zu vermeiden, bei der Beleuchtung der paläogeographischen Karten 
nochmals ausführlicher der Projektionen zu gedenken. Gedanken, die auf einen 
Fortschritt zielen und noch nicht Allgemeingut — wenigstens der Wissenschaftler — 
geworden sind, können nicht öfters genug wiederholt werden. Ich hoffe, daß meine 
Ausführungen beitragen, auch in andern Kreisen, nicht bloß in geographischen, 
bezüglich der Anwendung von Kartenprojektionen etwas scharfsichtiger und hell 
höriger zu werden. 
122. Die morphologische Karte. Eine Karte, die gleichfalls auf dem Grenz 
gebiet zwischen geologischer und geographischer Karte steht, ist die morphologische 
Karte. Vom Geologen wie vom Geographen in gleicher Weise in Anspruch genommen, 
hat sie sich doch am meisten der Gunst des letztem erfreut, der auch für ihren Aufbau 
und ihre Methode das meiste bisher beigetragen hat. Die morphologische Karte ist 
ein Kind der Neuzeit und, was wir nicht übersehen wollen, ein Kind Deutschlands. 
Vor einem Menschenalter etwa sprach man von geologisch-morphologischen Karten, 
die bei Lichte besehen nichts anderes als geologische waren. Hinwiederum kann 
man nicht in Abrede stellen, daß moderne geologische Karten morphologische Züge 
aufweisen, wie z. B. die Geologische Spezialkarte des Königreichs Württemberg in 
1 : 25000, wo sich auf vielen Blättern die verschiedenen Terrassen zwanglos aus dem 
Bilde ergeben. Erst nachdem sich geographische Kreise eingehender mit morpho 
1 D. Kreichgauer: Die Äquatorfrage i. d. Geologie. Steyl 1902. 
2 E. Dacqu6: Paläogeogr. Karten, a. a. O., S. 205, 206. — Grundlagen, a. a. O., S. 373—375. 
3 E. Dacqu6: Paläogeogr. Karten, S. 205. 
4 E. Dacqu6, ibid., S. 205. 
5 E. Dacqu6, ibid., S. 206. 
“ F. Levy in E. Dacqu6s Grundlagen, a. a. O., S. 477.
	        
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