Terrenergetische Karten.
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durch Isohypsen, die im vorliegenden Falle Eoisohypsen oder Eohypsen genannt
werden. Fennoskandia ist außerdem mit Linien gleicher Quartär-Landhebung oder
Isobasen in Abständen von 100 in über- und umzogen. 1 A. G. Högbom hat spät
glaziale Isobasen von Fennoskandia in Abständen von 50 m konstruiert. 1 2 Die Geersche
Karte, die man mit gutem Gewissen auch den paläogeographischen Karten beizählen
könnte, ist ein großer Fortschritt in der Kenntnis der skandinavischen Küstensenkungen.
7a\ wünschen ist, daß man verwandte Erscheinungen an andern Küstengebieten nach
Geerschem Muster klären hilft.
Gegenüber diesen großen Küstenveränderungen gibt es viele en miniature,
also auf kleinerm Raum und in kürzerer Zeitspanne, die wir nicht als litorale Niveau
veränderungen, sondern nur als litorale Änderungen ansprechen. Sie kartographisch
zu fixieren ist nicht schwer, wenn man gutes Kartenmaterial aus verschiedenen Jahr
zehnten besitzt; von Jahrhunderten können wir noch nicht reden, da die exakte
Küstenaufnahme — mit wenigen Ausnahmen — kaum über ein Säkulum hinaus
reicht. Die Veränderungen der deutschen Seeküste sind seit langem ein dankbares
Feld kartographischer Untersuchung und Betätigung, ganz gleich ob man nur an eng
begrenzte Küstenabschnitte heranschreitet 3 oder an ausgedehntere Küstengebiete. 4
fliese Karten spielen schon in das Gebiet historischer und kulturhistorischer Karto
graphie hinein, wo sie auch gebührend berücksichtigt werden.
Nicht bloß an den Küsten, auch innerhalb der Kontinente gehen Bodenbewegungen
und Bodenveränderungen vor sich, die bis jetzt nur verschwindend einzeln, aber noch
nicht zusammengefaßt kartiert sind. Dankenswert war das Verzeichnis von Boden
bewegungen, das G. Braun seinerzeit herausgegeben hatte 5 ; schade, daß es keine
Fortsetzung gefunden hat. Von der Westwanderung von Hauptdreieckspunkten
infolge neuzeitlicher tektonischer Bewegungen im bayrischen Alpenvorland berichtet
M. Schmidt und gibt eine Kartenskizze. 6 Bis jetzt haben sich die Geologen noch
nicht genügend mit diesem Phänomen beschäftigt, geschweige es einer eingehendem
kartographischen Darstellung gewürdigt.
Die tektonische Karte, wie wir sie eingangs betrachteten, hat ein weiteres
aussichtsreiches Betätigungsgebiet, sobald man Tektonik und Vulkanismus mit
einander in Verbindung bringt und eins aus dem andern zu erklären versucht. Es
kann sich sowohl um ältere geologisch- tektonische und vulkanische Gebilde handeln 7 ,
wie um jüngere und jüngste Erscheinungen. 8 Die Karten all dieser Phänomene
1 Isobasenkarten veröffentlichte G. de Geer bereits in: Om Skandinaviens geografiska Ut-
vekling efter Istiden. Stockholm 1896.
2 Die Karte Högboms ist wiedergegeben in A. Supans Grundzügen der physischen Erdkunde.
6. Aufl. Leipzig 1916, S. 453. Supans Buch entnehmen wir auch die Mitteilung, daß A. G. Högbom
eine allgemeine Darstellung mit Angabe der reichhaltigen Literatur in Fennoskandia gibt, IV. Bd.
des Handbuchs der regionalen Geologie, hg. von G. Steinmann u. O. Wilckens. Heidelberg 1913.
3 z. B. L. Müllenhoff: Küstenänderungen in Süderdithmarschen im 19. Jahrh. P. M. 1905,
T. 7; oder R. Hansen: Küstenänderungen im nördlichen Fünen. P. M. 1914, I, T. 32.
4 z. B. O. Jessen: Verteilg. von Anwachs u. Abbruch an der schleswig-holsteinschen Nordsee
küste. P. M. 1921, T. 23.
5 G. Braun: Verzeichnis von Bodenbewegungen 1908. P. M. 1909, S. 116, 117, 227, 228.
6 M. Schmidt: West Wanderung von Hauptdreieckspunkten infolge neuzeitlicher tektonischer
Bewegungen im bayrischen Alpenvorlande. Sitz.-Ber. der Akad. d. Wiss. München, Math.-phys. Kl.
1920, S. 297—310. Mit 1 Kartenskizze.
7 F. X. Schaffer: Die Grundzüge der Verbindung Anatoliens u. Armeniens. P. M. 1907, T. 12.
8 W. Kranz: Vulkanismus u. Tektonik des Beckens von Neapel. P. M. 1912, T. 26 u. 27.
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