Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
vollkommene ihrer Art. 1770 zeichnete J. H. Lambert seine kleine „magnetische 
Abweichungskarte“, auf der zum ersten Male der Verlauf der Isogonen auf dem Lande 
wiedergegeben wird. 1 Auf zwei großen Nord- und Südhalbkugelkarten hat Christ- 
lieb Bened. Funk 1781 die Isogonen und Isoklinen veranschaulicht. 1 2 1794 ver 
öffentlichte J. Churchman einen erd magnetischen Atlas. 3 Die große Karte für 
1800 von Chr. Am. Kratzenstein hat die Beobachtungsorte mit verzeichnet, die 
bei der Konstruktion der Isogonen benutzt wurden. 4 Auf die selten gewordene 
magnetische Weltkarte von Th. Yeates (1817) sei noch hingewiesen. 5 In der ersten 
Periode stoßen wir ferner auf „Isoklinenkarten“. Sie datieren zurück bis auf 1719/20, 
für welchen Zeitraum Wil. Whiston eine Isoklinenkarte von Südengland und Nord 
frankreich konstruiert hat. 6 Um die Bestimmung des „magnetischen Äquators“ 
bemühten sich Louis de Freycinet (1778 und 1821), L. J. Duperrey (1825), 
C, A. Morlet (1882). 
Im Anfang des neuen Jahrhunderts machte sich in erdmagnetischen Fragen 
gleichfalls der Einfluß A. v. Humboldts geltend. Bedeutender waren die Leistungen 
von Chr. Ha ns t een, der 1821 die regelmäßige Abweichung der horizontalen magne 
tischen Intensität entdeckte. Ihn sah man lange Zeit als den eigentlichen Schöpfer 
der Lehre vom Erdmagnetismus an, welche Palme er später an C. Fr. Gauss abtreten 
mußte. Von jenem rühren eine Menge erdmagnetischer Karten her. 7 Auf ihn führt 
auch die erste Art neuerer magnetischer Atlanten (1819) zurück. 
Die zweite Periode der magnetischen Karten seit 1885 wird charakterisiert 
durch die magnetischen Vermessungen oder magnetischen Landesaufnahmen 
(magnetic survey). Durch sie wird ein magnetisches Beobachtungsnetz über das 
Land gelegt, um die erdmagnetischen Elemente, Deklination, Inklination und Inten 
sität zu bestimmen; sie werden mit den Angaben der erdmagnetischen Observatorien 
verglichen, und zwar zu dem Zwecke, alle Beobachtungen auf eine gemeinsame Epoche 
zurückzuführen, die wiederum die Grundlage der zu konstruierenden Karten bildet. 
Aber auch die magnetischen Weltkarten werden nicht vernachlässigt. Am Anfang 
der zweiten Periode steht ein Werk, das auf die Konstruktion erdmagnetischer Karten 
von großem Einfluß geworden war, dem man sich gegenwärtig wieder mehr und mehr 
entzieht. Es ist der von C. Fr. Gauss und W. Weber herausgegebene Atlas des 
Erdmagnetismus nach den Elementen der Theorie entworfen. 8 Die Geographie ins 
besondere wurde durch erdmagnetische Darstellungen von L. J. Dupperey und 
Ad. Ermann bereichert. Ihre Karten aus den Jahren 1836—1841 sind dem Physi 
1 J. H. Lambert: Erklärung der magnetischen Abweichung. Astronom. Jahrb. od. Ephe- 
meriden f. d. Jahr 1779. Berlin 1777, S. 145—149, T. 3. 
2 Chr. B. Funk: Die nördl. u. südl. Erdoberfläche, auf der Äquatorfläche entworfen. Leipzig 
1781. — In Hellmanns Verzeichnis der magnetischen Karten befindet sich nicht die Funksche Karte. 
3 John Churchman: The Magnetic Atlas, or Variation charts of the whole terraqueous globe; 
comprising a system of the variation and dip of the needle, by which, the observations being truly 
made, the longitude may by ascertained. London 1794. [Br. M. London.] 
4 G. Hellmann, a. a. O., S. 34. 
5 G. Hellmann, a. a. O., S. 35. 
6 G. Hellmann, a. a. O., S. 44. 
7 G. Hellmann, а. а. О., T. 34, 35, 36, 43. 
8 C. Fr. Gauss u. W. Weber: Atlas des Erdmagnetismus nach den Elementen der Theorie 
entworfen. Leipzig 1840. (Gauß hatte schon 2 Jahre früher erdmagnetische Karten herausgegeben, 
die in dem Atlas mit aufgenommen sind.)
	        
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