Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Terrenergetische Karten. 
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Hinsicht getreues Bild der magnetischen Kurvensysteme für die ganze Erde zu ent 
werfen“, wird durch ein neueres von G. Hellmann nur bestätigt. „Wir sind also 
noch weit davon entfernt, die Verteilung der erdmagnetischen Kraft auf dem Fest 
land, geschweige denn auf dem Meere in einer der Wirklichkeit möglichst annähernden 
Form zur Darstellung bringen zu können.“ 1 
Für die Konstruktion erdmagnetischer Übersichtskarten hat Georg Neumayer 
in den Vorbemerkungen zu seinem Atlas des Erdmagnetismus Richtlinien gegeben, 
die heute noch von Wert sind. Wir werden im folgenden mehrfach auf sie zurück 
greifen. Da dem Geographen eine große Anzahl von Kurvensystemen auf den ver 
schiedenen angewandten Karten entgegentritt, die er gebraucht, ist es für ihn wichtig, 
das Wesen der einzelnen zu kennen, das sich am besten aus dem Vergleich ergibt. 
Äußerlich sind sich die Isarithmen oder „Isoplethen“, wie Hellmann sagt, oft sehr 
ähnlich, aber innerlich, dem Wesen nach, zeigen sie meist große Unterschiede, w r as 
uns im vorliegenden Falle klar wird, wenn wir die isomagnetischen Kurven mit den 
„isoklimatischen“, wie ich sie nennen will, vergleichen. Beide Kurvensysteme stützen 
sich auf Mittelwerte, und in ihrer Konstruktion als Isarithmen haben beide nichts 
Unterschiedliches, wohl aber in der Gewinnung und Verarbeitung des Beobachtungs 
materials, also in der Methode, die zuletzt in den verschiedenen Wissensgebieten be 
gründet liegt. Bei den isoklimatischen Kurven ist es notwendig, daß sie sich auf 
lange Beobachtungsreihen erstrecken, die zeitlich „absolut genau“ geregelt sind. 
Zweifelsohne sind auch für die Erkenntnis des Erdmagnetismus langjährige Beob 
achtungen notwendig, aber ohne die starre Einhaltung der Beobachtungstermine, 
die bei jenen unerläßlich ist. Selbst mit einer sorgfältig ausgeführten erdmagnetischen 
Beobachtung bzw. Messung läßt sich mehr anfangen als mit einer isothermischen 
oder isobarischen. Mit besonders gebauten Instrumenten, z. B. den magnetischen 
Deklinatorien 2 und den Magnettheodoliten, kann ich zu jeder Zeit (abgesehen davon, 
daß es besonders günstige Beobachtungstermine gibt) und an jedem Orte erdmagne 
tische Bestimmungen vornehmen, die selbstredend durch eine längere Beobachtungs 
reihe an Sicherheit und Bedeutung gewinnen. Wie wichtig oft diese aus dem Zusammen 
hang eines großem Beobachtungsnetzes herausgerissenen Bestimmungen sind, haben 
die zahlreichen Bestimmungen der Deklination im letzten Weltkriege gelehrt, als 
es sich um das artilleristische Schießen nach Karte handelte. 
Um zu einem möglichst einwandfreiem Kartenbild zu gelangen, sind bei den 
isoklimatischen wie isomagnetischen Kurven Reduktionen vorzunehmen. Bei 
jenen führt die Reduktion auf das Meeresniveau, bei diesen auf eine bestimmte Zeit 
epoche; so hat z. B. G. Neumayer seine Karten auf die Normalepoche 1885,o reduziert . 
Mithin haben wir im allgemeinen in den isoklimatischen Linien eine Reduktion mehr 
im räumlichen Sinne und in den isomagnetischen eine Reduktion mehr im zeit 
lichen Sinne (wenngleich die Zeit auch bei manchen isoklimatischen Linien eine 
Rolle spielt). Das scheint mir einer der wichtigsten Unterschiede beider Isarithmen- 
systeme zu sein. Eine weitere Folge ist, daß ich auf Grund der Beobachtungen über 
bestimmte periodische Änderungen der erdmagnetischen Elemente erdmagnetische 
Karten der Vergangenheit wie der nahen Zukunft zu entwerfen vermag, die einen 
Wahrscheinlichkeitswert darstellen, soweit sie rein theoretisch entworfen sind, die 
1 G. Hellmann, a. a. 0., S. 14. 
2 W. Jordan: Handbuch der Vermessungskunde. II. 8. Aufl. von O. Eggert. Stuttgart 
1914, S. 798. 
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