330
Die anorganische Welt im Kartenbild.
die auf der Topographischen Übersichtskarte des Deutschen Reichs in 1:200000,
die bekanntlich in Schichtlinien gezeichnet ist, vorgenommen wurden. Die Relief
energie ist der Ausdruck für die Höhenunterschiede, die innerhalb einer bestimmten
Entfernung, hier von 5 km, auf dem Kartenbilde festgestellt sind. Auf der „Arbeits
karte“ in 1 : 200000 wurden Quadrate mit einer Seitenlange von 10 km konstruiert
und in jedem Quadrat mindestens vier Werte berechnet, bei stark wechselndem Ge
lände bis acht. Das sind ja nicht allzuviel Punkte und dem subjektiven Ermessen
bei der Kartenkonstruktion bleibt noch ein großer Spielraum, was Krebs auch selbst
erkannte. Er gibt deshalb einige Erfahrungsregeln aus seinem Arbeitsgebiet, die
für das Landschaftsbild einen zufriedenstellenden Reliefwert ergeben, und auf die
ich ganz besonders hinweisen möchte. 1 Wieweit sie sich in anderm Gelände bewähren,
wird die Zukunft lehren, wenn wir das Fazit mehrerer Reliefenergiekarten aus den
verschiedensten Gebieten überblicken können. Von der Einteilung der Arbeitskarte
in Quadrate bzw. Felder, wie sie Partsch bereits anwandte, dürfte man bei der Be
arbeitung kaum abgehen. Nun fragt es sich, ob das Quadrat von 10 km Seitenlange
das für alle Fälle richtige Maß bei dem gewählten Maßstab ist. Vielleicht ist ein
Quadrat mit 8 km oder eins mit 12 bzw T . 15 km Seitenlänge geeigneter? Das muß
zunächst einmal durch verschiedene Felder eines Gebiets in einem Maßstab erprobt
werden. Eine weitere Folge ist, ein und dasselbe Gebiet in verschiedenen Maß
stäben zu behandeln. Auf diese Weise werden sich Arbeitsregeln und -maßnahmen
entwickeln, die großen Wert für die Konstruktion von Reliefenergiekarten sowohl wie
für weitere Studien über das Problem der Reliefenergie besitzen. Das Problem selbst
ist lediglich an die relativen Höhen, mit denen es auch die Landschaftsschilderung
zu tun hat, gebunden. Ich halte es für die wichtigste Aufgabe, zuerst die Energie
maße, wie sie sich für die einzelnen Maßstäbe eines großem Landschaftsgebietes er
geben, festzulegen. Krebs hat die 5 km-Entfernung für seine Karte und sein Gebiet
als geeignet gefunden. Noch bedarf es der tiefem Begründung, warum gerade dieses
und kein anderes Energiemaß gewählt wurde. Aus den Erläuterungen, die»
Krebs zu seiner Karte gibt, geht es nicht hervor. Indirekt kann man wohl darauf
schließen.
Zur Karte selbst! Da sie die erste ihrer Art ist, wird es für uns zur Pflicht,
sich eingehender mit ihr zu beschäftigen. An die 2028 Werte sind es, die Krebs be
rechnet hat; eine stattliche Anzahl und doch in Anbetracht des großen Gebietes gering.
Die Werte, die er aus der Topographischen Übersichtskarte abgelesen hatte, wurden
in die Karte 1 : 1500000 übertragen, wodurch sie erst Anschaulichkeit gewannen und
für weitere morphologische und morphogenetische Studien nutzbar werden. Die
fertige Karte repräsentiert sich in 11 farbigen Stufen. Dunkelgrün faßt die Gebiete
mit Höhenunterschieden von 30 m auf je 5 km Entfernung zusammen, Hellgrün von
30—100 m. Eine gelbe Stufe folgt für 100—150 m Höhenunterschiede. Hellbraun
bringt die Stufe von 150—200, Dunkelbraun die von 200—350 m. Die Höhenunter
schiede von 350—500 m erscheinen in einem hellen braunrötlichen Ton, von 500—750 m
in hellroter, von 750—1000 m in roter Farbe, von 1000—1500 m in violettem und
von 1500—2000 m in blauem Kolorit. Die Höhenunterschiede, die mehr als 2000 m
betragen, erscheinen in einem dunkeln Braun mit violettem Unterdrück. Was zunächst
auffällt, ist die wachsende Sprunghöhe, durch die eben die Reliefenergie zum Ausdruck
1 N. Krebs: Eine Karte der Reliefenergie Süddeutschlands. P. M. 1922, S. 49, 50.