Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Physische Karten einzelner und selbständiger Art. 
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gesehen und infolgedessen auch am wenisten vom feindlichen Feuer beunruhigt wurde 
bzw. zu leiden hatte. Die Karten wurden mit Hilfe der Schichtlinienkarten kon 
struiert, sodann im Felde abgegangen und erprobt, um notwendige Korrekturen noch 
anzubringen. Sie schützten gegen Erd- und Ballonbeobachtung. Die Flieger 
beobachtung dringt ja überall hin; inden vorliegenden Fällen spielten sie, vielmehr 
wollten sie keine Bolle spielen. Übrigens gibt es im Hochgebirge auch Sichtkarten 
gegen Fliegersicht; so stellt der Bergschatten gegen Fliegersicht die vollkommenste 
Tarnung (Comouflage) dar, die nur denkbar ist. Die Sichtkarten haben sich im 
Stellungskriege gut bewährt. Ihre Konstruktion in Nachkriegszeiten hat nicht viel 
Zweck. 
132. Karten der Erdteilgliederung. Die Gliederung der Erdteile kann rein 
äußerlich, morphologisch oder kulturgeographisch erfolgen. Indessen ist die Trennung 
nicht so scharf, daß nicht das zweite Einteilungsprinzip für das erste mit bestimmend 
und zweites und drittes zu einem Guß vereint würden. Bei dem ersten Verfahren 
ist die Karte nicht Endergebnis der Untersuchung sondern deren Ausgangspunkt. Eine 
ganze Anzahl Methoden haben sich entwickelt, die sich in der Hauptsache an die Namen 
C. Bitter, Chr. G. Ehrenberg, H. Wagner, C. Bohrbach und P. Seyferth knüpfen. 
Die Bohrbachsche Methode läuft auf eine neue Karte hinaus, indem sie Küsten 
parallelen in Abständen von 600 zu 600 km zeigt 1 ; man könnte sie „Isokontinentalen“ 
nennen. Ein weiteres Ergebnis ist der Einblick in die relative Zugänglichkeit eines 
Erdteils. Von Kohrbach wurde A. Penek angeregt. Für ihn ist der Mittelpunkt 
des eingeschriebenen Kalottenkreises das Bumpfzentrum. 1 2 Die innerhalb dieses 
Grenzkreises gelegenen Partien werden als die zentralen der Grundfläche angesehen. 
Doch ist es, wie P. Seyferth an der Hand seiner Karten nachweist, nicht möglich, 
die innerhalb des Grenzkreises gelegenen Partien als zentral anzusprechen. „Damit 
entfällt auch Pencks Vorschlag, um diesen Mittelpunkt den flächengleichen Kreis 
zu konstruieren und dadurch zentrale, mittelferne und extreme Areale zu unter 
scheiden.“ 3 
Die Karte von Bohrbach ist verschiedentlich nachgeahmt worden. 4 In die 
eigentliche Erdteilgliederung führt sie weniger ein als die Methode, die H. Wagner 
und andere angewandt haben und durch die die Inseln und Halbinseln vom Kon 
tinent getrennt und dem Bumpfe gegenübergestellt werden. Das ist schließlich eine 
rein kartometrische Methode, die auf der Karte vorgenommen wird, ohne selbst zu 
neuen Karten zu führen. 
Kartometrisch wie kartographisch hat P. Seyferth das Problem angepackt. 5 
Ich möchte seine Karten, die er konstruiert hat 6 , nicht so hart verurteilen, wie es 
H. Wagner getan hat. 7 Ein guter Kern steckt drinnen, wenn auch die Methode nicht 
1 C. Rohrbach: Über mittlere Grenzabstände. P. M. 1890, S. 88ff., T. 7. — Rohrbach 
gibt ein ausführliches Literaturverzeichnis, das A. Penck in seiner Morphologie (I. Stuttgart 1894, 
S. 67—73) wiederholt und nur wenig ergänzt. 
2 A. Penck, a. a. O., S. 69. 
3 P. Seyferth: Die Gliederung der Erdteile. P. M. 1912, I, S. 249. 
4 Von einer „Penck-Rohrbachschen Methode“ zu sprechen, wie es Seyferth tut, ist verfehlt. 
Penck hat dabei keinen originellen Gedanken entwickelt. 
5 P. Seyferth, a. a. O., S. 249—253. 
6 P. Seyferth i. P. M. 1912, I, T. 44. 
7 H. Wagner i. P. M. 1912, II, S. 10, 11.
	        
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