Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
einwandfrei ist. Vor allem sehe ich einen Fortschritt in der Bemühung, die Halb 
inseln und Endländer von dem Kontinentalrumpf zu trennen, und damit auf einen 
sicherem Begriff des Endlandes hinzuarbeiten als er bisher gebraucht wurde, von 
Fr. Katzel u. a. Den wahren Mittelpunkt erblickt er im Schwerpunkt, den er 
dadurch gewinnt, daß er auf starkem Zeichenpapier die Kontinente in flächentreuer 
Projektion zeichnet, sie sodann ausschneidet and den Schwerpunkt der ausgeschnittenen 
Karte feststellt. Um den Schwerpunkt wird nun der „flächengleiche“ Kreis geschlagen, 
der den Rumpf von den Halbinseln und Endländern scheidet. Daß man mit der 
vorgeschlagenen Gliederung nicht einverstanden ist, hat H. Wagner dargelegt. Der 
elementarste Fehler der Flächengliederung lag schon darin, daß neben Karten mit 
flächentreuer nicht auch selche mit mittabstandstreuer Projektion benutzt wurden. 
Dabei mußte versucht werden, Kartenmittelpunkt und Schwerpunkt tunlichst ein 
ander zu nähern, wenn nicht gar zu identifizieren. Mich wundert es, daß Seifertli 
durch eine Bemerkung Pencks nicht aufstützig gemacht wurde, die besagt, daß 
„die bei der Konstruktion verwendeten Karten in bezug auf die Mittelpunkte der 
Flächen äquidistant sein müssen“. 1 Ferner hätte Seyferth die Methode nach ver 
schiedenen Richtungen hin prüfen müssen, was man leider nicht bloß bei ihm, sondern 
auch bei andern physischen Karten und Untersuchungen zumeist vermißt. Da 
müßten folgende Fragen beantwortet werden: Ist der flächentreue Kreis tatsächlich 
der geeignetste, Rumpf von Gliedern zu trennen? Hat der Kreis oder welche andere 
Figur die größte Wahrscheinlichkeit für sich, als Flächengleicher zu fungieren? 
Wie beeinflussen die Schwerpunkte das kartographische Bild, die aus der Größe 
des Kontinents oder aus der Kontinentgröße samt Kontinentalsockel (Schelffläche) 
gewonnen werden ? Darf die Schelffläche überhaupt bei Schwerebestimmungen 
kartometrisch-kartographischer Art vernachlässigt werden? Ist vielleicht auch das 
isostatische Moment der Bewegungen der Erdkruste zu berücksichtigen? Vermag 
am Ende gar die Wegenersche Hypothese einen Lichtstrahl in das Dunkel zu senden? 
Wir sehen, daß das Problem nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick ausschaut, 
zu lösen ist. Hindernisse auf Hindernisse türmen sich. Erst wenn alle Möglichkeiten 
der Lösung erschöpft sind, wird sich durch Vergleich und sorgfältige Erwägung ein 
gangbarer Weg finden, der Glieder und Endländer einwandfrei vom Rumpfe scheidet. 
Mit Berücksichtigung morphologischer, klimatologischer und insbesondere der 
dadurch bedingten kulturgeographischen Erscheinungen unternimmt Ewald Banse 
eine Neugliederung der Erdteile 1 2 , die wir auch „Zergliederung“ nennen können, wobei 
ich gleich betonen möchte, daß die Bezeichnung durchaus keinen ominösen Bei 
geschmack hat. Sie verdient unsere vollste Aufmerksamkeit. Neue triebkräftige 
Gedanken offenbaren sich darin. Nicht mit eingefleischtem geographischem Dünkel 
darf man sich ihnen nahen; dann wird man überhaupt Banses Arbeiten gegenüber 
gerechter werden und sein als bisher. Wir verhehlen uns nicht, daß Banses Erdteil 
zergliederung bald besser zur Kartengruppe der organischen Welt gehört, wo auch 
Passarges Klimagürtel betrachtet werden. Doch da sich fast ebenso viele physische 
Elemente in der Gliederung offenbaren, sei ihre Erörterung an dieser Stelle gerechtfertigt . 
Ausgehend von dem Milieu, das von einem Ausschnitt der Erdhülle — worunter 
Banse das versteht, was wir als Erdoberfläche zu bezeichnen gewöhnt sind — alle 
1 A. Penck, a. a. 0., S. 68. 
2 E. Banse: Geographie. P. M. 1912, I, S. Iff.
	        
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