Die klimatographischen Karten.
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wie auch der Österreicher F. M. Exner. Zudem hat Bjerknes der praktischen
Meteorologie eine Arbeitsmethode gegeben, die als Bjerknessches System der Wetter
vorhersage bekannt geworden ist. Die Methode ist gewissermaßen nichts anderes
als die genaue physikalische Analyse der Wetterkarte, die den besten Einblick in
die ,,Anatomie“ der Zyklonen und Antizyklonen bietet und damit auch eine Ver
feinerung der Vorhersage ermöglicht.
Neben den Wetterkarten laufen Erklärungen von Wetterkarten einher, die
teils meteorologischen Zeitschriften einverleibt und teils als selbständige Werke ab
gefaßt erscheinen. Unter ihnen sei eine ältere namhaft gemacht, die volkstümliche
Abhandlung über Wetterkarten und Wetterprognose von N. Hoffmeier 1 oder von
(i. Krebs aus den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. 1 2 Am bekanntesten
wurde späterhin die populäre Darstellung der Wetterfolge von R. Abercromby 3 ,
die ein gut Teil ihres Inhalts der Wetterkarte widmet. Das beste auf dem Gebiete
der Erläuterungen von Wetterkarten hat in neuerer Zeit 0. Freybe geleistet, der
unermüdlich durch Wort und Karte zum Verständnis des Wetters in breitem Schichten
viel beigetragen hat. 4
Aber auch außerhalb der synoptischen Karte haben die Isobaren ein wichtiges
Untersuchungs- und Darstellungsbereich gefunden. Man rückte ihnen in der Wissen
schaft scharf zu Leibe, als erkannt wurde, wieviel Korrektionen bei barometrischen
Beobachtungen notwendig sind, um ein einigermaßen befriedigendes kartographisches
Bild zu erhalten. Mit diesen Problemen im speziellen haben sich vornehmste Geo
physiker und Meteorologen des In- und Auslandes beschäftigt. Von den Ausländern
seien nur namhaft gemacht der Engländer A. Buch an, die Franzosen L. T eis serene
de Bort und A. Angot, der Skandinavier H. Mohn, die Russen und Deutsch
russen A. Woeikow, Rykatcheff, Stelling, H. Wild usw.
Im Laufe der Entwicklung, deren Anfang ebenfalls in jener Periode liegt, als
A. v. Humboldt und L. v. Buch wirkten, erkannte man, daß bei der Reduktion
der Isobaren nicht bloß die Barometerabstände abzulesen, sondern auch Temperatur,
Luftfeuchtigkeit zu beachten und Schwerekorrektionen in Anrechnung zu bringen
sind. In der Be- und Unberücksichtigung der letztem auf der Karte hat man ein
Kriterium der Güte der Karte ableiten wollen. Dies Verfahren verbietet sich aber
vielen Karten gegenüber. Immerhin ist es mißlich, wenn Karten ohne Schwere
korrektion, wie viele von A. Buchan und des Meteorological Office in London, erst
umkorrigiert werden müssen, um sie vergleichbar zu gestalten.
Von den ältern Isobarenkarten behauptet J. Hann, daß sie die Schwere
korrektion nicht beachtet hätten. 5 In dieser starren Form können wir die Behauptung
nicht aufrecht erhalten. Er irrt, wenn er glaubt, daß bis über die Hälfte des ver
1 N. Hoffmeier: Wetterstudien zur Benutzung der tägl. Witterungsberichte. Auf Ver
anlassung von W. v. Freeden übersetzt von R. Tarkinson. Hamburg 1874.
2 G. Krebs: Wetterkarten und Wetterprognose. 2. Aufl. Frankfurt a. M. 1879.
3 R. Abercromby: Das Wetter. Deutsche Ausg. von J. M. Pernter. Freiburg i. B. 1894.
4 O. Freybe: Praktische Wetterkunde. Eine gemeinverständl. Anleitung zur Benutzung
von Wetterkarten in Verbindung m. örtlichen Wetterbeobachtungen. Berlin 1906. Mit 1 Wetterk.,
88 Kärtchen u. 13 Skizzen. — Kurze Anleitung zur Benutzung von Wetterkarten. Mit 1 Wetterk.
u. 4 Skizzen. Berlin 1906. — Wetterkartenatlas. Eine methodisch geordnete Sammlung von Wetter
karten mit erläuterndem Text. Berlin s. a. (1912). — Vgl. auch C. Appelrath: Entstehung u. Be
deutung der Wetterk. Natur u. Kultur. X. 1912, S. 65—70. Mit 2 K.
5 J. Hann: Meteorol. Atlas; s. Berghaus’ Physik. Atlas. Gotha 1887. Vorbemerkungen, S. 5.