Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
gangenen Jahrhunderts hinaus der mittlere Luftdruck im Meeresniveau als konstant 
für alle -Küsten angenommen worden sei. Mag er auch A. Buchans Abhandlung 
The mean pressure of the atmosphère and the prevailing winds over the globe for 
the month and for the year 1 als bahnbrechend für die Erkenntnis der ungleichen 
Verteilung des mittlern Luftdrucks im Meeresniveau bezeichnen, ist der Engländer 
doch nicht der erste gewesen, der diesem Gedanken freie Bahn gab. Das sei indes 
anerkannt, daß durch ihn die meteorologische Forschung mächtige Impulse erhielt 
und seitdem nicht ruhte, bis einer wissenschaftlichen Klimatologie ein Haus gebaut 
worden war. Mit Hann stimmen wir überein, daß die Schrift Buchans für die weitern 
Untersuchungen und zur Klärung der Ansichten über die Grundlagen einer wissen 
schaftlichen Klimalehre weit mehr beigetragen hat als H. W. Doves berühmtes Werk 
Die Verteilung der Wärme auf der Erdoberfläche. 
Auf der Karte Nr. 6 (Gotha 1839) des alten meteorologischen Atlasses von 
Heinr. Berghaus, die die Übersicht der mittlern Barometerstände am Meere und 
der Oszillationen des Luftdrucks bringt, heißt es ausdrücklich, daß die untere Zahl 
(an der Isobarenlinie) die wegen der Schwere verbesserte Barometerhöhe ist. Seitdem 
A. v. Humboldt 1807 auf die Abhängigkeit des Barometerstandes von der Polhöhe 
aufmerksam gemacht hatte 1 2 , ruhte die Forschung nicht. Neue Resultate brachten 
Ad. Ermans Beobachtungen 3 , wozu J. Chr. Poggendorff 1836 einige Bemerkungen 
hinzufügte, in denen auf die Verbesserungen hingewiesen wird, die sich durch die 
Berücksichtigung der Veränderung ergibt, die die Schwerkraft in verschiedenen 
Breiten erleidet. Bei Heinr. Berghaus selbst lesen wir: „Wird diese Korrektion, 
nach Poggendoiffs Hilfstafel, in Rechnung genommen, so werden die Barometer 
höhen zwischen dem terrestrischen Äquator und dem mittlern Parallel von Lat. 45° 
etwas niedriger, die zwischen diesen Parallel und den Pol fallenden Quecksilberstände 
aber etwas höher als die unmittelbaren Beobachtungsresultate.“ 4 Das stimmt ganz 
mit unserer heutigen Korrektion, indem wir als normale Intensität der Schwere die 
unter dem 45. Parallel im Meeresniveau annehmen. Wenn also der Barometerstand 
unter 45° Breite 760 mm beträgt, dann ist derselbe Stand am Äquator, um 2 mm zu 
hoch und in der Nähe der Pole um 2 mm zu niedrig. Mithin sind vom Äquator bis 
zum 45° Minuswerte und von da ab bis zum Pole Pluswerte zu addieren (zu dem adop 
tierten Normaldruck von 760 mm). 5 Entspricht das nicht ganz den Bemerkungen, 
die Poggendorff gegeben hat und über die Hann hinweggegangen ist? Verschweigen 
wollen wir allerdings nicht, daß die mit der Schwerekorrektion versehene Übersichts 
karte der mittlern Barometerstände in Berghaus’ Physikalischem Atlas an einer 
Voraussetzung krankt, die heute hinfällig geworden ist, nämlich an der, daß die 
Schwerekorrektion von dem Äquator nach dem Pole zu nicht eine verhältnismäßig 
1 Alex. Buchan in Transactions of the Roy. Soc. of Edinburgh. XXV. Edinburgh 1869. 
2 A. v. Humboldt: Essai sur la géographie des plantes, tableau physique des régions équi 
noxiales. Paris 1807, S. 90. 
3 Ad. Erman: Beobachtungen der Größe des Luftdrucks über den Meeren. Poggendorffs 
Annalen der Physik. XXIII. 1828. S. 144ff. 
4 Vorbemerkungen zu Berghaus’ Physik. Atlas. Besondere Bemerkungen. III. Lieferung. 
1838, S. 58. Von den mittlern Barometerständen handeln die Seiten 58—64. 
5 Hann, a. a. O., teilt S. 6 folgende kleine Tabelle mit, die für Barometerstände bei 760 mm 
am Meeresniveau gilt: 
Breite: 0° 10° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 80° 
Korrektion: -1,97 -1,65 - 1,51 - 0.98 - 0,34 + 0,34 + 0,98 + 1,51 + 1,85 mm
	        
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