Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die See- und Meerkarte. 
gedruckt 1 , aber noch 1769 verbessert, vermehrt und von neuem herausgegeben. 1 2 Auf 
die Wiedergabe der Küstenbeschaffenheit wurde noch mehr Sorgfalt als bei Waghenaer 
gelegt, besonders die Klippen und Sandbänke sind ausführlich dargestellt. Die Tiefen 
zahlen treten vermehrt auf und die Zeichnung unterscheidet genau Flachküste «w 
von Steilküste 
Neben den Verfassern und Herausgebern der großen Seeatlanten hört man nur 
selten die von einzelnen Seekarten. Aus dem 16. und 17. Jahrhundert kennen wir 
A. Heyen, G. Willemsen, Adr. Gerritz. Auch J. L. Waghenaer hat Einzelkarten 
herausgegeben. Im 18. Jahrhundert hören wir von Jens Werner Akeleye, Joan 
Heytemann, Jochim Hasebroek (Kartenverleger in Amsterdam), v. Kinsbergen, 
Bellini, auch von Johann und Gérard van Keulen. 3 
Für all die Einzelkarten und Seeatlanten hatte L. J. Waghenaer den Typus 
geschaffen. Im Laufe der Zeit gewinnen die Karten an größerer Klarheit und Feinheit. 
Mählich verschwinden die Seeungeheuer. Dafür vermehren sich die Angaben über 
Wassertiefen. In ihnen haben wir überhaupt ein Charakteristikum und einen be 
deutenden Fortschritt der neuen Seekarte zu erblicken. Die alte Rumbenkarte 
kannte, wie bereits bemerkt, keine Meerestiefen. An die Paßkarten wurde wenig 
verbessernde Hand angelegt; man schritt lieber zur x^nfertigung einer neuen Karte 
desselben Gebiets als die ältere wesentlich zu verbessern. Man scheute die damit 
verbundenen Kosten und Arbeit. So kommt es, daß sich neben neuen Karten fast- 
ähnliche ältern Datums vorfinden, und daß sich infolgedessen die Seeatlanten zu 
Monstren auswuchsen. Wir staunen heute über diese Kartenwerke und fast noch 
mehr über die Kaufkraft damaliger Zeiten. Umfaßte doch die Seefackel von 
Joh. van Keulen fünf Bände. Dieselbe Bändeanzahl hatte S. Bellin’s „Le petit 
atlas maritime“, Paris 1764, der mit seinen 580 Karten einer der umfangreichsten 
Seeatlanten war, die je herausgegeben worden sind. 4 
4. Der Neptune françois und die Seekarten seiner Zeit. Will man innerhalb 
des Zeitraums von der Mitte des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts nochmals gliedern, 
kann man den x\nfang einer neuen Periode an das Erscheinen eines Seekartenwerks 
knüpfen, das sich von den Fesseln der bisher üblichen Seekarten befreite und trotz 
Beibehaltung der Rumbendarstellung seinen eigenen Weg ging. Dies originelle Werk 
1 J. van Keulen: De nieuwe groote lichtende Zee-Fakkel. Amsterdam, 1689. — Das Werk 
umfaßt fünf Teile; den Text dazu verfaßte der Geometrieprofessor C. J. Voogt [R. Geogr. Society, 
London.] 
2 Die Neuausgaben der Seefackel scheinen durchgängig von Gérard van Keulen versorgt 
zu sein. Vgl. die längere Anm. auf S. 380 von J. Chr. Pfennigs Anleitung, a. a. O. 
3 E. D. Hauber spricht in seinem „Versuch einer umständlichen Historie der Land-charten“, 
Ulm 1724, S. 120 Anm.: „Sonsten seynd auch See-Karten Johannis Coloni und Jacob Aertz Coloni 
vor andern wohl zu gebrauchen.“ — Mir sind bis jetzt noch keine Seekarten von Coloni zu Gesicht 
gekommen. Ich vermute, daß Coloni mit Colom verwechselt u. Hauber nicht richtig gelesen hat. 
4 S. Bellin (Ingénieur de la Marine): Le petit atlas maritime. 5 Bde. Paris 1764. — I. Amé 
rique septentr. et les Isles Antilles, 102 cartes. II. Amérique mérid., Mexique, Terre-Ferme, Brésil, 
Pérou, Chily, 91 cartes. III. Asie et Afrique, 126 cartes. IV. Europe (moins la France), 129 cartes. 
V. La France, 132 cartes.
	        
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