Karten der Luftfeuchtigkeit und der sichtbaren meteorologischen Elemente.
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mittlern Regenmengen von einem Orte zum andern großen Schwankungen unter
liegen, die sich nicht in eine allgemeine Regel zwängen lassen. H. W. Dove ver
zweifelte seinerzeit noch an einer Darstellung der Regenverhältnisse der ganzen
Erde auf einer Karte, wenn sie kein Phantasiegebilde sein soll. 1 Isanomalen des
Niederschlags entwarf A. Peppier für Baden. Erinnert sei auch an Karten mit
reduzierten Isohyeten, wie sie u. a. W. Eckardt für das Ruhrgebiet und das
fränkische Thüringen entworfen hat.
Bei den Regenkarten, die nach 1870 bemerkenswert sind, tritt die Farbe an
Stelle der Schraffur und der schwarzen Schummerung. Letztere tritt uns nochmals
entgegen, aber als blaue Schummerung auf einer Darstellung der mittlern jährlichen
Regenmenge der Erde in J. v. Schedas Handatlas der neuesten Geographie (1874). 1 2
Die blauen Töne gehen ineinander über, um. anzudeuten, daß es keine scharfen Grenzen
zwischen den Regenzonen gibt, — ein Gedanke, der trotz seines Erfolg versprechenden
Keims in der Folgezeit verkümmert ist. A. Wo ei ko w ist es, der es nach H. Berg
haus zuerst wieder wagte, auf Grund eigener umfassender Studien eine Regen karte
der gesamten Erde zu zeichnen. 3 Die Schummerung verschwindet vollständig,
und an ihre Stelle tritt die Farbe. Durch lebhafte variable Farbengebung unter
scheidet der russische Meteorologe nicht bloß die einzelnen Regenregionen, sondern
macht auch durch schwarze Schraffur die Gebiete der jährlichen Regenmenge von
über 1*200 mm besonders kenntlich. An Woeikows Karte reiht sich als die beste
Leistung auf dein Gebiete der Regenkarten der Erde die Karte von E. Loomis an. 4
Das buntfarbige Bild hat einem einfarbigen Platz gemacht, insofern mit den Ab
stufungen einer Farbe, nämlich der blauen, alle bemerkenswerten Regionen gut
voneinander geschieden werden. Wir erblicken die Karte wieder in Hanns Meteoro
logischem Atlas von 1887 als Karte Nr. 37 in flächentreuem Gewand. Aber auch
diese Karte beruht in ihrem größten Teil auf Mutmaßungen; sie kann, wie J. Hann
selbst sagt, ,,nur beanspruchen, ein beiläufiges Bild der wahrscheinlichen Regen
verteilung auf den Festländern in ganz allgemeinen Zügen zu liefern“.
Um die weitere Vervollkommnung der Regenkarten der Erde sowohl wie
speziellerer Gebiete haben sich A. Supan und A. J. Herbertson mit Erfolg bemüht.
Supans ausführlichste Untersuchung über den Gegenstand ist in einem Ergänzungs
heft zu Petermanns Geographischen Mitteilungen niedergelegt; sie wird von drei
Karten begleitet. 5 Bekannt wurden insbesondere die Monatskarten der Regen
menge von A. J. Herbertson, die 1901 in den Schriften der R. Geographica!
Society erschienen und 1899 bereits in Bartholomew’s Physikalischem Atlas ver
öffentlicht waren. Für niederschlagsarme Gebiete wählte Supan die gelbe Farbe,
für die Gebiete mit mäßigem Niederschlag die grüne und für niederschlagsreiche die
blaue Farbe. Das ist die Farbengrundstimmung aller bessern Regenbilder des In-
und Auslandes. Unter den letztem sind wiederum hervorragende kartographische
1 H. W. Dove: Die Regen der gemäßigten Zone. Klimatologische Beiträge. I, 8. 103.
2 Vgl. oben Anm. 1, S. 346. Die Regenkarte ist die 4. Karte im Atlas.
3 A. Woeikow (Wojeikow, Wojeikoff): Regenkarte der Erde. P. M. Ergh. 38, 1874. '1.3.
4 E. Loomis: Contributions of meteorologv. 16. paper. Amer. journ. of scienee. XXIII,
Jan. 1882, und XXV, Jan. 1883.
5 A. Supan i. P. M. Ergh. 124. 1808. T. 1: Verteilung der mittlern jährl. Regenmenge auf
der festen Erdoberfläche. T. 2: Verteilung der mittlern Regenmengen in den vier Jahreszeiten.
T. 3: Karte der jahreszeitlichen Verteilung und mittlern jährl. Schwankung der Niederschläge (in
Prozenten der Jahresmerge). Die erste Karte ist auch in P. M. 1808 auf T. 13 wiedergegeben.