Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
J. Haeuser. 1 Für ganz Deutschland lehnten die Bearbeiter des deutschen Klima- 
Atlas das Kartenbild wegen des Mangels an langem Beobachtungsreihen in einer 
genügend großen Zahl von Orten ab. 
Mit der geographischen Verbreitung des Hagels und des kleinen Hagelkorns 
oder der Graupel in Nord- und Mitteldeutschland beschäftigen sich zwei Karten 
von Th. Arendt. 1 2 Die eine zeigt die Zahl der Tage mit Hagel- und Graupelfällen 
während 20 Jahre und die andere die Summe der Tage mit Hagel- und Graupelfällen 
von Mai bis Oktober; mithin bezieht sich die eine auf eine Reihe von Jahren, die andere 
beschränkt sich auf die warme Jahreszeit. Auf der ersten Karte sehen wir mit Hilfe 
von Flächenschattierung die Gebiete, wo die Zahl der Tage mit Hagel- oder Graupel 
niederschlägen bis 50, 100, 150, 200, 250, 300 und über 300 Tage während der Beob 
achtungsperiode von 20 Jahren beträgt, und auf der andern die Zahl der Tage mit 
Hageln und Graupeln in Gebieten von unter 10 Tagen, von 10—20 usf. bis über 
60 Tagen. 3 Arendt nennt seine Karten kurzweg Hagelkarten, indessen verdient 
nur die zweite Karte, wo aus natürlichen Gründen der Anteil der Graupelfälle an 
der Gesamtsumme der Hydrometeore gering ist, die Bezeichnung „Hagelkarte“. 
Die einzelnen Hagelregionen sind nicht bloß durch Schraffierungen, sondern auch 
durch Kurven voneinander getrennt, die keinen besondern Namen erhalten haben, 
sonst aber den Isarithmen gemäß konstruiert sind. Vielleicht kann man von ,,Iso- 
chalazen“ reden. 
Die durch Schneefälle, Graupeln und Hagel herbeigeführte perennierende Schnee- 
und Eisbedeckung der Erdhülle führt zu kartographischen Darstellungen, in denen 
sich neben klimatologischen Problemen vorzugsweise hypsographische widerspiegeln. 
Für die nördliche Halbkugel spielen die Sommerisothermen der Monate Juni, Juli, 
August und September eine Hauptrolle, wie G. Ho Imsen für Norwegen bei der Be 
stimmung der Schneelinie nachgewiesen hat. 4 Die Schneegrenze der Alpen ist schon 
oft das Objekt kartographischer Versuche gewesen. V. Paschinger gibt eine Schnee 
grenzkarte der Alpen als Beispiel einer neuen Darstellungsart von Schneegrenzkarten 
überhaupt 5 , indem er durch verschieden dicke und in Punkte und Striche aufgelöste 
Linien die Schneegrenzhöhen von 2500 m bis über 3100 m in sieben Stufen zu ver 
anschaulichen sucht. Die Schneegrenzkarten führen schließlich zu den Gletscher 
karten, die uns längst keine Unbekannten mehr sind. 6 
1 J. Haeuser: Die Niederschlagsverhältnisse in Bayern usw. Yeröffentl. der bayerischen 
Landesstelle f. Gewässerkunde. 23 K. München 1920. 
2 Th. Arendt: Die geograph. Verbreitung des Hagels in Nord- u. Mitteldeutschland. P. M. 
1922, T. 19. — Vgl. auch von derns. Verf.: Die mittlere jährl. u. monatl. Verteilung der Gewitter 
in Nord- u. Mitteldeutschland. Mitt. f. d. öffentl. Feuerversicherungs - Anstalten. XXXXVII. 
Okt. 1915. 
3 Die Karten selbst sind eingehender interpretiert auf S. 241—244 in P. M. 1922. 
4 G. Holmsen i. P. M. 1917, T. 31. 
5 V. Paschinger i. P. M. 1911, I, T. 11. 
6 An den Schluß dieses Hauptteils angelangt, möchte ich nicht versäumen, Dr. W. Eckardt, 
dem Leiter des Observatoriums in Essen, meinen Dank für die wertvollen klimatologischen und 
biologischen Hinweise auszusprechen. Man versäume nicht, Eckardts Abhandlung: „Die Paläo- 
klimatologie, ihre Methoden und ihre Anwendung auf die Paläobiologie“ (In E. Abderhalden: 
Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Abt. X. Berlien-Wien 1922) zu studieren.
	        
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