Die pflanzengeographische Karte.
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ständig“ an. Unter den bodenständigen seien die Salzpflanzen oder Halophyten
hervorgehoben. Wegen ihrer geographischen Wichtigkeit hat man vorgeschlagen,
die Signatnrtafel der amtlichen topographischen Karten durch ein besonderes Zeichen
für „Salzboden“ zu bereichern. 1
Mit Berücksichtigung der klimatischen und geographischen Faktoren hat man
verschiedene Reihen von Formationen aufgestellt, unter denen die einfachste und
geographisch brauchbarste folgende ist: Gehölz (Wald, Buschwald und Gebüsch,
Gesträuch), Grasflur (Wiesen, Steppen, Savannen), Wüsten (Wüsten- und Halb
wüstenformation). Innerhalb dieser Formationen unterscheidet Schimper noch die
edaphischen oder Standortformationen (Oase, Sumpf, Moor).
Eng verknüpft mit den Entwicklungsphasen und Grundzügen der botanischen
Wissenschaft ist die kartographische Darstellung pflanzenbiogeographischer Phänomene.
Nicht jeder Grundzug findet einen echten kartographischen Ausdruck. Da ist noch
viel zu tun, wo selbst die biogeographische Nomenklatur noch im argen liegt. 1 2 Die
„botanische Geographie“ oder die „topographische Geobotanik“ im Sinne Grisebachs
steht gegenwärtig mit ihren Kartenerzeugnissen obenan. Daneben darf die „geo
graphische Botanik“ oder die Entwicklungsgeschichte der Florenreiche nicht ganz
vernachlässigt werden.
Man wird keine Geschichte der botanischen Karte, insbesondere der biogeo
graphischen Pflanzenkarte schreiben können, ohne des Botanikers Oskar Drude
zu gedenken. Für die neue Entwicklung der Karte hat er zweifellos das meiste ge
leistet und die Methodik der Yegetationskarte mit neuen Ideen befruchtet. Auch
andere deutsche Gelehrte haben recht hübsche Erfolge in der botanischen Karto
graphie zu verzeichnen. Wir werden ihrer im Laufe unserer Erörterungen noch ge
denken. Von den Ausländern haben sich Franzosen gern mit kartographisch-bota
nischen Problemen befaßt. Unter ihnen seien die neuern, P. Maury und Cli. Flahault
genannt. Nicht übersehen sei, daß auch die Engländer und Nordamerikaner die
geographische Botanik mit beachtenswerten Kartenbildern bereichert haben; in der
Methode haben sie sich weniger hervorgetan.
148. Floristische Geschichts- und Phytemigrationskarten. Mit den historischen
Pflanzenkarten, wie wir sie im vorhergehenden Abschnitt kennen gelernt haben,
sind nicht die floristischen Geschichtskarten zu verwechseln. Sie sind Rekon
struktionen des ältern Pflanzenkleides, die gewöhnlich in Parallele mit dem gegen
wärtigen Aussehen bzw. der gegenwärtigen Verbreitung der Vegetation gestellt
werden. Für die Kulturgeschichte wie die allgemeine Geschichte sind diese Unter
suchungen und Kartenbilder bedeutungsvoll. Die floristische Geschichtskarte leistet
tatsächlich mehr als eine langatmige, wenn selbst gute Beschreibung. Schon bei
der Betrachtung der „Schematischen Übersicht des Waldbestandes der Mittelmeer
länder einst und jetzt“ von H. v. Trotta-Treyden 3 fällt es einem wie Schuppen
von den Augen, welche Bedeutung der Wald einst fürs Mittelmeer und dessen Klima
hatte. Gelb zeigt die Ausdehnung des Waldes im Altertum, Grün den zusammen
geschmolzenen heutigen Waldbestand. Diese Entwaldungskarten würden auch für
1 E. H. L. Krause: Pflanzengeographische Bemerkungen zur Karte des Deutschen Reiches
in 1 : 100000. P. M. 1914, I, S. 73.
2 Th. Arlt: Die biogeographische Nomenklatur. P. M. 1912, II, S. 65ff.
3 H. v. Trotta-Treyden i. P. M. 1916, T. 37.