Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die pflanzengeographische Karte. 
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und Umgrenzung Norddeutschlands“. 1 Sechs Bezirke werden unterschieden, und 
mit grün-, rot- und braunfarbig gestrichelten und punktierten Linien die 0-, N-, 
SO- und W-Grenzen von zehn Pflanzenarten bestimmt. 
Übersichtskarten, wie sie Drude entworfen, zusammengefaßt und fertiggestellt 
hat, sind schwierig in der Konzeption, deshalb auch mehr nachgeahmt als selbständig 
wiederholt worden. Weniger selten sind die, die sich mit einzelnen Sippen befassen 
oder in der Spezialisierung noch weitergehen, besonders wenn sie von kultur 
geographischen oder wirtschaftlichen Erwägungen diktiert sind. Erinnert sei an 
die Karten der Kautschuk liefernden Bäume 1 2 , der Dattelpalme 3 , des Ölbaums 4 usw. 
All diese Karten nun wiederum systematisch vermehrt und vervollständigt müßten 
den Inhalt eines pflanzengeographischen Atlas ausfüllen, der in der Form eines 
Handatlas zu schaffen wäre. An wertvollen Beiträgen liegt, wie wir schon sahen, 
mancherlei vor. Hingewiesen sei auch auf L. Capitaine’s Etude analytique et 
phytogéographique du groupe des légumineuses, Paris 1912, mit 27 Karten, die 
leider nur zu klein und in Mercatorprojektion entworfen sind; ferner auf die ältern 
Karten, ,,die geographische Verbreitung der Coniferen und Cnetaceen über die Erde“ 
von R. Brown 5 , ,,die geographische Verbreitung der Seegräser“ von P. Ascherson 6 
und ,,die geographische Verbreitung der Palmen auf der Erde“ von 0. Drude. 7 
Die Ausbreitung pflanzenphysiognomischer Gruppen spiegelt sich in den 
Vegetationsbildern wieder. In Verfolg dieses Zieles zeichnen wir Karten, die die 
Verbreitung von Lianen, Epiphyten, „das relative Obwalten von perennierenden 
Stauden oder Halbsträuchern oder Bäumen aus den verschiedensten Abteilungen 
des Pflanzensystems“ veranschaulichen, in der Hauptsache jedoch die Pflanzen 
formationen, wie wir sie oben kennen gelernt haben. Wir gelangen zu den Vegetations 
zonen und Vegetationsabteilungen, die die physiognomischen Hauptgenossenschaften 
der Pflanzen vereinigen. Die Physiognomie der Pflanzenbürger, die die Formationen 
der Wälder, Wiesen, Steppen, Moore usw. bedingt, wird herbeigeführt durch die 
Periodizität oder die Jahresperiode. Also die jeweilige Abhängigkeit von Klima 
und Jahreszeit ist wesentlich bestimmend, was Drude veranlaßt hat, neben den 
Vegetationszonen der Erde (Blatt 3 des Atlas) noch zwei Karten, die Vegetations 
entwicklung im Januar und im Juli, zu zeichnen. In dem Kartenbild der Vege 
tationszonen ist das Baumleben in den Vordergrund gestellt, weil es ein wichtiges 
Moment, vielleicht das wichtigste zur Beurteilung der Physiognomie und der Vege 
tationsperiode ist. Es wurden Laubbäume, Zapfenbäume und Palmen, die hier als 
biologische und nicht systematische Gruppen aufzufassen sind, in den Vordergrund gerückt. 
Eine ebenso schöne und wichtige, wenn nicht noch instruktivere Karte wie 
die der Vegetationszonen von Drude ist die, die von A. Engler dem Artikel über 
1 F. Hock: Versuch einer pflanzengeogr. Einteilung u. Umgrenzung Norddeutschlands. P. M. 
1907, T. 2. 
2 z. B. F. Clouth: Gummi, Guttapercha u. Balata, ihr Ursprung u. Vorkommen, Verbreitung 
u. Verwendung. Mit 2 K. Leipzig 1899. 
3 Th. Fischer: Die Dattelpalme, ihre geogr. Verbreitung u. kulturhistor. Bedeutung. Mit 
2 K. P. M., Ergh. 64. Gotha 1881. 
4 Th. Fischer: Der Ölbaum. Seine geogr. Verbreitung, seine wirtsch. u. kulturhistor. Bedeutg. 
Mit K. P. M., Ergh. 147. Gotha 1904. 
5 R. Brown i. P. M. 1872, T. 3. 
6 P. Ascherson i. P. M. 1871, T. 13. 
7 O. Drude: Die geogr. Verbr. der Palmen auf d. Erde. Mit K. P.M. 1878. T. 2.
	        
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