Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die organische Welt im Kartenbild. 
Pflanzengeographie in Meyers Großem Konversations-Lexikon, 6. Auflage, bei 
gegeben worden ist. Man könnte nach der Überschrift „Verbreitung der wichtigsten 
Pflanzengruppen“ in gleicher Weise auf eine pflanzengeographische wie -biologische 
Karte schließen, wenn auch die „Gruppe“ den Gedanken auf letztere leitet; und 
wir werden nicht getäuscht. In Dunkelblau treten die „tropischen Urwald pflanzen“, 
mit höherm Wärme- und Feuchtigkeitsbedürfnis auf, in Hellblau mit dunkelblauen 
Punkten die „Savannenpflanzen“ mit hohem Wärme- und Trockenheitsbedürfnis. 
„Immergrüne Buschpflanzen“ mit mittlerm Wärmebedürfnis (wie Wälder, Macchie, 
Scrub) zeigen sich in Dunkelgrün und in Hellgrün die „laubabwerfenden Bäume“, 
Dikotylen mit geringem Wärmebedürfnis, und ebenso die „Nadelholzbäume“. In 
Hellbraun erscheinen die „Wiesen- und Heidepflanzen“ und in demselben Farbeton 
mit Strichelchen die „Steppen- und Präriepflanzen“; durch gelbe und braune Töne 
werden die „Tundren“ und „Alpenpflanzen“ gekennzeichnet, — also Stauden und 
Gräser von geringem Wärmebedürfnis. Im besondern wird noch das „Grasland 
der südlichen Hemisphäre“ sowohl im Gebirge wie in der Ebene hervorgehoben. 
Alles in allem erkennt man aus meiner etwas ausführlichen Charakteristik der Karte, 
daß sie das größte Gewacht auf die Abhängigkeit des Pflanzenlebens von Wärme 
und Wasser legt, die von Land zu Land wechselt. Die Abhängigkeit vom Wasser 
wird als tiefst eingreifender biologischer Faktor angesehen. Wie die. Karte selbst 
pflanzengeographischen Forderungen gerecht wird, ersieht man aus den Grundtönen 
der Karte. Ein hellgelber bezeichnet das nördliche außertropische Florenreich, ein 
hellblauer das alt- und neuweltliche und ein weißer das altozeanische Florenreich. 
Englers Karte ist auf die pflanzengeographische Darstellung nicht von dem Einfluß 
geworden wie Drudes Karten. In deren Fahrwasser sehen wir z. B. C. S. Sargents 
„Verteilung der Vegetationsformationen Nordamerikas“ 1 oder Jo Tanaka’s „Pflanzen 
zonen Japans“ 1 2 . Letztere Karte ist besonders anschaulich, gut generalisiert und 
nicht überladen. — Englers großes Verdienst beruht insonderheit darin, Muster 
gültiges und Brauchbares in den farbigen Kartensignaturen zur Bezeichnung der 
Formationen der Tropen und Subtropen geschaffen zu haben. 3 Diese Signaturen 
skala bei der Darstellung der Vegetationskarten zu verwenden und praktisch zu er 
proben hat er auf den entsprechenden Karten in der von Hans Meyer herausgegebenen 
Kolonialen Landeskunde Gelegenheit gehabt. Die Erfahrungen, die er hierbei ge 
macht hat, ermunterten ihn, die Skala weitern Kreisen zu unterbreiten, in der 
Hoffnung, daß man sie nicht bloß für Afrika, sondern auch für andere Tropenländer 
verwenden wird. Die Formationen werden in halophile, hydrophile, hygrophile, 
megatherme und mesotherme, subxerophile und xerophile eingeteilt. In der Farben 
gebung selbst versucht Engler die Physiognomik der einzelnen Formationen zum 
Ausdruck zu bringen. 
Was Drude in den Erdkarten getrennt dargestellt hat, versucht er in den 
folgenden vier Atlasblättern, die Europa, Eurasien, Afrika und Australien, Nord- 
und Südamerika behandeln, zu vereinigen und fügt wieder zusammen, was die 
Natur ebenfalls als eins gebildet hat. Am besten ist ihm dies bei Europa gelungen, 
1 C. S. Sargent i. P. M. 1886, T. 12. 
2 Jo Tanaka i. P. M. 1887, T. 9. 
3 A. Engler: Die Vegetationsformationen tropischer und subtropischer Länder. In über 
sichtlicher Zusammenstellung nebst farbigen Signaturen zur Verwendung für Vegetationskarten. 
Mit einer Tabelle. Englers Bo tan. Jahrbücher. XLI. 5. Heft. Leipzig 1908.
	        
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