Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die organische Welt im Kartenbild. 
breitung von Pflanzengesellschaften und der sie bedingenden Faktoren (Vegetations-, 
Formationskarten) zu tun hat, zerfällt wiederum in zwei Untergruppen, in die 
Faktoren- und die Formationskarten. Die erstem berücksichtigen Klima (Wärme, 
Niederschläge, Verdunstung, Licht, Gesamtcharakter des Klimas, Phänologie, Höhen 
klima und Höhenstufen) und Boden (die pflanzengeographisch wichtigen Angaben 
der topographischen, geologischen und agrogeologischen Karten), die andern die 
einzelnen Formationen, wobei fünf Abschnitte besonders ausgeschieden werden. Der 
erste von ihnen beschäftigt sich mit der Aufnahme und der kartographischen Dar 
stellung der Zusammensetzung der Assoziationen in ganz großem Maßstabe (mikro 
graphische Kartographie), der zweite mit der Darstellung eines ökologisch-geographi 
schen Individuums (Wiesen, Moore, Seen, Inseln), der dritte mit der Darstellung 
der Verbreitung und Zusammensetzung einer und derselben Formation (Wald, Moor, 
Heide, Kulturformationen) in großem und kleinem Maßstabe, der vierte mit der 
Darstellung der gesamten Formationen eines kleinern Gebietes in großem Maßstabe 
und der fünfte Abschnitt mit der Darstellung einer oder aller Formationen eines 
großen Gebietes in kleinem Maßstabe (Formationskarten von Ländern, Kontinenten 
und der Erde). Die dritte Gruppe bringt die epiontologischen Karten, d. s. karto 
graphische Darstellungen, die sich auf die Geschichte der Pflanzenwelt beziehen. 
Dabei handelt es sich um die Verbreitung der Florenelemente, um die Einwanderungs 
wege und um frühere Verbreitungsverhältnisse. Mit der vierten Gruppe werden die 
floristischen Karten zusammengefaßt. Sie zeigen uns die Einteilung eines Landes, 
Erdteiles oder der ganzen Erde in „Florengebiete“ nach klimatischen, edaphischen, 
autochorologischen, synchorologischen und epiontologischen Gesichtspunkten, als 
Resultante aller dieser Momente. Es werden zwei Untergruppen unterschieden, von 
denen die eine die Florenkarten von Ländern und Kontinenten betrachtet und die 
andere die Florenkarten der Erde. Einen besondern Wert erhält die Schroetersche 
Abhandlung dadurch, daß sie jede wichtigere Kartenart durch Reproduktion wieder 
gibt, um vor allem die Methode zu illustrieren. Auf die historische Entwicklung 
der pflanzengeographischen Karte wie deren Methode ist Schroeter nicht ein 
gegangen. 
151. Die pflanzengeographische Spezialkarte. Bis jetzt haben wir es in der 
Hauptsache mit Erd- und andern Übersichtskarten zu tun gehabt. Nun gibt es 
eine Reihe von Karten, die wir als Spezialkarten ansprechen müssen, obgleich viel 
fach ihr Maßstab nicht der Größe entspricht, die wir bei einer Spezialkarte an 
zunehmen gewohnt sind. Sie folgen teils den im vorgehenden Abschnitte behandelten 
Methoden, teils schlagen sie neue Wege ein. Immer kommt es auf das Ziel an, das 
verfolgt wird, und auf den Zweck, der beabsichtigt ist. Im besondern hat z. B. 
W. Wangerin die Richtlinien für die pflanzengeographische Kartographie im nord- 
ostdeutschen Flachland festgelegt. 1 Mit der Untersuchung der Pflanzengesellschaften 
des Lauterbrunnertales und ihre Sukzession steuert W. L ü d i auf zwei kartographische 
Ziele zu, einmal auf die Darstellung einer wirtschaftlichen Vegetationskarte oder 
einer Karte der Nutzvereine und sodann auf eine genetisch-dynamische Vegetations 
1 W. Wangerin: Richtlinien für d. pflanzengeogr. Kartographie im nordostdeutsch. Flach 
land. Bericht des westpreuß. botanisch-zoologischen Vereins. Danzig 1920, S. 10—22. 1 K. von 
Ost- und Westpreußen.
	        
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