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Die organische Welt im Kartenbild.
gang und gäbe bleiben. {Sie erzielt die ersten brauchbaren kartographischen Resultate,
vor allem wenn dabei nicht mit dem Buntdruck gespart ist. 1
All die Standortspunktkarten und weiter daraus abgeleitete müssen den Fort
schritt pflanzengeographischer Erkenntnis zeigen. Die Spezial- und Übersichts
karten Drudes sind Musterbeispiele hierfür. Nach ihm müssen die Karten auch das
Typische im Pflanzenkleid des betreffenden Landes darstellen. Mithin will er nicht
eine gleichmäßige Behandlung sämtlicher Länderräume, sondern die Kartierung gut
ausgewählter Stücke in größerm Maßstabe. Im Gegensatz zu Drude hat der groß
angelegte und vielseitig durchdachte Plan von Ch. Flahault eine gleichmäßige
floristische Kartierung von Gesamt-Frankreich vorgesehen. 1 2 Auch in andern Ländern
arbeitet man auf eine mehr gleichmäßige botanische und biogeographische Landes
aufnahme hin. R. Scharfetter hat viel zu den Vorarbeiten einer pflanzengeogra
phischen Karte Österreichs beigetragen. 3 Seinen Arbeiten liegt die österreichische
Generalstabskarte in 1 : 75000 zugrunde. Leider werden durch die dicken schwarzen
Grenzlinien der Farben, durch deren dunkle Tönung, durch die starke Strichelung
und die großen Buchstaben das topographische Bild der Karte stark beeinträchtigt;
aber im übrigen ist ein gewaltiges Beobachtungsmaterial kartographisch festgelegt
worden. 4 In die Reihe der Vorarbeiten zur geobotanischen Landesaufnahme ge
hören auch die bereits namhaft gemachten Karten von W. Lüdi in 1 : 50000. 5
Drude hat bereits den Maßstab eines Meßtischblattes für die floristische Durch
forschung mitteleuropäischer Gebiete vorgeschlagen. Mir will es scheinen, als ob
selbst dieser Maßstab noch nicht genügen würde, und für viele kleine typische
Florenbilder wird man künftig auch hier zur topometrischen Grundkarte in 1 : 5000
greifen. Karten großem Maßstabes als das Meßtischblatt hält auch W. Wangerin
für angebracht. 6 Zu der weitern Verarbeitung und dem systematischen Aufbau des
stationären Materials schlägt er eine Karte im Maßstabe 1:1000000 vor, „die oro-
graphischen und hydrographischen Verhältnisse des Gebietes deutlich zur An
schauung bringt und auch eine ausreichende Zahl von Ortsnamen enthält.“ 7 Ich
für meinen Teil bezweifle dies und halte auch den vorgeschlagenen Maßstab für zu
klein. Man schlage nur in Debes’ Handatlas die Deutschlandkarten auf und versuche,
ob sie das floristische Material der Einzelforschung in zusammengedrängten und
zusammenfassenden bunten Signaturen zu bewältigen vermögen. Dann dürfte
1 : 500000 schon geeigneter sein (also auf Grund der Vogelschen Deutschland karte).
1 Vgl. J. Eichler, R. Gradmann und W. Meigen: Ergebnisse der pflanzengeographischen
Durchforschung von Württemberg, Baden u. Hohenzollern. I — VI. Stuttgart 1905—1914.
2 Ch. Flahault: Essai d’une carte botanique et forestière de la France. Annales de Géo
graphie, VI, 1897, S. 289. T. IX. Perpignan.
3 R. Scharfetter: Die Vegetationsverhältnisse von Villach in Kärnten. Vorarbeiten zu
einer pflanzengeograph. Karte Österreichs. Nr. 7. Abh. d. k. k. Zool.-bot. Ges. Wien VI, Heft 3.
Jena 1911.
4 Auf der Karte sind folgende Pflanzenformationen in Farben dargestellt: 1. Mischwald (die
vorherrschenden Bäume durch Buchstaben angegeben); 2. Mischung der Fichte u. Föhre; 3. Fichte
auf Urgestein; 4. Föhrenwald; 5. Erlenau u. Haselformation; 6. Bergstürze; 7. Sümpfe; 8. Kulturen;
9. Felswände; 10. Bergwiesen auf Urgestein; 11. Azaleenteppich. Bürstengras auf Urgestein; 12. Leg
föhren u. Alpenrosengebüsch; 13. Grünerle, Alpenrosen, Seggenmatte auf Urgestein; 14. Alpenwiesen
u. Matten; 15. alpine Enklaven; 16. illyrische Arten (mit Kreuz bezeichnet).
5 Siehe Anm. 1, S. 399.
6 W. Wangerin, a. a. O., S. 16.
7 W. Wangerin, a. a. O., S. 12