Die tiergeographisehe Karte.
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Gebiet bleibt lediglich als Neogäa bestehen. Supan spricht von Faunagruppen und
Faunareichen anstatt von Tiergebieten, um so eine Angleichung an die Karte der
floristischen Reiche zu gewinnen.
159. Die Meeresfauna-Karten. In der Meeresfauna treten uns wesentlich andere
Formen entgegen als in der Landfauna. Jene ist durch große Tiergruppen aus
gezeichnet, die dem Lande und dem Süßwasser fehlen, wie durch die Korallen, Stachel
häuter, Tintenschnecken, Radio!arien usw. Unter den kleinsten Meerestieren finden
wir die größten Erdbaumeister, so die Foraminiferen und die Radiolarien, die durch
ihre Kalkskelette und Kieselschalen den Meeresboden erfüllen und im Laufe von
Äonen mächtige Ablagerungen bilden. Wie unter den Landtieren haben unter den
Meerestieren viele wirtschaftlichen Wert und werden deshalb gejagt, wie Walroß,
Wal, Pelzrobbe, Seehund, oder gefischt, wie die meisten Fische in kürzerer oder
größerer Entfernung von der Küste, oder die Korallen, Schwämme, Perlmutter,
oder sogar gezüchtet, wie Austern.
Von Natur aus ist die Verbreitung der Tiere des Meeres an andere Bedingungen
geknüpft als die der Landtiere, wenn auch die Temperatur hier wie dort eine große
Rolle spielt. Es gibt Tiere, die lediglich in tropischen Meeresgebieten auftreten
und wiederum solche, die nur in arktischen bzw. antarktischen Gebieten aufzufinden
sind. Neben der Temperatur ist der Salzgehalt des Seewassers zu beachten. Die
Seetiere vertragen eher einige Promille Salzgehalt zuviel als zuwenig. Daß sich
im Laufe der Zeit Salzwassertiere auch dem Süßwasser anpassen, wissen wir von
der Relikten-Fauna. Hinwiederum gibt es Tiere, auf die wir schon aufmerksam
gemacht haben, die einen Teil ihres Lebens auf dem Lande oder im Süßwasser und
den andern Teil in der See verbringen. Daß die Lagerung der Landmassen für die
Verbreitung der Meerestiere ein ausschlaggebender Faktor ist, bedarf keiner weitern
Erörterung. Die natürlichen Gebiete der Lebensbezirke der Meerestiere sind drei:
Küste, offenes Meer und größere Meerestiefen, also der litorale, pelagiale (pelagische)
und abyssale (abyssische) Bezirk. A. E. Ortmann war es, der als ein erster den
Grundzügen der marinen Tiergeographie sowohl textlichen wie kartographischen Aus
druck verlieh. 1
Der abyssale Lebensbezirk ist weit ausgedehnt; denn er umfaßt die
Tiefenregionen der Ozeane. In der Zoologie faßt man das abyssische Gebiet weiter
als in der Ozeanographie, wo nur die Sedimentregion des Roten Tiefseetones und
des Radiolarienschlammes als solches gilt. Der Zoologe greift auch auf das Gebiet
der Verbreitung der epilophischen Sedimente hinüber, also auf die Regionen, wo
Globigerinen-, Pteropoden- und Diatomeenschlamm anzutreffen ist. Durch die Ver
bindung der großen Meere in der antarktischen Zone erhält das Abyssal einen
ununterbrochenen Zusammenhang, der sich auch in der Lebewelt aussprechen muß,
oder mit andern Worten, es ist schwer, charakteristische Regionen zu unterscheiden.
Hat man es dennoch versucht, geschah dies mehr indirekt, indem man aus den
Bodenproben der Tiefseelotungen auf die Verbreitung der Kreidetierchen und der
Strahlinge schloß. Ferner ist zu beachten, daß die Schlammpartikelchen Sink
produkte von Tieren sind, die in verschiedenen Meeresschichthöhen wohnen und
1 Arnold E. Ortmann: Grundzüge der marinen Tiergeographie. Anleitung zur Untersuchung
der geogr. Verbreitung mariner Tiere, mit bes. Berücksichtigung der Dekapodenkrebse. Jena 1896.
Mit farbiger K.