Die tiergeographische Karte.
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mit einer Art Standortspunktmetliode ans Werk gehen. Da infolge der mannig
faltigen Tierwelt viele Kartenblätter für ein und dieselbe Gegend benutzt werden,
ist es nicht nötig, zu dem großen Maßstab 1 : 25000 wie bei der pflanzengeographischen
Landesaufnahme zu greifen. Aufnahmesektionen in 1 : 100000 werden vollständig
genügen. Die Haupt Verarbeitung und Veröffentlichung würde am besten in 1 : 500000
erfolgen. Aber nicht allein auf die Lokalisation ist das Augenmerk zu richten,
sondern gleichzeitig auf die verschiedensten obwaltenden physikalischen Verhält
nisse, wie auf Klima, Boden, Bodenbedeckung, Höhenlage. Bei der Aufnahme muß
biologischen Erscheinungen im weitgehendsten Maße Rechnung getragen werden,
wenn die Aufnahme nicht in eine trockene und langweilige Katalogisierung aus
arten soll.
Die Karten, die man heute als Spezialkarten zu bezeichnen pflegt, sind eigent
lich großenteils nur Übersichtskarten. Bei pflanzen- und tiergeographischen Karten
kann ja, ohne sich Zwang aufzuerlegen, von dem Einteilungsprinzip der topo
graphischen Karte, das durch den Maßstab geregelt ist, abgesehen und lediglich
nach Inhalt und Zweck eingeteilt werden. Hat man es mit einem Objekt bei der
Darstellung zu tun, spricht man allgemeinhin von Spezialkarten, ganz gleich, ob
ich es über die ganze Erde hin verfolge oder nur in einem kleinen orographisch
oder biologisch bedingten Verbreitungsgebiet. Spezialkarten der ersten Art sind
die bereits genannten Schlangenkarten von H. Schlegel. In den sechziger und
siebenziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stellten sich Petermanns Geo
graphische Mitteilungen diesen Darstellungen oft zur Verfügung. Aug. Petermann
selbst zeichnete nach den Arbeiten von Otto Finsch eine Karte der Verbreitung
der Papageien. 1 Die gleiche Karte finden wir wieder in der Biologischen Geographie
von Alois Pokorny. 1 2 Nach Gabriel Koch redigierte Petermann die Karte der geo
graphischen Verbreitung der Schmetterlinge über die Erde. 3 Von J. Jaeger und
E. Bessels wurde zu jener Zeit die Karte der geographischen Verbreitung der Hirsche
über die Erde gegeben. 4 Daß man damals den klimatischen Einwirkungen auf der
Spur war, bezeugt die Karte von der geographischen Verbreitung der Wander
heuschrecke von Fr. Th. Koppen, auf der außer dem Verbreitungsgebiet die Juni-
Isothermen von 16° und 14° R eingetragen sind, um die Abhängigkeit vom Klima
zu zeigen. 5 Schließlich sei noch erwähnt, daß 1889 W. Marshall sowohl eine Karte
der Verbreitung der Spechte wie eine solche der Papageien entworfen hat. 6 7
Die eigentliche Spezialkarte ist auch in der Tier- und Pflanzengeographie die
Karte, die sich bei größerm Maßstabe auf kleineres Gebiet beschränkt. Die Eigenheit
des kleinern Gebietes kann geophysikalisch, zoologisch und biologisch bedingt sein.
Ein interessantes Kapitel moderner Tiergeographie hat R. Kowarzik mit der Ver
breitung der Wildschafe angeschnitten. Auf seiner Karte' kam es ihm neben der
1 Aug. Petermann i. P. M. 1867, T. 1.
2 Al. Pokorny: Die Erde als Wohnplatz der Pflanzen, Tiere u. Menschen. (Biolog. Geogr.)
In: Unser Wissen von der Erde, hg. von A. Kirchhoff. I. Prag-Leipzig 1886, K. zw. S. 772 u. 773.
3 Aug. Petermann i. P. M. 1870, T. 2.
4 G. Jaeger und E. Bessels i. P. M. 1870, T. 6.
5 Fr. Th. Koppen i. P. M. 1871, T. 18.
6 W. Marshall: Die Papageien. Leipzig 1889. Mit K. Die Spechte. Leipzig 1889. Mit K.
Zoologische Vorträge Nr. 1 u. 2.
7 R. Kowarzik i. P. M. 1914, I, T. 15.