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Die organische Welt im Karteubild.
Erl. v. Nordenskiöld 1 , Jan Czekanowski 2 , A. Philippson 3 , Th. Koch - Grünberg 4 ,
K. Sapper 5 usf.
Von außerordentlicher Wichtigkeit sind die Karten, die sich eines einzelnen
Volkes oder Volksstammes annehmen. Auch da können wir wieder auf ältere Er
zeugnisse zurückgreifen und klopfen nicht vergebens bei Aug. Petermann an, der
an die Klärung völkerkundlicher Fragen rege mit Hand anlegte. Die Deutschen
und Romanen in Südtirol und Venetien hat er nach den Forschungen von Chr. Schneller
im Kartenbild wiedergegeben 6 , desgleichen nach A. F. Rittich die Verteilung der
Groß-, Weiß- und Kleinrussen. 7 Nach Cuinet, Selenoy und v. Seydlitz entwarf
A. Supan die Verteilung der armenischen Bevölkerung in Türkisch-Armenien, Kur
distan und Transkaukasien. 8 In Petermanns Geographischen Mitteilungen stoßen
wir auf die Karte der Verteilung der Kosaken im russischen Reiche von M. Choroschchin. 9
Auf eine ältere russische ethnographische Karte sei noch hingewiesen, die für ihre Zeit
eine bedeutsame Leistung war; es ist die ethnographische Karte des von Polen be
wohnten Gebietes von R. d’Erkert. 10
Die Vorliebe für ethnographische Karten ist den Herausgebern von Petermanns
Geographischen Mitteilungen eigen geblieben. Sie offenbart sich bei dem derzeitigen
Herausgeber, Paul Langhans, in weit höherm Grade als bei Petermann. Während
dieser die wissenschaftlichen Ergebnisse und Karten anderer für seine Zeitschrift
zurechtschnitt und -arbeitete, greift Langhans direkt in die ethnographische Forschung
ein, deren Fazit ihm stets die Karte ist. Langhans wird uns bei der angewandten
Karte noch öfters entgegentreten. Seine Methode ist vielfach vorbildlich geworden;
er arbeitet fast durchgängig mit Flächenkolorit. Musterkarten ihrer Art sind die,
die er über die Verbreitung der Rumänen veröffentlicht hat. 11 Sie geben interessante
Aufschlüsse, wie stark sich das Rumänentum in Siebenbürgen, Ungarn, in der
Bukowina und in Bessarabien eingenistet hat. Hier untersucht er die Latinität der
adriatischen Küste Österreich-Ungarns 12 (zwei Nebenkarten gelten der Verbreitung
der Italiener), dort die Verbreitung der Buren in Deutsch-Südwestafrika. 13
1 Erl. v. Nordenskiöld: Ethnograph. K. von Ostbolivien. P. M. 1911, I, T. 5.
2 Jan Czekanowski: Ethnograph. Übersichtsk. des Nil-Kongo-Zwischengebietes. P. M.
1912, I, T. 11.
3 A. Philippson: Ethnogr. K. des Peloponnes. P. M. 1890, T. 3. — Völkerk. des westlichen
Kleinasiens nach eigenen Erkundungen auf Reisen 1900—1904. P. M. 1919, T. 3.
4 Th. Koch-Grünberg: Völkerk. des Gebiets am obern Rio Negro u. Yapurä. Globus XC,
1906, S. 10.
5 K. Sapper schreibt über seine Karten vorsichtigerweise nicht Völkerkarten, sondern Ver
breitung der Sprachen in . . . Wir kommen im Kapitel ,,Sprachkarten“ auf Sappers Karten zurück.
Natürlich haben sie einen wesentlichen ethnographischen Einschlag.
6 A. Petermann i. P. M. 1877, T. 17.
7 A. Petermann i. P. M. 1878, T. 18.
8 A. Supan i. P. M. 1896, T. 1.
9 M. Choroschchin i. P. M., Ergh. 71, 1884.
10 R. d’Erkert: Atlas ethnographique des provinces habitées en totalité ou en partie par
des Polonais. 6 K. St. Petersburg 1863.
11 P. Langhans: Der rumänische Volksboden u. die staatl. Entwicklg. des Rumânentums.
P. M. 1915, T. 35. — Der rumänische Anteil an der Bevölkerung Ungarns, der Bukowina u. Bess-
arabiens. P. M. 1915, T. 36.
12 P. Langhans i. P. M. 1915, T. 54.
13 P. Langhans i. P. M. 1900, T. 3.