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Die See- und Meerkarte.
name.“ 1 Ganz so schlimm haben es allerdings die Amerikaner nicht gemacht; auch
haben sie Bedeutendes und Originelles geleistet (s. § 27).
Wenn wir das „Verzeichnis der deutschen Admiralitätskarten und nautischen
Bücher“ mit den dazu gehörigen „Übersichts-“ oder „Indexkarten“ der verschiedenen
Jahre vergleichen, erkennen wir einmal das große Arbeitsfeld und sodann die schnelle
und glänzende Entwicklung der kartographischen Abteilung des Reichsmarineamts
bzw. der Nautischen Abteilung in der Marineleitung des Reichswehrministeriums.
Greifen wir zum Vergleich nur zwei Jahrgänge heraus, das Jahr 1911, in welchem
Jahre 50 Jahre seit Errichtung des Hydrographischen Bureaus verflossen sind, und
das Jahr 1921. 1 2 Der Bestand der Karten betrug Ende des letztgenannten Jahres 715,
1911 nur 405. 1921 umfaßten 239 Karten die Gebiete der Ost- und Nordsee, des
Kanals und der Westküsten der britischen Inseln (1911 dagegen 190 Karten), 161 Karten
(1911 nur 49) den Atlantischen Ozean, 73 (12) Karten das Mittelmeer, 21 (20) das Rote
Meer, 71 (44) den Indischen Ozean und den ostindischen Archipel, 133 (84) den Stillen
Ozean. Ganz neu erscheinen außerdem 11 Karten des Nördlichen Eismeeres, während
die sechs Karten verschiedenen Inhalts die gleichen wie 1911, wohl aber verbessert,
geblieben sind, darunter eine Weltkarte in Mercatorprojektion 1 : 80000000 für
Einzeichnungszwecke und gleichgroße Weltkarten mit den Linien gleicher Mißweisung,
gleicher magnetischer Inklination und gleicher magnetischer Horizontalintensität.
Dazu gesellen sich noch 20 Indexkarten, eine Umwandlungstabelle für englische Faden
in Meter ( x / 2 —100 Faden) und für Meter in englische Faden (1—200 Meter), Monats
karten für den Nordatlantischen Ozean (neue Folge der nordatlantischen Wetter
ausschau), Vierteljahrskarten für Nordsee und Ostsee und schließlich Monatskarten
für den Indischen Ozean, für diesen Ozean auch einen besondern Atlas der Meeres
strömungen. Die Anzahl der Einzelkarten würde sich beträchtlich vermehren, wenn
man die vielen Pläne, die oft auf einem Blatte vereint sind, einzeln zählen wollte; so
enthält Nr. 113 allein 35 Pläne der Marshallinseln in den Maßstäben 1:20000 bis
1 : 600000.
Daß der Krieg außerordentlich belebend auf die Vermehrung des Kartenmaterials
und die Auflagenhöhe wirkte, ist erklärlich, obwohl die fremden Kartenstellen gesperrt
waren und das Au-courant-Halten fremder Küstengebiete außerordentlich erschwert,
zumeist ganz unterbunden war. Die kartographische Leistung der Seekartenabteilung
bzw. der Vermessungsabteilungen für Seekarten während des Krieges war ebenso
beachtenswert wie die der Vermessungstruppen auf dem Lande. Schwierig war die
Ausführung der Revisionsmessungen in verschiedenen Gebieten der Nord- und Ostsee.
Die Einfahrten von Zeebrügge und Ostende mußten ständig beaufsichtigt werden.
Neumessungen wurden an der Küste von Libau ausgeführt, ferner in der Bucht und
im Hafen Arensburg auf der Insel Ösel, ferner in kleinern Gebieten der Alands-Inseln.
Die Seemeßtrupps sehen wir aber auch tätig an den Schwarzmeerküsten von Rumänien
und Bulgarien von Konstanza bis Kap Kaliakra, an der untern Donau bis zur Sulina-
mündung, sogar an der Gallipoli-Halbinsel und in Mesopotamien. 3 Mit dem Kriege
1 The committee on naval affairs. Saturday, December 17, 1910, S. 286. (Hydrographie
office, Washington.)
2 Das Verzeichnis dieses Jahres hat mir der jetzige Chef der Marineleitung des Reichswehr-
ministeriums in liebenswürdiger Weise bis zum Dezember 1921 ergänzen lassen.
3 Hierbei halte ich mich an die Ausführungen von L. Schmidt u. G. Zacharias: Die Ent
wicklung der deutschen Seekarten, a. a. O., S. 97.