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Die organische Welt im Kartenbild.
H. Wagner der Fall ist. 1 Kirchliche Einrichtungen, insbesondere Erzbischof- und
Bischofsitze hat man vom frühen Mittelalter an mit auf Karten verzeichnet. Die
Bad- und andern mönchischen Karten, selbst andere, profane Karten, geben darüber
Aufschluß. 1 2 Die Bischofsitze wurden durch Kreuz an Ortschaften oder besondere
Ortssignaturen (Kirchenansichten en miniature) kenntlich gemacht. Das 16. und
folgende Jahrhunderte gingen dazu über, besondere Beligions-, beziehungsweise
ecclesias tische Karten zu zeichnen. Eine der ältesten Religions karten ist die
von Nicolaus Clandianus: Die Karte von Böhmen, die 1517 in Nürnberg gedruckt
worden ist, entworfen auf Veranlassung der Böhmischen Stände. 3 Gekreuzte Schlüssel
deuten die katholischen Orte an, Kelche die hussitischen. Die Karte ist in S. Münsters
Kosmographie übergegangen. Unter den Karten, die Jodocus Hondius dem von
ihm herausgegebenen Atlanti minori Gerardi Mercatoris angehängt hat, beschäftigt
sich die Designatio orbis christiani mit der Verbreitung der christlichen und der
türkischen oder heidnischen Religion. Einzelne Mönchsorden werden kartographisch
besonders gewürdigt, wie die Benediktiner, 4 die Augustiner. 5 Von N. Sansón sind
uns ecclesiastische Karten überliefert 6 , desgleichen später von J. B. Ho mann 7 , die
für ihre Zeit eine gewisse Berühmtheit erlangten. Sie haben E. 1). Hauber zum
Verfasser, der für Homann im ganzen eine Welt- und vier Erdteilkarten ,,illuminierte“,
worauf die Verbreitung der Religionen farbig angelegt wurde. Jede Religion hatte ihre
eigene Farbe. Die Religions-Mischgebiete sind deutlich hervorgehoben; auch ist zu
sehen, wo der Landesherr einer andern Religion als das Land selbst zugetan war.
Wie es die Religionskarten früher pflegten, entweder die kirchlichen Ein
richtungen oder die Religionen besonders oder beides gemischt darzustellen, ist es
heute noch. Ein erstes klares Bild, wo die Verbreitungsgebiete der einzelnen
Religionen farbig umrandet sind, bringt uns der alte Berghaus in der Abteilung der
Anthropographie, Gotha 1848. Unterschieden werden Christen, Juden, Mohammedaner,
Brahmadiener, Buddhaisten und Heiden. Das Merkwürdige an diesen Karten und
ähnlichen anthropographischen Karten ist, daß das Verhältnis der einzelnen
Religionen zur Gesamtheit der Menschheit, diese zu 1272 Millionen Seelen an
genommen, prozentuarisch ausgerechnet wird. In der Reihenfolge der genannten
Religionen sind folgende Hundertteile ermittelt worden: 30,70%; 0,8; 15,7; 13,4;
31,2 und 8,7%. Das ist eine Berechnungsweise, an die wir uns heute trotz ein-
1 H. Wagner: Lehrb. der Geogr. 10. Aufl. Hannover 1923, S. 842—844. — Wagner nennt
einen ganzen Paragraphen „Konfessionskarten“; aber von Konfessionskarten ist darin nicht die
Rede, nur von der Verbreitung der Konfessionen wird gesprochen.
2 Selbst die Peutingersche Tafel.
3 Nie. Clandianus: Böhmen. Nürnberg 1517. [K. k. Hof-Bi. Wien.]
4 Monasteriologia, in quá insignum aliquot Monasteriorum Familiae S. Benedicti in Germania,
origines, fundatores, clarique viri ex eis oriundi describuntur, eorudemque idaeae aeri incisae oculis
subjiciuntur. Auctore R. P. F. C. Stengelio. Augustae Vindelicorum, 1619. [Br. M. London.]
5 Orbis Augustinianus, sive Conventuum Ordinis Eremitarum Sancti Augustini chorographica
et topographica descriptio. (Topographia Augustiniana.) Authore A. Lubin. Parisiis 1659.
[Br. M. London.]
6 N. Sansón: L'Allemagne par Archeueschés et Eueschés. s. a. (etwa 1645). [K. Bi. Berlin.]
7 J. B. Homann: Tabula geographica totius Germaniae qua differentium Imperii trium
religionum status et domininia diversis coloribus distincta exhibentur ä J. B. Homanno . . . Norimb.
c. 1720. [K. Bi. Berlin.] — Germania Ecclesiastica seu Imperium Romano-Germanicum in suas
tam seculares quam ecclesiasticas ditiones concinnis coloribus pecul. distinctum et exhibitum in offic.
Homanniana . . . Norimb. c. 1740. [K. Bi. Berlin.]