Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Ethische Karten (geistige Kulturkreiskarten) und besondere Kulturkarten. 
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atlas von J. Wyld. 1 An der Spitze der Missionskartenwerke steht gegenwärtig der 
prächtige Atlas Hierarchicus von C. Streit 1 2 , für den nach dem Kriege auch schon 
wieder eine verbesserte Auflage notwendig wird. Dies Kartenwerk, das ein allgemeiner 
hierarchischer Atlas der gesamten katholischen Kirche ist, geht tief ins einzelnste. 
Die Bischofstädte werden genau nach ihrem Rang unterschieden. Ebenso wird ein 
Unterschied gemacht zwischen den der Konsistorialkongregation und den der Kon 
gregation de Propaganda Eide unterstellten Gebieten. Der gleiche Earbenton bringt 
die Zugehörigkeit der Diözesen zu Provinzialverbänden zum Ausdruck. Die einzelnen 
Diözesen innerhalb der Provinzen sind durch farbige Linien (meist blau) abgegrenzt. 
Die politischen Grenzen, die durch kräftige, zinnoberrote Linien dargestellt sind, 
dienen lediglich der Orientierung. Ein bewundernswerter Fleiß wurde auf die Richtig 
stellung und Wiedergabe der Sprengelgrenzen gelegt. Darum werden von diesen 
Karten auch Historiker und Geograph viel haben. Schade ist nur, daß — wie es 
heißt — aus Sparsamkeitsgründen die Terrainzeichnung weggelassen ist. Die Karten 
sind auf den Situationskarten des Solir-Berghaus sehen Atlas aufgebaut. Gerade das 
orographische Element würde hier deutlich gezeigt haben, wie religiöse Propaganda 
und hierarchische Abgrenzung noch mehr durch die Bodenformen als durch das 
Flußnetz bedingt werden. Streit legt großen Wert darauf, daß alle Karten möglichst 
in einheitlichen Maßstäben und durchweg gleicher Projektion erscheinen (Einfluß von 
Al. Bludau!). „So ist die Möglichkeit gegeben, sich ein klares Bild über die Aus 
dehnung der einzelnen Jurisdiktionsgebiete zu bilden und Vergleiche zu ziehen“, wie 
Streit selbst sagt. Alles in allem muß anstandslos anerkannt werden, daß der Streit sehe 
Atlas bis jetzt das beste religiöse Kartenwerk ist, das aber erst ausnutzbar in vollstem 
Sinne des Wortes sein wird, wenn ihm ein entsprechendes protestantisches Werk als 
Gegenstück erwachsen ist. 
Neben den umfassenden Missionskarten und -atlanten gibt es viele Karten, die 
bloß das Feld einer Mission oder einer Missionskolonie zur Darstellung bringen. 
So besitzen wir von unsern Kolonien in Ost- und Westafrika eine Anzahl spezieller 
Missionskarten und -skizzen. Nachdem in Deutsch-Ostafrika und in Kamerun durch 
die Mächte, die die deutschen Kolonien gestohlen haben und die sich als erste Kultur 
träger dünken und preisen, die deutschen Missionen zunichte gemacht wurden, ist 
an ihre Stelle nichts Besseres, wohl aber ein bedenklicher Rückgang getreten, was 
wiederum ein neuer Schandfleck ist, mit denen jene Mächte ihre Fahne besudelt haben. 
Gerade dieses Inhibieren der deutschen Missionstätigkeit und der damit verbundene 
sittliche und wirtschaftliche Rückgang der Kamerun- und Ostafrikabevölkerung müßte 
kartographisch für alle Zeiten festgehalten werden. Das würde eindrucksvoller sein 
als viele Bände reden. — Reich ist die Missionskartenliteratur auch an Karten und 
Skizzen einzelner religiöser Sekten. Unter ihnen sei bloß die Karte der deutschen 
Mennoniten-Kolonien in Südrußland von P. Langhaus namhaft gemacht 3 , worauf 
1 James Wylds On atlas of map of different parts of the world; designed to show the stations 
of the Protestant missionaries. London 1839. [Br. M. London.] — Siehe auch Missionary map of 
the world. Distinguishing the stations of all Protestant missionary societis. London 1838. [Br. M. 
London.] 
2 C. Streit: Atlas Hierarchicus Descriptio geographica et statistica S. Romanae Ecclesiae 
tum Occidentis tum Orientis iuxta statum praesentem. Accedunt etiam nonnullae notae historicae 
necnon ethnographicae. 37 K. Paderborn 1913. 
3 P. Langhans i. P. M. 1896, T. 12.
	        
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