Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Ethische Karten (geistige Kulturkreiskarteu) und besondere Kulturkarten. 
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die Apotheker karte Deutschlands 1 , die Karte der deutschen Turnstätten 1 2 , die Karte 
der Verbreitung der Stenographie im Deutschen Deiche, in Österreich und in der 
Schweiz. 3 Einer besonders interessanten Karte von C. F. Baur sei gedacht. 4 Sie ist 
über ein halbes Jahrhundert alt und sucht in der einfachsten Art, durch bunte Unter 
streichung der Orte Deutschlands Größen nach ihren Geburtsorten (deshalb geneo- 
graphische Karte genannt), zusammenzustellen. 5 
Daneben müßten unbedingt Karten geschaffen werden, die die Ausdrucksformen 
der Kunst registrierten, z. B. die Verbreitung der Kunstdenkmäler, so ähnlich wie 
man jetzt die Naturdenkmäler kartographisch festlegt. Die verschiedenen Richtungen 
der Baukunst 6 und ihre Abhängigkeit vom Boden und vom Baumaterial im Karten 
bilde zu sehen, denke ich mir recht lehrreich. Ähnlichen Gedanken ist bereits 
H. Hassinger nachgegangen. 7 Die neu zu schaffende Kunstgeographie oder Geo 
graphie der Künste, im speziellen die Geographie der Heimatkunst, wird 
sicher eine Menge von Karten zur Gefolgschaft haben. Uber Wesen, Grenzen und 
Ziele der Kunstgeographie hat sich B. Brandt ausgesprochen. 8 Die Volkskunst wäre 
noch zu berücksichtigen. Gibt es doch schon Karten der Volkstracht (S. 460). 
Auch die Schrift ist eine Kunstform. Darum würde hierher die Karte der Ver 
breitung der Schriftarten in Europa gehören, wie sie L. Henkel gezeichnet hat. 9 
Darauf wird das deutsche Alphabet (Fraktur) in Blau wiedergegeben, in Rot das 
lateinische Alphabet (Antiqua), das bei weitem das Schrifttum beherrscht. Wir sehen 
ferner eine besondere irische Schrift neben der herrschenden Antiqua, sodann die 
Verbreitung des kyrillischen, griechischen, arabischen Alphabetes und der kalmükisch- 
mongolischen Schrift. 
Nicht zu verwechseln mit der Kunstgeographie in unserm Sinne ist die ästhe 
tische Geographie, deren Ziel nach E. Sander eine sachlich, formal und metho 
disch hochgesteigerte geographische Wesensdarstellung sein soll. 10 Das Ideal, das 
vor nahezu hundert Jahren schon G. L. Kriegk vorschwebte und er auch durch 
1 Übersichtsk. d. Apotheker-Vereins in Norddeutsche i. J. 1844. Hannover. Die verschiedenen 
Apothekerorte angegeben, sowie die Kreise, zu denen sich die Orte zusammenschließen. [K. Bi. Berlin.] 
2 Deutschlands Turnstätten. Übersichtsk. zu Geo. Hirths Statistik der Deutsch. Turnvereine. 
Von G. Brunner in Nürnberg. [K. Bi. Berlin.] 
3 Verbreitung der Stenographie im Deutschen Reiche, Österreich und der Schweiz. Von 
M. Winkler, Darmstadt 1902. 
4 C. F. Baur: Geneographische Karte von Deutschland oder Deutschlands geistige Größen, 
nach ihren Geburtsorten zusammengestellt; ein Gedenkblatt der geistigen Entwicklung Deutschlands. 
Stuttgart 1867. [Br. M. London.] 
5 Grün unterstrichen = Naturforscher, Astronomen, Mathematiker, Geographen, Ärzte u. 
Chemiker; violett = Theologen, Reformatoren, Pädagogen; blau = Philosophen; rot = Philo 
logen, Orientalisten, Dichter, Schriftsteller, Satyriker; braungrau = Historiker, Archäologen; 
schwarzgrau — Juristen; braun = Staatsmänner, Patrioten; gelb = Künstler, Maler, Bild 
hauer, Komponisten, Architekten. 
6 Vgl. W. Lübke: K. der mittelalterl. Architektur in Deutschi. Berlin s. a. (Verlag von 
Heinr. Schindler.) [H. u. St.-Bi. München.] 
7 Wir lesen bei H. Hassinger ,,Über Aufgaben der Städtekunde“ i. P. M. 1910, II, S. 289: 
„Die Verbreitung der architekton. Kunstformen u. Stilarten festzustellen u. auch kartograph. z. 
Anschauung zu bringen, ist d. Hauptaufg. des Kunstgeographen, die noch vollständig unerfüllt ist.“ 
8 B. Brandt: W T esen, Grenzen u. Ziele der Kunstgeographie. P. M. 1921, S. 13—15. — 
Vgl. ferner J. Ponten: Anregungen zu kunstgeographischen Studien. P. M. 1920. S. 89, 90. 
9 L. Henkel: Verbreitung der Schriftarten in Europa. P. M. 1901, T. 6. 
10 E. Sander: Ästhetische Geographie. P. M. 1922, S. 117 — 119.
	        
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