Ethische Karten (geistige Kulturkreiskarten) und besondere Kulturkarteu.
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Kolonien habe ich jeder deutschen Kolonie ein Kärtchen beigefügt, worauf ich die
Gesundheitsverhältnisse für die Europäer skizzierte, indem ich die Gegenden ver
anschaulichte, die als gesund, mäßig gesund und verhältnismäßig gesund angesehen
werden. 1 Schon 1861 wurde eine Sanitätskarte der österreichischen Monarchie mit
ähnlicher Tendenz herausgegeben. 2
Nicht bloß von medizinischer sondern ebenso großer anthropo- und kultur
geographischer Bedeutung sind die Krankheitskarten. Noch bevor Aug. Hirschs
Handbuch der historisch-geographischen Pathologie (erste Auflage, Erlangen 1862
bis 1864) herauskam, waren Krankheitskarten gezeichnet worden. C. F. Weiland
hatte 1832 eine Cholera-Karte oder Übersicht der progressiven Verbreitung der Cholera
seit ihrer Erscheinung im Jahre 1817 über Asien, Europa und Afrika herausgegeben. 3
Vom Januar 1847 datiert im alten Berghaus die Karte: Planiglob zur geographischen
Übersicht der Verbreitung der vornehmsten Krankheiten, denen der Mensch auf der
ganzen Erde ausgesetzt ist. 4 Im Text selbst wird die Karte als ein Versuch angesehen,
der auf Nachsicht Anspruch zu machen hat; ,,denn die geographische Verbreitung
der Krankheiten, welche das Leben des Menschen zu stören und zu vernichten streben,
ist ein Feld der Forschung, das verhältnismäßig nur sehr wenig ausgebaut ist 1- . Auch
heute noch zeigt sich eine große lückenhafte Anbaufläche. Auf der Berghaus sehen
Weltkarte fehlen nicht die 0° und 10° Isotherme, die Isochimene von 0° und der
Wärmeäquator. Auf Nebenkarten werden die Charakterkrankheiten von Nord
amerika und die Marschroute der Cholera, der verheerendsten Krankheit des 19. Jahr
hunderts, gezeigt. Schließlich wird noch Südafrika mit seinen Distrikten als eins
der gesündesten Gebiete der Erde abgebildet.
1860 gab der eingangs erwähnte C. Fr. Fuchs in Weimar ein Werk heraus,
das sich betitelte: Die epidemischen Krankheiten in Europa in ihrem Zusammenhang
mit den Erscheinungen des Erdmagnetismus, den Vorgängen in der Atmosphäre
und der Geschichte der Kulturvölker dieses Erdteils. Ein großes Programm hatte
Fuchs aufgestellt, das er für seine Zeit auch ganz leidlich abgespielt hat, begleitet
von einer ausführlichem Karte. Darauf wird die geographische Verbreitung der
Hauptformen der europäischen Krankheiten dargestellt. 5 Noch ist man ganz und gar
von dem Unterschied zwischen endemischen und epidemischen Krankheiten befangen,
wie wir das in der von Hirsch und Mühry beeinflußten kartographischen Niederlegung
bei G. Gerland am besten sehen. Der obere Planiglob des säubern Kartenblattes 6
zeigt, wie bestimmte Krankheiten an bestimmte Verhältnisse des Bodens und Klimas
1 M. Eckert: Wirtschafts-Atlas der deutschen Kolonien. Berlin 1912, S. 14, 20, 28, 30.
2 Sanitätskarte der Österreich. Monarchie. 1 : 864000 i. 9 Bl. Wien 1861. — Sie ist auf aller
höchsten Befehl für die militär. Interessen der Märsche, Kantonierungen, Dislozierungen usw. an-
gefertigt worden.
3 C. F. Weiland: Cholera-Karte. Weimar, Geograph. Institut, 1832. Katalog der von S. M.
dem König Friedr. Aug. v. Sachsen nachgelassenen Kartensammlung. Dresden 1860, S. 4. [Commerz-
Bi. Hamburg.]
4 Heinr. Berghaus’Physik. Atlas. II. Gotha 1848, VII. Abteilung. Anthropographie Nr. 2.
5 Auf der K. von C. Fr. Fuchs waren dargestellt die leukomekkritischen Krankheiten W-
Europas; die hämatoseptischen Krankheiten O-Europas, W- u. Mittelasiens u. N-Afrikas; das Gelbe
Fieber W-Indiens u. der warmen Küstenstriche Amerikas; die katarrhalischen u. nervösen Krank
heiten der kalten Zone; die O-Indische Cholera in den Ebenen Indiens; die Blattern der Negerländer;
die Ruhr der Tropen.
6 Herrn. Bergbaus’ Physik. Atlas. Abt. VII. Atlas der Völkerk. von G. Gerland. Gotha
1892, K. IV (Nr. 64).