Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die organische Welt im Kartenbild. 
des Deutschen Reichs in 1 : 500000. Dafür hat J. A. Gerock bereits plädiert, indem 
er auf die Carte de la France von Prudent, herausgegeben vom Dépôt des forti 
fications, hinwies. 1 Von dieser Karte existieren drei Ausgaben, deren beide ersten 
mit Terrain in braunen Schichtlinien versehen sind, deren dritte aber, die orohydro- 
graphische, für unsere Zwecke als die geeignetste erscheint. Sie zeigt das Gelände 
in braunen Schraffen, das Wasser blau und den Wald blaßgrün. Außerdem bietet 
sie bei möglichster Zurückdrängung der Schrift viel Raum für handschriftliche Ein 
zeichnung. Die Karte erfreut sich eines amtlichen Ursprungs, was ihre Billigkeit 
erklärt; die Vogelsche Karte hingegen ist das Werk eines Privatinstituts. Trotzdem 
müßten sich von Staats wegen Mittel finden lassen, daß die Vogelsche Karte in einer 
Ausgabe erscheinen könnte, die die Hauptergebnisse der historisch-statistischen 
Grundkarten brächte. Wir hätten sodann auf Grundlage der Vogel sehen Karte nicht 
bloß eine ausgezeichnete geologische Karte (von R. Lepsius), sondern auch eine 
historische Kulturkarte, der ein großer Benutzerkreis sicher wäre. 
188. Historische Atlanten und Karten. 1 2 Während die historischen Grundkarten 
Sammelzwecken dienen und ein Quellenmaterial für historische Atlanten und Karten 
schaffen, stellen uns diese vor vollendete Fakta. Die historischen Karten und Atlanten 
reichen einige Jahrhunderte zurück. Mit der Erweckung des Ptolemäus ist auch die 
Frage nach der den Alten bekannten Welt aufgetaucht. Es ist ein großes Sammel 
surium, was sich im Laufe der Jahrhunderte aufgespeichert hat. Wenig Weizen, 
viel Spreu, da die Methoden der kritisch-historischen Quellenforschung noch nicht 
wie heutigestags ausgebildet waren. J. B. B. d’Anville (1697—1789) war der erste 
gelehrte Kopf, der die Karten historisch-kritisch musterte 3 . Aber auch seinerzeit 
berühmte Kartenwerke sind veraltet und halten der heutigen Kritik in keiner Weise 
mehr Stand. Historische Atlanten und Karten wurden vielfach von Schulmännern 
für Schulzwecke herausgegeben. Mit der kritischen Sonde darf man ihnen nicht zu 
Leibe gehen. Für ihre Zeit jedoch haben sie Gutes bewirkt, wie auch ähnliche 
Schöpfungen der Gegenwart. Damals war es z. B. der Atlas antiquus Danvillianus 4 , 
heute die Geschichtsatlanten von F. W. Putzger, die sich mit der Zeit auch auf 
wissenschaftliche Höhe geschwungen haben, nachdem ihnen tüchtige Bearbeiter 
erstanden waren, wie in A. Baldamus, E. Schwabe und J. Koch. 
Selbst die historischen Atlanten und Karten, die am Anfang des 19. Jahrhunderts 
geschaffen wurden, namentlich in Frankreich von Rollin und Letronne 5 oder von 
Le Sage und Marchai 6 , von Malte-Brun und Huot ganz zu schweigen 7 , sind wissen- 
1 J. E. Gerock, a. a. O., S. 80. 
2 Ausdrücklich will ich betonen, daß ich nur wenige historische Karten und Atlanten anführe. 
Wer sich dafür interessiert, den verweise ich auf die großen Bibliotheken; insbesondere hat die Kgl. 
Bi. zu Berlin, die jetzige Preußische Staatsbibliothek, eine ausgezeichnete Sammlung historischer 
Atlanten. 
3 Unter den vielen historischen Karten von d’Anville s. bes. Orbis veteribus notus auspiciis . . . 
publici juris factus. Paris 1763. [K. Bi. Dresden.] 
4 Atlas antiquus Danvillianus. Nürnberg 1801. 
5 Atlas de géographie ancienne pour servir à l’intelligence des oeuvres de Rollin, publié sous 
la direction de M. Letronne. Paris 1827. 
6 Atlas historique, généalogique, chronologique et géographique de A. Le Sage, avec des 
augmentations par J. Marchai. Bruxelles 1827. 
7 Atlas complet du précis de la géographie universelle de Malte-Brun, . . . revu et corrigé 
par M. J.-J. Huot. Paris 1837.
	        
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