Politische, historische und historisch-kartographische Karten.
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karten. Die erstem beziehen sich auf Kämpfe und Kriege im Altertum und (frühen)
Mittelalter, wenn es sich z. B. darum handelt, den Gang und Stand der Schlacht in
bestimmten Zeitphasen der Kriege Alexanders des Großen oder zu C. Julii Caesaris
commentarii de bello Gallico usw. zu fixieren. Es handelt sich immer um ungefähre
Skizzen. Besser ist man schon mit den autogenen daran; oder auch mit rekonstruierten
von Schlachten, die uns nicht jahrhundertelang fern liegen und deren einzelne Phasen
der Entwicklung man durch literarische und kartographische Quellen und Studien
an Ort und Stelle gut verfolgen kann, wie die Völkerschlacht bei Leipzig. Alle diese
Kriegskarten vom Mittelalter an bis zur Gegenwart zu verfolgen ist eine Aufgabe,
die die Lebensarbeit eines militärisch geschulten Historikers vollständig ausfüllen
könnte. Vom 18. Jahrhundert ab ist wohl jede mehr oder weniger bedeutende Kampf
handlung direkt im Kartenbilde festgehalten worden, vielfach auch nur in den Vor
läufern zu den Schlachtenkarten, in den Operationskarten. Diese ist gewöhnlich ver
hältnismäßig kleinmaßstabig (1:800000 bis 1:100000 und 1:80000), jene dagegen
großmaßstabig, darum auch die Bezeichnung „Plan“ (1 : 25000, 1 : 20000 bis 1 : 10000
und 1 : 5000). Freilich so bequem ist es für die Erforschung der ältern Karten und
Kriegsgeschichte nicht wie für ähnliche Erscheinungen der neuesten Zeit, wo jeder
Eeldherr in eigenen Publikationen mit eigenen Schlachtenskizzen die Kriegsoperationen
der Öffentlichkeit zugänglich macht; man denke bloß an E. Ludendorffs Kriegs
erinnerungen oder an Kronprinz Wilhelms Erinnerungen aus Deutschlands Hel
denkampf.
Von den Napoleonischen Kriegen und Kämpfen haben wir eine gute Sammlung
von Karten, die mit größter Sorgfalt im Departement de la guerre in Paris hergestellt
worden sind, wie z. B. über die Schlachten bei Bautzen, Dresden-Pirna. Auch der
Krieg von 1870/71 hat eine Menge schöner Kriegs karten gezeitigt. Ganze Kriegs
atlanten findet man zusammengestellt unter dem Titel „Guerre Franco-Allemande
de 1870/71 rédigée par la Section historique du Grand Etat-Major-Prussien.“ 1 Die
Atlanten enthalten Schlachtpläne und Operationskarten, auch sog. Leerblätter (ohne
militärische Eintragungen) in den verschiedensten Maßstäben. Bei den Plänen 1:25 000
fällt auf, daß sie außer mit den üblichen Schichtlinien des Meßtischblattes noch mit
einer wirkungsvollen, senkrecht beleuchteten braunen Schummerung bedeckt sind.
Für das Studium der Kriegsgeschichte sind diese Karten unentbehrlich. Es wird
darum das Bestreben verständlich, wichtige derartiger Karten aus verschiedenen
Geschichtsepochen zu einem Atlas zu vereinen. An dem Atlas d'histoire militaire
dressé par J. Cohy, A. de Callatay, E. Panhuys, Ed. Martin et Ch. Marchand,
Brüssel 1912, wird niemand vorübergehen, der sich über die Entwicklung der Taktik
seit der napoleonischen Ära oder über einzelne besonders wichtige Schlachten dieser
Periode unterrichten will. 1 2
1 Diese Karten sind bei Mittler & Sohn in Berlin gedruckt u. lithographiert bei Wilh. Greve
in Berlin. — Ich fand sie merkwürdigerweise nie in Deutschland, dagegen mehrmals in Frankreich,
selbst in Privatbibliotheken.
2 Der Atlas d’histoire militaire zerfällt in 6 Abteilgn. Die 1. enthält Schlachten, die die haupt
sächlichsten Epochen in d. Gesch. der militär. Taktik erklären, z. B. Marathon. Leuktra, Cannae,
Hastings, Breitenfeld, Kolin, Leuthen, Solferino u. a. m. Die 2. Abt. zeigt die Schlachtfelder von
171)6/97; die 3. behandelt den Feldzug von 1805, die 4. den von 1815; i. d. 5. wird der Krieg von 1870/71
sehr ausführlich dargestellt und d. 6. Abt. veranschaulicht den Verlauf des letzten russisch-japanischen
Krieges.