Politische, historische und historisch-kartographische Karten.
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Vorlage. Sie enthält eine große Zahl von Beiserouten, darunter von ozeanischen,
die bis in frühe Zeit zurückreichen. Etwas Ähnliches, auch nur in annähernder Voll
ständigkeit war bis dahin nirgends zur Darstellung gekommen. Daß ein so großes
Werk auf den ersten Wurf nicht ganz fehlerfrei ist, sehen wir auch hier wieder. So
ist die Beise von P. E. Warburton durch Westaustralien im Jahre 1878 in zwei Linien
gezeichnet, wovon die eine das Projekt, die andere die wirklich zurückgelegte Beise
darstellt. Das mag zugleich ein Beispiel sein von den leichten Irrungen, denen der
artige Karten ausgesetzt sind 1 , wieviel schwieriger ist es erst dann, wenn die Beise
routen rekonstruiert werden, wie es z. P>. mit den Beisen H. Schiitbergers 1 2 , 1). Living-
stones 3 und anderer geschehen ist.
Da die Linie das Gegebene für Karten der Entdeckungsgeschichte ist, muß
auf eine sorgfältige Auswahl der Signaturen gut Obacht gegeben werden, desgleichen
auf die Earbenwahl. Daß man im Hinblick auf bestimmte Zwecke zum Flächenkolorit
greifen kann, zeigt eine weitere Karte von A. Supan 4 , worauf der Stand der Afrika
forschung im Jahre 1888 gezeigt wird. Mit ihr nähern wir uns wieder der eingangs
erwähnten Karten von E. Schräder. Auf einer Nebenkarte der Supan sehen Karte
von 1888 sehen wir in Flächenkolorit die afrikanischen Forschungsprovinzen, nach
den Ausgangspunkten geordnet.
191. Karten und Studien zur Geschichte der Kartographie. Wir haben im Laufe
unserer Untersuchungen die Karten, die in der Geschichte der Kartographie eine
Bolle zu spielen berufen sind, genügend gewürdigt, und ich glaube kaum, daß ich
irgendeine wichtigere Karte, soweit sie vom Einfluß auf den Aufbau einer Karten
wissenschaft ist, übersehen habe. Aber noch eins ist hier nachzuholen, kurz zu zeigen,
in welcher Bichtung die Karten und Arbeiten zur Geschichte der Kartographie Vor
gehen. Vielleicht ist es ein kleiner Beitrag zur Klärung der Frage, warum wir bis
heute noch keine Geschichte der Kartographie besitzen.
Sobald man sich in historisch-kartographische Probleme vertiefte, war es ent
weder die Karte an sich, die den Forscher fesselte oder ein Bestandteil der Karte,
die die nötige Aufmerksamkeit weckte; zufolge der Vertiefung in die Materie wurde
das Große-Ganze großenteils übersehen, dort die Entwicklung im Laufe der Kultur
geschichte eines Volkes und die Entwicklung in ihren Zusammenhängen mit der Ver
gangenheit und Zukunft, hier bei aller Erkenntnis der Entwicklung der einseitige
Standpunkt einer Vorgesetzten Meinung, bzw. Untersuchungsrichtung (Geschichte
der Projektionen). Dort ging der einseitige Historiker ans Werk, hier der einseitige
Mathematiker. Um eine Geschichte der Kartographie zu schreiben, bedarf es nicht
bloß historischer und mathematischer Kenntnisse sondern auch einer umfassenden
Allgemeinbildung und im besondern einer tüchtigen Kenntnis der Geschichte der
1 Wie vieles z. B. bei den in Anm. 2, S. 510 genannten Kn. von F. Schräder versehen ist,
weist S. Rüge in P. M. 1903 nach. L. B. S. 19, 20.
2 J. Bergbauer: Das Itinerar des Münchener Orientreisenden Hans Schiitberger von d. Zeit
seines Aufbruchs aus der Heimat (1394) bis zu seiner Gefangennahme durch Tamerlan i. d. Schlacht
bei Angora (1402). P. M. 1914, II, S. 263-265. Dazu T. 35.
3 A. Petermann: Chronolog. Übersicht der Livingstones Reisen in Süd-Afrika 1840—1869.
P. M. 1870, T. 10. Auf einer Terraink. werden durch versch. Farben die einzelnen Reisen gekenn
zeichnet. Eine gute u. instruktive entdeckungsgeschichtliche K.
4 A. Supan i. P. M. 1888, T. 11.