Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Politische, historische und historisch-kartographische Karten. 
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Den Karten des 16. und 17. Jahrhunderts reihen sich solche des 18., selbst des 
19. Jahrhunderts an, die man zu reproduzieren bereits für wert hielt. Beispiele 
bieten die Neuherausgabe des ersten Preußischen Seeatlas von 1749 1 und der Ober- 
reitsche Landatlas von Sachsen 1821—1848. 1 2 
Ein Unterschied der Untersuchung erwächst darin, ob die Eorscher direkt an 
die Originalkarte — ob sie den Namen „Original“ verdienen, ist stets eine wichtige 
Parallelfrage — anschließen oder an den Verfasser, wie beispielsweise A. A. Björnbo 
und C. S. Petersen an den Dänen Claudius Clavus, den ältesten Kartographen des 
Nordens. 3 Wird das ganze Leben eines alten Autors erforscht und in Einklang mit 
seinem kartographischen Schaffen gebracht, erkennen wir eine höhere Stufe in der 
Ausgestaltung einer historischen Kartographie. Hierbei blicken wir auf E. G. Raven 
steins Untersuchung über Martin Behaim 4 , ein monumentales Werk, das einen 
Markstein in der Behaimforschung bedeutet. Zum ersten Male werden auch wirklich 
gut die Streifen vom Behaims Globus reproduziert. Bei diesen und ähnlichen Arbeiten 
wächst schließlich neben der Karte der Text zu einer Hauptsache heran. Auf dieser 
Basis sind bisher die größten monumentalen Werke zur Geschichte der Kartographie 
geschaffen worden, es sind dies die beiden Faksimile-Atlanten „Eaksimile-Atlas“, 
1889 und „Periplus“, 1897 von A. E. v. Nordenskiöld. K. Kretschmers „Fest 
schrift zur Jahresfeier der Entdeckung von Amerika“, 1892 und Chr. Sandlers 
„Reformation der Kartographie um 1700“, 1905 sind ebenfalls zu nennen, wenngleich 
die Faksimilekarten beider Werke kaum als solche zu bezeichnen sind, wenigstens nicht 
an die Nordenskiölds heranreichen, die Sandler sehen eher noch als die von Kretschmer. 5 
Vielfach verzichten neuere Arbeiten auch ganz auf die Reproduktion von Karten, 
wie z. B. die Untersuchung von L. Gallois über den Ursprung der Cassinischen 
Karte 6 , die zu dem Ergebnis kommt, daß Cassini de Thury nur ausführte, was sein 
Vater, sein Großvater und als erster vor allem, der Abbe Picard, der wahre Urheber 
des Projektes vorbereitet hatten. In der Geschichte der Kartographie wird es nicht 
vergessen werden, zu erwähnen, daß es dem Minister Colbert, dem Begründer der 
„Academie de Sciences“ (1666) zu dauerndem Ruhme gereicht, das er schon 100 Jahre 
vorher die Notwendigkeit einer großen Karte von Frankreich und die Notwendigkeit 
der Staatshilfe immer wieder dabei betont hat. Eine ähnliche Studie wie die von 
Gallois ist die von A. Tiberghien über die Carte chorographique des Pays-Bas 
Autrichiens des Grafen Ferraris. 7 Die Karte erschien 1777 in Brüssel und war die 
Hauptquelle mehrerer späterer Kartenwerke, darunter der von Chanlaire und van 
der Maelen. 
Zu der höhern Stufe historisch-kartographischen Schaffens gehören des weitern 
jene. Studien, die darlegen, wie eine bestimmte Zeitperiode durch ein Kartenwerk 
und dieses wiederum in jener repräsentiert wird. P. Dinse beleuchtet die Entwicklung 
1 Der Preußische Seeatlas, s. M. Eckert: Kartenwissenschaft, II, S. 18, 19. 
2 Der Oberreitsche Landatlas von Sachsen, s. M. Eckert: Kartenwissenschaft, I, S. 311, 
Anra. 2, S. 461. 
3 A. A. Björnbo u. C. S. Petersen: Der Däne Claudius Claussen Swart (Claudius Clavius). 
Unt. Mitwirkung der Verf. übersetzt von Ella Lesser. Innsbruck 1909. 
4 E. G. Ravenstein: Martin Behaim, his life and his globe. London 1908. 
5 Vgl. M. Eckert: Kartenwissenschaft, I, S. 33. 
6 L. Gallois: L’académie des sciences et les origines de la carte de Cassini. Ann. de Géogr. 
XVII, S. 195-204, 289-310. Paris 1909. 
7 A. Tiberghien: Note sur la carte de France. Ausz. a. Ann. Congr. Archéol. Lüttich 1909. 
Eckert, Karten Wissenschaft. II. 33
	        
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