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Die organische Welt im Kavtenbild.
der handschriftlichen Ptolemäuskarten im Zeitalter der Renaissance 1 . J. Denuce
untersucht die älteste Entwicklung der Kartographie bei den Portugiesen im Zeitalter
der großen Entdeckungen 1 2 , selbst E. Hammer begibt sich auf das Gebiet der ältesten
Karten und sucht zur Klarheit über die Goldminenkarten der Ägypter durchzudringen. 3
Auf einem erweiterten Horizont stehen ebenfalls die historisch-kartographischen
Untersuchungen, die sich über ein ganzes Land oder nur einen Landesteil erstrecken,
wobei die Karten verschiedener Jahrhunderte der Kritik unterzogen werden. Eine
gründliche methodische Studie dieser Art mit Faksimiles im Text ist C. Passerats
Arbeit über die Darstellung der Küsten von Poitou und der Saintonge. 4 Von G. Mari-
nelli wurde eine Geschichte der Kartographie von Italien geplant und ist durch eine
solche über Venetien begonnen worden. Auf Sizilien dieses Werk auszudehnen bemüht
sich die Studie von A. Enrile. 5 Daß Italien bei seinen Schätzen an alten guten
Karten deren Reproduktionen viel Interesse entgegenbringt, ist leicht zu verstehen.
Jede neue und gute Reproduktion ist eine Bereicherung unserer Wissenschaft, so auch
die Sammlung von Reproduktionen alter Karten von Afrika und besonders der
italienischen Kolonien, die das italienische Kolonialministerium in dankenswerter
Weise herausgibt. 6 Jedes Stück Erde bietet in seinen verschiedenen chronologischen
Kartenbildern Stoff zu einer historisch-kartographischen Betrachtung. Die Mehrung
von Arbeiten auf diesem Gebiete ist nichts Erstaunliches. Erwähnt sei gleich die
Kartographie Marokkos von R. de Flotte de Roquevaire. 7 Nachdem die Um
kreisung Grönlands durch die von Mylius-Erichsen geleitete ,,Danmark“-Expedition
beendet war, hat man eine Darstellung der kartographischen Entwicklungsgeschichte
in Angriff genommen. A. A. Björnbo hat bereits die Kartographie Grönlands für
die Periode 1000—1576 behandelt. 8
Mit Grönland haben wir eine Brücke zu den außereuropäischen Ländern ge
schlagen, die in einigen recht reputierlichen Leistungen auf das Forum getreten sind.
Noch will ich von G. Coras Studie über die Entwicklung der Kartographie der
Philippinen absehen, die zugleich die Verdienste der Jesuiten auf diesem Gebiete
ins rechte Licht rückt 9 , aber bei zwei Kartenwerken, die sich mit dem fernem Osten
1 P. Dinse: Die handschriftl. Ptolemäuskarten u. ihre Entwicklg. im Zeitalter der Renaissance.
Vortrag bei der 14. Versammlung Deutscher Bibliothekare in Mainz, Mai 1913. Zentralbl. f. Bibliotheks
wesen 1913, H. 9/10. Leipzig 1913.
2 J. Denuce: Les origines de la cartographie portugoise et les cartes des Reinei. Gent 1908.
3 E. Hammer: Das Gebiet der ältesten Karte. P. M. 1914, II, S. 20 u. 21. — Hammer geht
hier auf die Lit. u. auf Kartenreproduktionen der ägyptischen Goldminenpläne ein.
4 C. Passerat: Etude sur les cartes des côtes de Poitou et de Saintonge antérieures aux levés
du XIXe siècle. Niort 1910.
5 Ant. Enrile: Primo saggio di cartografia délia regione Siciliana. I. Palermo 1908.
* z. B. das Blatt Pianta dell’ isola di Gerba. Rom 1921. Min. delle Colonie, Uff. Cartogr.
Nr. 567. Es gibt einen Stich aus d. 16. Jahrh. nach dem Original des Gabinetto Nazionale delle
stampe in sauberer Photolithographie wieder.
7 R. de Flotte de Roquevaire: Die Kartographie von Marokko. P. M. 1910, I, S. 213—216,
270-272.
8 A. A. Björn bo: Cartographia Grönlandica. Kopenhagen 1912. — Die 2. Periode 1576
bis 1720 wird ebenfalls Björnbo verfassen, H. O. Ravn hat die Periode 1720—1908 übernommen.
* G. Cora: Appunti cartografici sulle Filippine, a proposito di una recente pubblicazione.
Bull. Soc. Geogr. Ital. X., 1909, S. 646—652. — Den Anlaß zu dieser Studie gab die Karte Map of
the Philippine Islands, compiled from original sources by C. W. Hodgson, drawn and engraved by
A. Briesemeister. Yonkers on Hudson 1908.