Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Politische, historische und historisch-kartographische Karten. 
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Trotz vieler Übelstände bleiben die altern Karten wertvoll, wenn sie auch 
weniger auf Aufnahmen als auf Beobachtung beruhen. Geben sie doch ein Bild von 
der zeitgenössischen Vorstellung über Landschaft und Länder. Wer möchte darum 
diesen Arbeiten, wie denen von W 7 . Reinhard über die Entwicklung des Karten 
bildes der britischen Inseln bis auf Mercators Karte vom Jahre 1564 1 oder von 
Leo S. Bargoff über den historischen Überblick der Karten des Kaspischen Meeres 2 
oder von Th. Langenmaier über die Darstellungen der zentralafrikanischen Seen 
region von Ptolemäus bis d’Anville 3 , den W 7 ert absprechen. Solche Rückblicke auf 
die Entwicklung des Kartenbildes erfreuen sich immer größerer Beachtung und werden 
neuerdings zu einem notwendigen Bestandteil bedeutenderer Publikationen, vor 
wiegend da, wo es sich um eng begrenzte Gebiete von ,,Inseln“ handelt, wie von 
Cypern von Eug. Oberhummer oder um Thera von Hiller v. Gaertringen 
oder um Delos von L. Gallois. 4 
Selten sind bis dato Untersuchungen über die Veränderungen der Erdoberfläche 
innerhalb einer bestimmten Landschaft. Die Wanderung des Lop-nor-Beckens in 
neuerer Zeit hat uns Sven v. He din in neun verschiedenen Phasen gezeigt. 5 Seine 
Theorie über die westliche Wanderung wird bestätigt durch die von Aug. Strindberg 
aufgefundene Karte von J. G. Renat über den Lop-nor aus dem Jahre 1738. 6 
Lediglich auf die Landfläche beschränkt sich H. Wegelin mit seiner Arbeit über 
die Veränderungen der Erdoberfläche innerhalb des Kantons Thurgau in den letzten 
200 Jahren. 7 Sie stützt sich auf ein reichliches Quellenmaterial seit dem 17. Jahr 
hundert in kurzen Unterbrechungen folgender topographischer Kartenwerke. Be 
merkenswert ist, daß die meisten Veränderungen an und durch See, Ellisse und Bäche 
auf Eingriffe der Bewohner zurückzuführen sind, die die Landschaft ihren Zwecken 
dienstbar machen. Wegelins Abhandlung regt hoffentlich zu ähnlichen Studien an; 
gerade sie sind berufen, die geographische und kulturhistorische Kenntnis, vorzüglich 
auch die Heimatkunde eines Gebietes zu vertiefen und zu fördern. 
193. Prähistorische und archäologische Karten. Als letzte der historischen 
Kartengruppe ziehe noch schnell die prähistorische und archäologische Karte 
an unsern Blicken vorüber. Wenn wir von den gelegentlichen und zufälligen Ein 
tragungen von archäologischen Funden auf ältern Karten, insonderheit von 0. Rud- 
beks Karte vom Jahre 1679 8 absehen, beginnt die Entwicklung der archäologischen 
1 W. Reinhard: Zur Entwicklg. des Kartenbildes usw. Diss. Leipzig 1909. 
2 Leo S. Bargoff: Materialien zu einem histor. Überblick der Karten des Kasp. Meeres. 
S.-A. Sap. z. Hydr. XXXV. Mit 51 K. St. Petersburg 1912. 
3 Th. Langenmaier i. P. M. 1916, T. 2, 12, 23, 24. 
4 L. Gallois: Cartographie de l’ile de Délos? Exploration archéol. de Délos, Introduction. 
Paris 1910. 
5 Sven Hedin i. P. M. 1896, T. 16. 
6 Aug. Strindberg u. Sven v. Hedin: Renats K. üb. d. Lop-nor, 1738. P. M. 1911, I, 
S. 75, 76. Dazu T. 14. 
7 H. Wegelin: Verändergn. der Erdoberfl. innerhalb des Kantons Thurgau i. d. letzt. 200 Jahren. 
Mitt. Thurg. Naturi. Ges. Frauenfeld 1915, H. 21. Mit 2 K. 1 : 200000. — Vgl. auch M. Eckert: 
Kartenwissenschaft, I, S. 34. 
8 Vielleicht liegt hier der älteste ethnograph. (u. archäolog.) Atlas vor. The maps and plates 
to Olf Rudbek’s Atland, eller Manheim. Henricus Curio: Upsala 1679. Lat. Titel: Tabulae sequentes 
Referuntur ad Olavi Rudbeckij Librum cui titulus Atlantica seu Manheim. [Br. M. London.] — 
Auf einer Karte von Europa sind abgebildet: alte Steine, Waffen, alte Münzen, Volkstypen, Häuser, 
Runensteine usw.
	        
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