Einleitung und Geschichtliches.
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an eine Karte über die geographische Verbreitung des Kamels. 1 — Über zwei Jahr
hunderte zurück liegen die Anfänge von Weinkarten spezieller Weinbaugebiete.
Aber erst vor 100 Jahren beginnt man generelle Kartenbilder zu zeichnen. Freilich
bediente man sich auf den Übersichtskarten oft der primitivsten Mittel der Ver
deutlichung, nämlich der bloßen Niederschrift von Namen. 2 Späterhin traten die
Farben in ihr Recht als kartographisches Veranschaulichungsmittel ein. 3
Die Bergwerkskarten führten zur Entwicklung der Industriekarten. Auch sie
treten in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in größerer Anzahl an die
Öffentlichkeit, so in Berlin. 4 Die Industriezentren wurden mannigfaltig kartiert.
Ein Muster ihrer Art war die von Fr. W. Mannstädt ausgeführte und von
L. H. W. Jacobi herausgegebene: Hütten- und Gewerbekarte des Regierungs-
bezirkes Arnsberg. 5 Mit großer Sorgfalt ist auf ihr durch Farben, Zeichen und
Zahlen die Verteilung der verschiedenartigen Eisenwerke, Gießereien, Hämmer,
Walzwerke, Drahtrollen, Mühlen, Fabriken, Brennereien, Gewerbeschulen usw. neben
den Lokalitäten des königlichen Bergbaues und den Verkehrsmitteln in diesem so
außerordentlich industriellen Teil der preußischen Monarchie zur Anschauung ge
bracht. Man kann der Karte nachrühmen, daß sie trotz des reichen Materials und
der großen Menge von Signaturen Deutlichkeit und Übersichtlichkeit bewahrt hat. 6
Von umfassendem Gesichtspunkten geleitet sind englische Karten, die die Wiesen
in hellem Gelb, das Ackerland (für Weizen, Koggen, Hafer, Holz, Kartoffeln) in
grünem Ton und die Verbreitung der Industrien durch satte bunte Farben, rot gelb
und blau, veranschaulichen. 7 Die Pariser Ausstellung vom Jahre 1855 brachte einen
Überblick über die wirtschaftlichen Spezialkarten ihrer Zeit; Schweden war daselbst
besonders gut vertreten, in der Hauptsache mit mineralogischen, industriellen und
hyläischen Karten, die jedoch mehr privaten Charakter trugen.
Eine Geschichte der Wirtschaftsgeographie dürfte auch nicht an solchen Karten
vorübergehen, die zwar nicht direkt als Wirtschaftskarten anzusprechen sind, aber
in ihrer ganzen Aufmachung der Wirtschafts- und Kulturgeographie dienen wollen,
insofern bei ihnen das Kartenbild in die Mitte gestellt und mit natürlichen Bildern
1 K. üb. d. geogr. Verbreitung des Kamels nach einer Handzeichnung von C. Ritter reduziert
u. vermehrt m. d. geogr. Verbr. der Dattelpalme durch J. M. Ziegler. Berlin 1853 (?). [Br. M.
London.]
2 z. B. auf der Weinkarte von Europa von Weiland. Weimar 1834. [Bi. d. Ges. f. Erdk.
Berlin.]
3 Aug. Petermann kolorierte auf einer Weink. in P. M. 1859, T. 14, m. grüner Farbe das
Gebiet des Weinbaues von Ober- u. Mittelitalien, sodann m. gelber die Gebiete des Reisbaues.
4 z. B. Fr. Julius: Karte oder geographische Darstellung der Berg-, Hütten-, Salz- u. anderen
metallurgischen Werke der südlich angrenzenden Länder des Königreichs Westphalen. 1813. Die
verschiedensten Zeichen darauf, so für alle Arten von Hütten, mineralische Vorkommnisse usw. [Bi.
d. Ges. f. Erdk. in Berlin.] — Simon Schroppin Berlin gab verschiedene derartige Karten heraus,
so 1844: Karte der gewerblichen Verhältnisse im europäischen Rußland; nach dem i. J. 1821 auf
Veranstaltung des Kaiserl. Finanz-Ministeriums erschienenen russischen Original. [Bi. d. Ges. f.
Erdk. in Berlin.]
5 Erschienen zu Iserlohn bei Baedeker 1858. 1: 20000.
6 Ganz der Anlage und Ausführung der Mannstädtschen Karte vom Regierungsbezirk Arns
berg entsprechend ist A. Zaunerts Industriekarte von Oberschlesien zur Statistik des Regierungs
bezirks Oppeln von F. L. Th. Schück, 1: 300000, m. einem Karton des eisen- u. kohlenreichen
Beuthner Kreises, 1 : 200000. Iserlohn 1859.
7 So z. B.: Map showing the distribution of the chief occupations of the people of the British
Isles. Published by the National Society. London 1851.