Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
sammenhängen des jüdischen Kapitals, aber an eine kartographische Fixierung dieses 
Geldes, wo es in der Hauptsache sitzt, wohin sich sein Einfluß erstreckt, hat man 
noch nicht gedacht, wohl aber schon in bezug auf die Pressebeherrschung durch die 
Juden. 1 Karten des Geldes und der Geldwährungen gibt es, hauptsächlich in Lexikas. 1 2 
Aug. Eggers zeichnete vor einem halben Jahrhundert eine Münz-Weltkarte. 3 Ferner 
wären die Tätigkeitsbereiche großer Konzerne und ähnlicher Erscheinungen zu kar 
tieren, wie die der Ölkompagnien, der Stinnes-Werke, der Henry Ford-Unter 
nehmungen, der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft und ihrer Verbündeten, der 
schon einige Jahrhunderte bestehenden Mitsui-Gesellschaft (Japan) u. a. m. Dagegen 
sind die Karten der Handelsvölker und der Handelssprachen, des Weltpostvereins 
und des Weltkabelnetzes keine unbekannten mehr. 
Zu den außergewöhnlichen Karten würde beispielsweise eine gehören, die auf 
einer mittabstandstreuen Weltkarte darstellt, wie von Europa aus in gewissen Perioden 
die Gesamterde wirtschaftlich erobert worden ist. In verschieden breiten Ringen 
werden die einzelnen Epochen der wirtschaftlichen Expansion den europäischen 
Kern umlagern. Den exzeptionellen Wirtschaftskarten wäre auch die Weltkarte von 
E. Obst einzureihen, die die Grenzen der Wirtschaftsreiche und deren industrielle 
Zentren veranschaulicht. 4 Darauf erscheint Nordamerika einschließlich Mittelamerikas 
und der NW-Ecke (West-Kolumbien) von Südamerika als ein Wirtschaftsreich, als 
ein zweites das übrige Südamerika. Beachtenswert ist die Abgrenzung des dritten 
Wirtschaftsreiches, in dem Europa dominiert, das aber im Osten durch eine Linie 
weit im Innern Asiens abgegrenzt wird, die östlich von Tomsk und Taschkent nach 
S läuft, ganz Arabien umspannt und Afrika im Kap Guardafui erreicht, um nahezu 
wagerecht durch den Sudan nach Timbuktu zu laufen und nördlich der Senegal 
mündung den Atlantischen Ozean zu erreichen. Das übrige Afrika bildet ein selb 
ständiges Wirtschaftsreich, ebenso das übrige Asien mit Einschluß von Indonesien. 
Das sechste und letzte Wirtschaftsreich repräsentiert sich in Australien, einschließ 
lich Neu-Guineas und Ozeaniens. Diese „überstaatlichen Wirtschaftsreiche“ sollen 
in gewissem Sinne sich selbst genügen und die vorwiegend auf militärische Kraft 
gegründeten „machtpolitischen Weltreiche“ der Vergangenheit ersetzen. Die Karte 
hat meiner Meinung nach mehr theoretischen als praktischen Wert. Als Arbeits 
karte wird man ihr Dasein unbeabstandet lassen. 5 Für Obst bedeutet sie den Auf 
1 Um die Pressemacht der Juden in den Vereinigten Staaten zu zeigen, schlägt Henry Ford 
in seinem Buche „Der internationale Jude“ (I. 13. Aufl. Leipzig 1922, S. 172) vor: „Die ganze An 
gelegenheit, die Ausdehnung der Presse-Beherrschung betreffend, könnte auf einer Karte der Ver 
einigten Staaten mittels farbiger Nadeln veranschaulicht werden, welche die Zahl der Blätter in 
jüdischem Besitz, der nachweislich jüdisch beeinflußten und die Zahl der jüdischen Zeitungsschreiber 
zeigten, die in den verschiedenen Landesteilen die Denkrichtung der meisten Amerikaner bestimmen.“ 
2 z. B. die Währungsk. in Brockhaus’ Konversationslexikon. 
3 Aug. Eggers: Münz-Weltkarte (Mercatork.). Wien 1873. [Br. M. London.] 1. Gebiet 
des Golddollars mit 88 Mill. Einw., 2. Geb. d. Silberdollars m. 532 Mül. Einw., 3. des Pfund Sterlings 
m. 35 Mill. Einw., 4. des Francs m. 74 Mill. Einw., 5. diverser Goldwährungen m. 66 Mill. Einw. und 
7. diverser Silberwährungen m. 492 Mill. Einw. — Dazu müßte eine moderne K. zum Vergleich ge 
zeichnet werden! — In Wien hat man für derartige kartograph. Darstellungen immer viel Sinn gehabt, 
man vgl. auch Th.Cicalek: Die Währungsverhältnisse d. Erde. Geogr. Rundschau X, 1888, S.455. 1K. 
4 E. Obst: Die Wirtschaftsreiche der Vergangenheit u. Zukunft. Mit 1 K. Hannover 1922. 
5 Wie es auch geschehen ist in der von K. Haushofer und E. Obst begründeten Zeitschrift 
f. Geopolitik (Berlin-Halensee 1924). — Daß die K. aber daselbst auf einmal in Mercatorprojektion 
erschienen ist zeugt nicht gerade von „geopolitischem“ Denken.
	        
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