Zur Methodik der Wirtschaftskarte.
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der auch von uns als Muster charakterisierten Karte über die Produktion, Konsumtion
und Zirkulation der mineralischen Brennstoffe in Preußen im Jahre 1860, heraus
gegeben vom Königl. Preußischen Ministerium für Handel usw., sagt Sydow 1 : „Sie
zeigt recht deutlich den Nutzen bildlicher Statistik, wenn ein bestimmtes Element
ohne verwirrende Nebensachen zu klarer Anschauung kommt, und verdient Nach
ahmung sowohl in vorliegender als auch in anderer Richtung.“
Die monographische Behandlung und Kartierung von irgendwelchen nutzbaren
Pflanzen und Tieren ist außer von botanischer, volkswirtschaftlicher Seite ins
besondere von dem Geographen gepflegt worden. Merkwürdigerweise haben, wenn
wir nicht gerade an Karten in Wirtschaftsatlanten denken wollen, die Getreidefrüchte
nur selten größere Einzeldarstellungen erfahren. Der Mais, dessen Anbaufläche sich
wenigen Schwankungen unterwirft, ist ein dankbareres Objekt für die Karte als Roggen,
Hafer und Gerste. 1 2 Der Reis reiht sich dem Mais würdig an. 3 Reich ist die Anzahl
der Karten, die sich mit der Verbreitung des Weinbaus beschäftigen. 4 Weinkarten
zu entwerfen ist ja eine alte liebe Gepflogenheit, insonderheit in den Weinbau
gebieten selbst. Ferner haben wichtige subtropische und tropische Gewächse ihre
kartographischen Verehrer gefunden. C. Ritter entwarf bereits das Verbreitungs
gebiet des Zuckerrohrs in der Alten Welt. 5 Bald ein Jahrhundert ist es her, daß
Th. Fischer die Kartenskizze der geographischen Verbreitung der Dattelpalme
entworfen hat 6 , worauf er mit grüner Farbe und der üblichen Signatur für Palmen
die hauptsächlichste Verbreitung zeigt und mit grüner Linie die Zone der Dattel
palme und mit gelber die Zone der Dattelkultur umrahmt. Späterhin hat Fischer
noch die schöne Karte von der Verbreitung des Ölbaums im Mittelmeergebiet ge
zeichnet und durch wechselnde Intensität der gleichen grünen Farbe auf einem
Situationsumriß mit schwarzem Terrain neben dem Verbreitungsgebiet den ver
schiedenen Grad der Kultivation veranschaulicht. 7 Vom Kaffee, von der Baumwolle
besitzen wir eine Anzahl von Karten. Der Baumwolle insonderheit haben die Nord
amerikaner größtes Interesse entgegengebracht und in einem umfangreichen Karten
heft nicht bloß die Länder des Baumwollbaues einzeln abgebildet sondern auch
Karten über die Baumwollmärkte, den Baumwollexport und den Baumwollverbrauch
beigefügt. 8
1 E. v. Sydow i. P. M. 1862, S. 467.
2 Harshberger: Maize, a botanical and economic study. Contributions from the botan.
Laboratory Univ. Pennsylvania, I. Nr. 2. Mit Verbreitungskarte des Mais.
3 C. Bachmann: Verbreitung u. Intensität des Reisbaues auf der Erde. P. M. 1912, I, T. 3.
4 W. Hamm: Weinkarte v. Europa. Jena 1869. Die Karte beruht auf selbständigen und
gründlichen Studien und ist eine mit kartographischem Verständnis ausgeführte Arbeit. Von Xeres
und Malaga bis hinauf nach Grüneberg und Bomst fehlt kein wichtiger Weinort.
5 Verbreitungs-Sphaere des Zuckerrohrs i. d. Alten Welt. Entworf. von C. Ritter. Bearbeitet
von H. Mahlmann. Berlin 1845 ( ?). Die Jahres-Isothermen von 20° u. 25°, sowie die Temperatur-
Media des wärmsten bzw. kältesten Monats sind nach W. Mahlmann (s. Doves Repert. der Physik,
Bd. IV) eingetragen.
6 Th. Fischer: Kartenskizze der geographischen Verbreitung der Dattelpalme. 1: 17000000.
P. M., Ergh. 64, 1881.
7 Th. Fischer: Die Verbreitung des Ölbaumes im Mittelmeergebiet. 1: 10000000. P. M.,
Ergh. 147, 1904.
8 Atlas of american agriculture. Part V. The crops. Sekt. A. Cotton. Hg. von United
States department of agriculture. Washington 1918. World cotton production average of 1910 — 1914.
Kartenbuch mit Text, so ähnlich wie die geolog. K. herausgegeben werden.