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Wirtschafts- und Verkehrskarte.
Von tropischen Gewächsen sind schon Lauraceen 1 , Muskatnuß 2 , Kautschuk
und andere mehr kartographisch behandelt worden. Wie schwierig aber selbst bei
tropischen Pflanzen die Feststellung des wirklichen Verbreitungsgebietes ist, zeigen
die Karten des Kautschuk. Komburgh, Henriques, Obach, Warburg, Lecomte,
Clouth u. a. haben Kautschukkarten veröffentlicht. 3 Die Karten lassen beim gegen
seitigen Vergleich bezüglich des Vorkommens von Kautschuk in einzelnen Erd
strichen zu wünschen übrig, und manche von ihnen scheinen überhaupt nicht be
sonders vertieft zu sein. So zeichnet Clouth eine viel zu schmale Guttaperchazone,
strikt parallel zum Äquator, und eine viel zu weite Kautschukzone, die China und
die Sahara mit umspannt. Lecomte bringt eine genauere Kartenskizze der Gutta
percharegion von Sumatra, Malakka und Borneo, die aber nach Romburghs An
gaben über Java ebenfalls nicht vollständig erscheint. Trotz der vielen neuern
Forschungen über Kautschukpflanzen und ihr Vorkommen fehlt es noch an einer
genauem Karte der Kautschuk- und Guttaperchabäume, obwohl sie zu den vor
nehmsten Merkmalen der tropischen Zone gehören.
Neben den Einzeldarstellungen machen sich die Karten bemerkbar, die
mehrere Objekte desselben Naturreichs veranschaulichen. Pflanzen, die nur für
einen bestimmten wirtschaftlichen Zweck gesammelt, teilweise auch kultiviert werden,
in eine Karte zusammenzufassen, ist schon seit längerer Zeit versucht worden, ohne
jedoch schon eine endgültige Lösung gefunden zu haben. Überhaupt wär auch mehr
in speziellen Darstellungen darauf zu achten, den Unterschied zwischen wildwachsenden
und angebauten Naturgewächsen besser als bisher zu betonen. E. Stolle zeichnete
1853 eine Übersichtskarte der ganzen Erde mit der Verbreitung der Rohr-, Rüben-,
Palmen- und Ahornzuckerproduktion. 4 G. Barber versuchte zum ersten Male die
Heimat- und Produktionsländer der Drogen auf einem Kartenblatt zu veranschau
lichen. 5 Doch der Versuch war verunglückt; auf einem in Buntdruck ausgeführten
Weltkärtchen mit politischem Kolorit treten einige Meeresströmungen, die Jahres
isothermen von 10 zu 10 Grad und endlich eine Anzahl Namen von Drogen auf,
die in die betreffenden Heimat- und Produktionsländer eingetragen sind, ohne
jedoch die geringste Anschauung über die geographische Verbreitung der einzelnen
Medizinalpflanzen zu vermitteln. Kaum besser ist die Pharmacognistische Karte
von H. E. Schelenz 6 , wie auch die Pharmakognostik Charta von R. F. Fristedt. 7
Die nächste Folge in der Bearbeitung wirtschaftsgeographischer Karten ist
der Versuch, zwei oder mehrere Objekte aus verschiedenen Naturreichen in einem
1 C. Schumann: Verbreitung der Lauraceen. 1:135000000. P. M., Ergh. 73, 1883.
2 O. Warburg: Die Muskatnuß, ihre Geschichte, Botanik, Kultur, Handel und Verbreitung,
sowie ihre Verfälschungen und Surrogate. 1 K. Leipzig 1897.
3 P. van Romburgh: Caoutschouc en Getah Pertja in Nederlandsch-Indie. Mededeelingen
uit ’s Lauds Plantentuin XXXIX. Batavia 1900. — R. Henriques: Der Kautschuk u. seine Quellen.
Dresden-Blasewitz 1899. — Eug. Obach: Die Guttapercha. Dresden-Blasewitz 1899. — O. War
burg: Die Kautschukpflanzen u. ihre Kultur. Berlin, Kolon.-wirtsch. Komitee, 1900. — H. Le
comte: Les arbres ä Gutta-Percha, leur culture. Paris 1899. — F. Clouth: Gummi, Guttapercha
und Balata, ihr Ursprung und ihr Vorkommen, Gewinnung, Verbreitung und Verwendung. Leipzig 1899.
4 E. Stolle: Übersichtskarte der Zuckerproduktion der ganzen Erde. Berlin 1853. [Bi. d.
Ges. f. Erdk. Berlin.]
5 G. Barber: The pharmaceutical or medico-botanical map of the world, shewing the habitats
of most of the plants comprising the materia medica. London 1869.
6 H. E. Schelenz: Pharmacognostische Karte zur Pharmacopoea Germanica. Halle 1876.
7 R. F. Fristedt: Pharmakognostik Charta. Upsala 1876. [H. u. St. Bi. München.]