Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Zur Methodik der Wirtschaftskarte. 
537 
Kartenbild zn vereinen. Es gibt Karten, die gleichzeitig die Produkte der nutzbaren 
Mineralien, Pflanzen- und Tierwelt vereinigen; sie sind für einen allgemeinen Über 
blick, wenn sie nicht überlastet sind, geeignet. Immerhin ist es vorzuziehen, 
konträres, d. h. Dinge, die sich wirtschaftlich nichts angehen, soviel wie möglich 
auszuschalten und sich gegenseitig Bedingendes in den Vordergrund zu rücken; das 
geschieht beispielsweise, wenn ich auf der Karte mit der Seidenraupenzucht die 
Verbreitung des Maulbeerbaumes vereine oder mit der Verbreitung der Eskimos 
die der Robben und Moschusochsen. Am bequemsten ist die Verquickung irgend 
eines Naturproduktes mit dem durch es hervorgerufenen Industriezweig. Seit altersher 
wurden bei den Fundorten von Metallen gern die Bergwerke verzeichnet. Wir sehen 
Karten der Zuckerrübenkultur mit den Zuckerfabriken, der Hopfenkultur mit den 
Bierbrauereien, der Eisen- und Kohlenproduktion mit den großen Werken der 
Schwerindustrie usf. 
Mit dem Hinweis auf die kombinierenden Karten sind wir stark in das Gebiet 
der Industriekarte hineingeraten. Sie ist momentan eine der wichtigsten Karten. 
Sie erfordert eine Sonderuntersuchung, weshalb wir hier mit dem Beleg durch Bei 
spiele verzichtet haben. Sie vor allem hat die neue Bewegung in der Anfertigung von 
Wirtschaftskarten eingeleitet. Sie stellt aber auch die größten Anforderungen an die 
Karte und strebt am meisten dem Ideal nach, das ich beim Wesen der Wirtschaftskarte 
erörterte und das auch E. Friedrich bei seinen Deduktionen vorgeschwebt hat. 
Wenn ein bestimmter Zweck oder eine bestimmte Idee eine Reihe von Karten 
beseelt, kann gegebenenfalls die gesamte industrielle Betätigung berücksichtigt 
werden. Handelt es sich beispielsweise um die historische Entwicklung des industriellen 
Lebens eines Staates, werden die einzelnen Kartenblätter, die die räumliche Ver 
teilung der Industrie zu verschiedenen Epochen zum Vorwurf haben, alle wichtigem 
Zweige der Industrie umfassen. Die Schweiz, die außer den topographischen Karten 
des eignen Landes auf andern kartographischen Gebieten nicht hervorragend viel 
Originelles geleistet hat, besitzt einen altern, von H. Wartmann herausgegebenen 
Atlas über die Entwicklung von Industrie und Handel der Schweiz, dessen Nach 
ahmung andern Staaten, auch heute noch, natürlich auf moderne Verhältnisse über 
tragen, empfohlen werden muß. Die acht Blätter des Atlas geben mit dein Bild 
der räumlichen Verteilung der schweizerischen Industrie zu verschiedenen Zeiten 
zugleich eine Darstellung des Handels der Eidgenossenschaft, ebenfalls in ver 
schiedenen Epochen. 1 
199. Die wirtschaftsgeographische Grundkarte. Im ersten Band der Karten 
wissenschaft habe ich bei der Erörterung der topometrischen Grundkarte deren 
1 H. Wartmann: Atlas über die Entwicklung von Industrie u. Handel der Schweiz. Be 
arbeitet i. Auftr. der Schweizer. Kommission f. d. additionellen Ausstellungen in Wien. Winterthur 
1873. Das 1. Bl. zeigt die Verbreitung der Industrie um das Jahr 1770, bzw. vor 1798. Das 2. Bl. 
enthält eine Darstellung der schweizer. Industrie um 1820 bzw. 1820—1830. Bl. 3, das Jahr 1870 
und folgende berücksichtigend, also der damaligen Gegenwart entsprechend, zeigt bedeutende Ver 
änderungen des industriellen Lebens. Bl. 5 veranschaulicht die Absatzgebiete der schweizer. Aus 
fuhr für 1770. Bl. 6 entspricht dem Jahre 1820, Bl. 7 dem Jahre 1870. Auf Bl. 5 figuriert als Haupt 
ausfuhrartikel Leinwand, auf Bl. 6 Leinwand und Baumwolle, auf Bl. 7 Baumwolle. — Gute geo 
graphisch-statistische Karten der Schweiz haben Anderegg u. Mangold gezeichnet. Die Industrie 
karte der Schweiz von H. Schiatter wurde seinerzeit sehr gelobt. Vgl. К. C. Amrein: Bericht 
üb. d. Kartographie der Schweizerischen Landesausstellung Zürich 1883. Zürich 1884, S. 15.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.