Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Zur Methodik der Wirtschaftskarte. 
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werden, während das Ackerland weiß geblieben ist. Die alte Generalkarte von Mittel- 
Europa in 1 : 200000 hatte, da sie in mediterrane Gebiete hinübergreift, noch eine 
besondere Signatur für Reisfelder eingeführt. Selbst außereuropäisch-mediterrane 
und tropische Spezialkarten legen ein Schwergewicht auf die genaue Wiedergabe 
der Kulturen; so verwendet die englische Aufnahme von Palästina große Sorgfalt 
auf die Zeichnung sämtlicher Kulturen von Feigen, Ölbaum und Wein, und die 
holländische Karte von Java 1 : 100000 zeigt nicht weniger als 24 verschiedene 
Kulturen. 1 Hier verdient auch die alte Topographische Karte des Königreichs Polen 1 2 
genannt zu werden, 1 :126000, die ähnliche Unterschiede wie die Generalstabskarte 
des Deutschen Reiches bringt, dazu jedoch noch die Fundorte und Bearbeitungs 
stätten der wichtigsten Metalle, wie Eisen, Kupfer, Zink, Blei, Galmei u. dgl. mehr. 
Wurden die topographischen Karten früher nur militärischen Zwecken dienstbar 
gemacht, dienen sie heute mehr allgemeinen Volksinteressen. Die Sorge um den 
Wohlstand und die Kultur des Landes hat im vergangenen Jahrhundert die topo 
graphische Karte zu einer großartigen Entwicklung entfacht. Noch möchten wir 
keinen Endpunkt der Entwicklung sehen, denn die sich rasch mehrende Bevölkerung 
und die hierdurch gebotene größere Ausnutzung des Grundes und Bodens stellen 
immer höhere Anforderungen an die topographische Karte. 
Die Wirtschaftsgeographie gibt sich mit der bloßen geographischen und karto 
graphischen Feststellung der Verbreitung des Kultur- und Ödlandes und dessen 
verschiedener Abstufung nicht zufrieden. Sie fragt weiter nach den einzelnen 
Dingen und Produkten, die die Räume der Erdoberfläche ausfüllen. Die dadurch her 
vorgerufene Differenzierung kommt in der Anzahl der hierher gehörigen Karten zum 
Ausdruck, sie spricht sich aber auch in der wirtschaftsgeographischen Grund karte 
aus. Damit wird eine zweite Arbeitskartenreihe geschaffen, die wiederum in 
zwei Unterabteilungen zerfällt. Die eine beschäftigt sich mit der Darstellung der 
flächenhaften Produktion, die andere mehr mit einer punktartigen Wieder 
gabe der Gütererzeugung; die eine gilt in der Hauptsache den Erzeugnissen 
der Landwirtschaft (einschließlich Forstwirtschaft) und Viehwirtschaft, die andere 
den Schätzen unter der Erde. Die Karten flächenhafter Produktion werden gelbe, 
grüne, hellbräunliche Farben für die einzelnen Feldfrüchte und die Bau- und Brenn 
holzproduktion wählen. Seltenere Feldfrüchte können in farbiger Punktur flächen 
haft erscheinen. Eingeschriebene römische Ziffern würden den Ertrag für je 1 ha 
angeben. In verschiedenfarbiger — dunkle Farben sind vorzuziehen — und ver 
schieden weiter senkrechter Schraffur wäre dem Viehbestand beizukommen. Ein 
geschriebene arabische Ziffern in der Farbe der betreffenden Tierart hätten die 
Durchschnittssumme der Tiere auf je 100 ha oder 1 qkm anzugeben. Auch bei den 
Karten mit den Schätzen unter dem Boden wird ein statistischer Einschlag not 
wendig, insofern durch beigeschriebene Zahlen, soweit sie zu haben sind, die teils 
abgeschätzte teils sicher bestimmte Menge der nutzbaren Mineralien eingeschrieben 
wird, eventuell die - Durchschnittszahl der Ausbeutung innerhalb einer bestimmten 
Anzahl von Jahren, die auf eine einheitliche Zeitspanne festzulegen ist. Wir denken 
1 Topographische Kaart der Residentie Batavia. 1 : 100000. ’s Gravenhage 1882—1883. 
4 Bl. Top. K. der Res. Probolinggo, Pasoeroean, Rembang, je zu 4 Bl. 1884—1885. [Un.-Bi. Göt 
tingen.] 
2 Die Topographische Karte des Königreichs Polen wurde 1857 in 57 Bl. veröffentlicht.
	        
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