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Wirtschafts- und Verkehrskarte.
Wie fast überall in der Kartographie werden bei der Wirtschaftskarte die
besten Erfolge erzielt, sobald mit Flächendecknng gearbeitet wird, was großen
teils durch Anwendung verschiedener Farben geschieht. Wenn durch Farbe uAd
auch ihre hellsten Nuancierungen Gebiete mit bedeckt werden, wo das betreffende
Produkt kaum eine Bolle spielt oder überhaupt nicht vorhanden ist, dürfte wohl
niemand so naiv sein und denken, daß beispielsweise eine einzelne Nutzpflanze ohne
Unterbrechung das ganze durch Farbe bezeiclmete Land bedecke. Ist es nicht hin
sichtlich des Wertes der natürlichen Ausbreitung von Produkten ein Widerspruch,
wenn E. Friedrich z. B. in Südafrika 1 die Gebiete der pflanzlichen und tierischen
Produkte mit mehr oder minder breiten Farbbändern umrandet, dagegen die spora
dischen Fundstätten von Gold, Diamanten usw. in farbige Flächen zusammenfaßt.
An der Südspitze von Afrika, wo europäischer Einfluß schon die mannigfachsten
wirtschaftlichen Werte erzeugt, wird das Linien- und Signaturgemisch bei dem
obwaltenden VerjüngungsVerhältnis ganz verwischt und schier unentwirrbar. Eine
solche Karte auf Europa zu übertragen ist undenkbar.
Die Anhäufung verschiedener punktartiger Zeichen stört die Übersichtlichkeit
und vermindert dadurch Gebrauch und Wert der Karte. Selbst auf den mineralischen
Wirtschaftskarten muß tunlichst auf Flächenkolorit hingearbeitet werden. Ein
Vorbild hierfür hatte bereits Bernhard Cotta gegeben. Seine Kohlenkarte von
Sachsen scheint aber vergessen zu sein. 1 2 Erst in neuester Zeit hat man das von ihm
angewandte Verfahren wieder aufleben lassen. Durch verschiedene Farben sind
angelegt: das Verbreitungsgebiet der Braunkohlenformation, in dem mit einiger
Wahrscheinlichkeit nach Braunkohlen zu suchen ist; Verbreitungsgebiete bereits
aufgefundener Braunkohlenlager, die aber nicht überall abbauwürdig sind; das Ver
breitungsgebiet der Steinkohlenformationen (auch des Botliegenden), in dem mit
einiger Wahrscheinlichkeit nach Steinkohlenlagern zu suchen ist; Verbreitungsgebiete
bereits aufgefundener Steinkohlenlager, die aber nicht überall abbauwürdig sein
müssen; das Gebiet, in dem keine Hoffnung vorhanden ist, abbauwürdige Kohlenlager
aufzufinden; und endlich nicht farbig angelegt ein zweifelhaftes Gebiet, in dem
möglicherweise Braun- und Steinkohlen gefunden werden können, in dem aber kein
bestimmter Grund vorliegt, danach zu suchen. Die Zweckmäßigkeit der aufgestellten
Unterscheidungen spricht für sich selbst. Die Karte gibt dem Unternehmungsgeist
bestimmte Bichtungen und bewahrt vor vergeblichen Untersuchungen. Ihre durchaus
praktische Tendenz, die für ihre Zeit eine originelle Leistung und neue Auffassung
bot, verdient auch heute noch uneingeschränktes Lob. Nicht reich ist die Anzahl
der Karten, die mit der Cottaischen Gewissenhaftigkeit konstruiert sind. 3 Selbst
neuere Karten mit ähnlicher Tendenz reichen nicht an sie heran. 4
1 Es handelt sich hierbei um die Karte von Süd-Afrika in 1 : 10000000, die E. Friedrich
seiner Abhandlung Die Anwendung usw., a. a. O., beigefügt hat.
2 B. Cotta: Kohlenkarte, auf welcher die Verbreitungsgebiete der Kohlen-Formationen im
Königreich Sachsen dargestellt sind. Freiberg 1856.
3 Auf ähnlichem Prinzip, aber nicht so sorgfältig durchgeführt, beruht: Die Goldgebiete zu
beiden Seiten der Beringstraße von Fr. Immanuel, P. M. 1902, T. 5, insonderheit die Nebenkarte der
Seward-Halbinsel, worauf Gebiete in Ausbeutung begriffen, als goldhaltig erkannt und mit vermuteten
Goldlagern unterschieden werden. Neueste Karten dieser Art vgl. die Eisenerzkarte der Welt, § 215.
4 So z. B. Leon Dominian: Die Verbreitung der Anthrazite, Bitumen u. Lignite in N- u.
S-Amerika. In d. Kartogr. Beiträgen z. Wirtschaftsgeogr., hg. v. G. Michel u. Ch. Knapp. Bern 1915,
Nr. 16, 17. — Auch die folgenden Karten bis Anm. 5, S. 545, sind in den gleichen Beiträgen zu finden.