Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

544 
Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
Wie fast überall in der Kartographie werden bei der Wirtschaftskarte die 
besten Erfolge erzielt, sobald mit Flächendecknng gearbeitet wird, was großen 
teils durch Anwendung verschiedener Farben geschieht. Wenn durch Farbe uAd 
auch ihre hellsten Nuancierungen Gebiete mit bedeckt werden, wo das betreffende 
Produkt kaum eine Bolle spielt oder überhaupt nicht vorhanden ist, dürfte wohl 
niemand so naiv sein und denken, daß beispielsweise eine einzelne Nutzpflanze ohne 
Unterbrechung das ganze durch Farbe bezeiclmete Land bedecke. Ist es nicht hin 
sichtlich des Wertes der natürlichen Ausbreitung von Produkten ein Widerspruch, 
wenn E. Friedrich z. B. in Südafrika 1 die Gebiete der pflanzlichen und tierischen 
Produkte mit mehr oder minder breiten Farbbändern umrandet, dagegen die spora 
dischen Fundstätten von Gold, Diamanten usw. in farbige Flächen zusammenfaßt. 
An der Südspitze von Afrika, wo europäischer Einfluß schon die mannigfachsten 
wirtschaftlichen Werte erzeugt, wird das Linien- und Signaturgemisch bei dem 
obwaltenden VerjüngungsVerhältnis ganz verwischt und schier unentwirrbar. Eine 
solche Karte auf Europa zu übertragen ist undenkbar. 
Die Anhäufung verschiedener punktartiger Zeichen stört die Übersichtlichkeit 
und vermindert dadurch Gebrauch und Wert der Karte. Selbst auf den mineralischen 
Wirtschaftskarten muß tunlichst auf Flächenkolorit hingearbeitet werden. Ein 
Vorbild hierfür hatte bereits Bernhard Cotta gegeben. Seine Kohlenkarte von 
Sachsen scheint aber vergessen zu sein. 1 2 Erst in neuester Zeit hat man das von ihm 
angewandte Verfahren wieder aufleben lassen. Durch verschiedene Farben sind 
angelegt: das Verbreitungsgebiet der Braunkohlenformation, in dem mit einiger 
Wahrscheinlichkeit nach Braunkohlen zu suchen ist; Verbreitungsgebiete bereits 
aufgefundener Braunkohlenlager, die aber nicht überall abbauwürdig sind; das Ver 
breitungsgebiet der Steinkohlenformationen (auch des Botliegenden), in dem mit 
einiger Wahrscheinlichkeit nach Steinkohlenlagern zu suchen ist; Verbreitungsgebiete 
bereits aufgefundener Steinkohlenlager, die aber nicht überall abbauwürdig sein 
müssen; das Gebiet, in dem keine Hoffnung vorhanden ist, abbauwürdige Kohlenlager 
aufzufinden; und endlich nicht farbig angelegt ein zweifelhaftes Gebiet, in dem 
möglicherweise Braun- und Steinkohlen gefunden werden können, in dem aber kein 
bestimmter Grund vorliegt, danach zu suchen. Die Zweckmäßigkeit der aufgestellten 
Unterscheidungen spricht für sich selbst. Die Karte gibt dem Unternehmungsgeist 
bestimmte Bichtungen und bewahrt vor vergeblichen Untersuchungen. Ihre durchaus 
praktische Tendenz, die für ihre Zeit eine originelle Leistung und neue Auffassung 
bot, verdient auch heute noch uneingeschränktes Lob. Nicht reich ist die Anzahl 
der Karten, die mit der Cottaischen Gewissenhaftigkeit konstruiert sind. 3 Selbst 
neuere Karten mit ähnlicher Tendenz reichen nicht an sie heran. 4 
1 Es handelt sich hierbei um die Karte von Süd-Afrika in 1 : 10000000, die E. Friedrich 
seiner Abhandlung Die Anwendung usw., a. a. O., beigefügt hat. 
2 B. Cotta: Kohlenkarte, auf welcher die Verbreitungsgebiete der Kohlen-Formationen im 
Königreich Sachsen dargestellt sind. Freiberg 1856. 
3 Auf ähnlichem Prinzip, aber nicht so sorgfältig durchgeführt, beruht: Die Goldgebiete zu 
beiden Seiten der Beringstraße von Fr. Immanuel, P. M. 1902, T. 5, insonderheit die Nebenkarte der 
Seward-Halbinsel, worauf Gebiete in Ausbeutung begriffen, als goldhaltig erkannt und mit vermuteten 
Goldlagern unterschieden werden. Neueste Karten dieser Art vgl. die Eisenerzkarte der Welt, § 215. 
4 So z. B. Leon Dominian: Die Verbreitung der Anthrazite, Bitumen u. Lignite in N- u. 
S-Amerika. In d. Kartogr. Beiträgen z. Wirtschaftsgeogr., hg. v. G. Michel u. Ch. Knapp. Bern 1915, 
Nr. 16, 17. — Auch die folgenden Karten bis Anm. 5, S. 545, sind in den gleichen Beiträgen zu finden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.