Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Geographische Belange. 
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1000—2000 m, Tierra fría 2000—8000 m und Páramo über 3000 m ist der wirt 
schaftlichen Betätigung von Bogotá direkt abgelauscht. Allzu schematisch ist 
Aug. Petermann verfahren, als er mit der 4000 m-Schichtlinie im Pamirhochland 
das Kulturland vom Ödland schied. 1 In die Reihe dieser Karten gehört auch die 
Terrain- und Höhenschicht karte der Hohen Tatra von C. Koiistka 1 2 , die uns bereits 
in anderer Beziehung gefesselt hatte. 3 
Mit dem orograpliischen Aufbau eines Landes hängt die hydrographische Be 
schaffenheit eng zusammen. Geschieht die Abdachung jäh in mehr oder minder 
großen Absätzen, daß Wasserfälle entstehen, dann ist die Erscheinung direkt für 
das Wirtschaftsleben der betreffenden Region von vitaler Bedeutung. Eine weitere 
Folge ist neben anderm die kartographische Veranschaulichung der Wasserfälle auf 
orographischer Grundlage. Norwegen, Schweden, Finnland sind die klassischen Ge 
biete der Wasserfälle. In dem Atlas de Einlande 4 findet sich eine Sonderkarte der 
Wasserfälle, die ein deutliches und erschöpfendes Bild von der Bedeutung der natür 
lichen Kraftspender für das Wirtschaftsleben Einlands gibt. 
In großzügigen Bergbaukarten kann unter Umständen die Orographie des 
Landes zum Ausdruck kommen, insofern Solquellen, Kalisalze, Kohle, Raseneisen 
mehr in ebenen Strichen und Beckenlandschaften angetroffen werden, die Metalle 
mehr in den Gebirgsgegenden 5 , in den Gebieten mit anstehendem Gestein, die nicht 
vom Diluvium und Aluvium eingeebnet sind. Schon die alte Bezeichnung „Berg 
bau“ weist auf das Abbauen der Berge hin; und in ältern Zeiten, da man noch nicht 
die Bedeutung von Kohle und Kalisalzen kannte, wohl aber die von Gold, Silber, 
Zinn, Blei, Kupfer usw. fand man diese kostbaren Erze im Harz, im Erzgebirge, 
in den Karpathen, im alten Laurion, in den spanischen Gebirgen usf. 
20(>. Morphologie und Wirtschaitskarte. Der orographische Aufbau bewirkt 
die Größe der Landschaft, und im Zusammenhänge damit die Ausdehnung der ver 
schiedenen Kulturlandschaften. Die Morphologie geht ins Detail und untersucht 
Entstehung und Lagerung der einzelnen Erdoberflächenformen, wobei sie eine 
kräftige Unterstützung von seiten der Geologie nicht entbehren kann. Die morpho- 
genetischen Probleme, die von Haus aus mehr zur Geologie als zur Geographie 
hinüberneigen, können für eine moderne Geographie fruchtbar gestaltet werden, 
wenn sie darauf untersucht werden, w r as für wirtschaftliche Folgeerscheinungen sie 
hervorgebracht haben. Bei tieferm Studium wird man deren allmähliches Auswirken 
nach der Tiefe und Breite hin merken. 
S. Passarge ist es vor allem gewiesen, der den Beziehungen zwischen Morpho 
genesis und Wirtschaft kritisch und kartographisch zu Leibe gerückt ist, als er die 
landwirtschaftliche Benutzbarkeit, die Pflugbarkeit, von Böschungsverhältnissen 
untersuchte. 6 Das ist ein kleiner und verheißungsvoller Anfang. Hier ist noch 
1 A. Petermann i. P. M., Ergh. 52, 1877. 
2 C. Koristka i. P. M., Ergh. 12, 1863. 
3 Vgl. M. Eckert: Kartenwissenschaft, 1, 8. 101. 
4 Herausgegeben von der Finnischen Geogr. Ges. Helsingfors 1899. 
5 Einen ersten Versuch dieser Art bietet die Höhenschichtkarte in A. L. Hickmanns In 
dustrial-Atlas des Königreichs Böhmen (Prag 1862), worauf außer neun Höhenschichten die Fund 
orte von Gold, Silber, Zinn, Blei, Kupfer, Eisen, Arsen u. Graphit gezeichnet sind. 
6 M. Eckert: Karten Wissenschaft, I, S. 98.
	        
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