Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
so wenig von Anbau berichtet haben. In neuerer Zeit, wo die Reisenden mit meist 
ganz anderer Vorbildung hinausgehen, ist es besser geworden. Gerade neuere Reisende, 
wie C. Peters, Stuhlmann, Wohldtmann, Weule, Frobenius, Sven Hedin u. v. a. 
haben der wirtschaftlichen Betätigung der Naturvölker große Aufmerkasmkeit ge 
schenkt und teilweise auch kartographisch zum Ausdruck gebracht. 
212. Die Kultivationskarte (Kulturkarte). Die Karten, die die Anfänge einer 
Kultivationskarte sind, verdichten die kulturellen Angaben allmählich in dem Grade, 
daß es möglich ist eine Karte mit Flächendeckung auch für die Gebiete zu zeichnen, 
wo noch keine oder nur wenige statistischen Erhebungen stattgefunden haben. In 
diesen Kultivationskarten, in denen noch ein gut Teil Unvollkommenheit steckt, 
haben wir die Vorstufe zu den gehobenem vor den eigentlichen Kultivations 
karten zu erblicken. Wir haben eine Menge guter Beispiele für diese Vorstufe 
karten. Erinnert sei an Fr. Jägers Karte der Landwirtschaft von Deutsch-Süd 
westafrika 1 , worauf durch Flächenkolorit Wüsten und Halbwüsten, Viehzucht- und 
Ackerbaugebiete in enger Anlehnung an die Ethnographie des Landes unterschieden 
werden; außerdem wird besonders die Grenze des Ackerbau- und des befarmten 
Gebietes hervorgehoben. In meinem Wirtschaftsatlas der deutschen Kolonien, 
Berlin 1912, habe ich bei Deutsch-Südwestafrika erst eine Karte gezeichnet, die die 
wirtschaftlichen Grundlagen (Viehzucht-, Ackerbau-, Jagd- und Sammelwirtschafts 
gebiete) wiedergibt und sodann eine besondere Karte der Tierzucht, weil sie für 
Südwestafrika von größter Wichtigkeit ist. Vor Jäger und andern haben 
Aug. Petermann 1 2 und 0. Baumann 3 sich mit der Herstellung ähnlicher Karten 
befaßt. Die Kultur karten können in weit höherm Grade verallgemeinern und die 
gesamte Erde in den Kreis ihrer Betrachtung ziehen, wie es E. G. Ravenstein 
auf Lands of the globe ( still available for european Settlement getan hat, indem er 
auf Planiglobenkarten die fruchtbaren Erdgebiete (grün), die Steppen (gelb), die 
Wüsten (rot) und die Eisgebiete (blau) darstellte. 4 
Den gehobnem Kultivationskarten nähern sich in hohem Grade die Karten 
von 0. Krümmel, J. G. Bartholomew u. v. a. m. Die instruktive Karte Krümmels 5 
zeigt die Produktionszonen des europäischen Rußland, also die Zonen der Tundren 
(mit spärlicher Viehzucht), des Waldgebietes, des schwachen Ackerbaues (aber mit 
aufstrebender Industrie), des starken Ackerbaues (mit erheblichem Export von 
Zerealien) und der Steppen (mit starker Viehzucht). Bartholomew’s Karte finden 
wir in seinem großen Atlas von Schottland. 6 Auf ihr sehen wir die Kategorien 
Kulturland, Wald und als dritte Moore, Bergweiden und Unland zusammengefaßt. 
Die Methode der Bezeichnung von Krümmel und Bartholomew tritt uns in den 
1 Fr. Jaeger u. Leo Waibel: Beiträge zur Landeskunde von Südwestafrika. Mitt. aus d. 
deutsch. Schutzgebieten, Ergh. 14. Berlin 1920, T. 4. 
2 Aug. Peter mann: Kulturk. von Indien, eine Skizze der Hauptverkehrsmittel u. d. Ver 
breitung der wichtigsten Kulturpflanzen usw. P. M. 1859, T. 1. 
3 0. Baumann: K. von Fernando Poo, P. M. 1887, T. 14, u. Usambara, P. M. 1889, 
T. 3 u. 16. 
4 E. G. Ravenstein i. Proceedings of the R. Geogr. Soc. XIII. London 1891, S. 27—35. 
5 O. Krümmel: Die Produktionszonen des europäischen Rußland. Eine physikalisch 
statistische Skizze. Mit 1 K. Deutsche Geogr. Bl. I, 1877. 
6 J. G. Bartholomew: The R. Scottish Geographical Society’s Atlas of Scotland. Edin 
burgh 1895.
	        
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