Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
schieden werden; nämlich Kiefern und Fichten in verschiedenen Mischungsverhält 
nissen; Buchen, rein oder vorherrschend; Eichen-Hochwald, rein und mit Buchen 
gemischt; und zuletzt Eichen, Mittel- und Niederwald. 1 
JTür die Kulturgeographie werden selbst Karten von Bedeutung, die generell 
vorgehen und Einblick in die Intensität irgendeines kulturellen Produktes gewähren. 
Auf einer Waldkarte von Europa zeigt J. Riedel die Gebiete, die 0—5°/ 0 Wald 
bedeckung haben, weiß, sodann mit sieben verschieden grünen Stufen die Gebiete 
mit 5—10, 10—20, 20—30, 30—50, 50—75 und 75—100°/ 0 . 1 2 Eine ähnliche Karte 
muß für die gesamte Erde entworfen werden. Noch genereller ging P. Langhans 
vor, als er auf seiner Wandkarte von Afrika zur Darstellung der Bodenbedeckung 
die verschiedenen tropischen Waldformationen aus einander hielt. 3 
Während die Waldbäume auf den Eorstkarten und verwandten Karten schon 
eine detailliertere Darstellung gefunden haben, hat die nächstliegende und viel 
wichtigere Kultur der Zerealien noch keine einwandfreie und nur gelegentlich ins 
einzelne gehende Kartierung gefunden. Der Grund liegt offenbar in der beständigem 
Bodenfläche des Waldes. Wohl besitzen wir Agrikulturkarten, die uns den Anbau 
von Weizen, Roggen, Hafer usw. zeigen; sie sind aus statistischen Tabellen und Er 
wägungen heraus entstanden. Dagegen eine Karte der tatsächlichen Aufteilung 
des Bodens in die verschiedenen Kulturarten und Anbaugewächse, also ganz nach 
rein geographischer Methode behandelt, finden wir bis heute noch nicht. Auch 
O. Schlüter gibt dem Empfinden dieser offenbaren Lücke gelegentlich der Entwicklung 
seines Planes zur Gründung einer anthropogeographischen Zeitschrift unter dem 
Titel ,,Archiv für die Geographie des Menschen“ Ausdruck und erinnert dabei an 
die speziellen Karten in Weinbaugegenden für dieses eine Kulturgewächs, welche 
Darstellungen auf alle Arten der Bodenbestellung ausgedehnt werden müßten, 
wobei jedoch übersehen wird, daß der Wein ebenso wie der Wald mehr an ein be 
stimmtes Areal als das Getreide gebunden ist, das jährlich seine Anbaufläche wechselt. 
Bei alledem muß ich an einen ältern Versuch erinnern, der den Verbreitungsgebieten 
der Getreidearten auf der Erde gewidmet ist. Es ist eine Erdkarte in C. Glasers 
Topisch-Physikalischem Atlas aus dem Jahre 1844. 4 Die Karte ist nach Fr. Schouw 
bearbeitet und zeigt in Rot die Verbreitung von Gerste und Hafer, in Gelb die von Roggen, 
in Grün die von Weizen, in Braun die von Mais und in Blau die Verbreitungs 
fläche von Reis. Die übrigen wichtigen Nahrungsmittel, auch die der Tropen, sind 
bloß mit Namen im Kartenbild vertreten, wie Kartoffel, Buchweizen, Pisang, Yams, 
Manioc, Brotfruchtbaum u. a. m. 
Auf alle Arten der Bodenbestellung läßt sich eine einzige kartographische 
Manier nach geographischer Methode nicht ausdehnen, wohl aber auf die Kulturen, 
die von Haus aus urwüchsig, autochthon sind oder doch im Laufe der Pflege urwüchsig, 
die gleiche Örtlichkeit bewahrend, geworden sind. Im strengen Sinne wären nun 
die Kulturflächen ausgeschlossen, die einer ständigen Fruchtwechselwirtschaft unter 
1 Ähnliche deutliche und saubere Karten finden sich noch viele; nicht übersehen sei die Wald 
karte von Fr. Regel in den Deutsch. Geogr. Bl., Bremen 1892: Der Thüringerwald und seine Forst 
wirtschaft. 
2 Joh. Riedel i. P. M. 1914, II, T. 20. 
3 Justus Perthes’ Wandk. v. Afrika zur Darstellung der Bodenbedeckung. Bearbeitet von 
P. Langhans. Gotha 1906. 
4 C. Glaser: Topisch-Physikalischer Atlas in 10 Bl. Mannheim 1844. Erdk. zur Übersicht 
der Verbreitungsbez. der Getraide-Arten. [Bi. der Soc. Geogr. in Paris.]
	        
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