Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Einzelne wichtigere Arten der Wirtschafts karte. 
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Eigenart der Tiere und die Zuchtverhältnisse sehr genau studieren, um die Be 
sonderheiten herauszufinden. Und nicht immer liegen sie so offen wie bei den Schaf 
herdenwanderungen in Spanien. Diese haben A. Fribourg zur Zeichnung einer Karte 
veranlaßt 1 , die auf je 100 qkm die Anzahl der Wanderschafe nach Gerichtsbezirken 
und Provinzen bei Hervorhebung der Winterweiden zeigt, sodann die Haupt- und 
Nebenwanderwege der Schafe und die Haupt- und Nebentransportwege durch Bahnen. 
In die Reihe der kulturellen Spezialkarten müssen auch die aufgenommen 
werden, die sich mit der Verbreitung der Pflanzen- und Tierschädlinge be 
schäftigen. Dahin gehören Karten der Reblaus, des Boolweevil, der Glossinen und 
der Zecken, für deutsche Gebiete solche der Schäden durch Nonne, Maikäfer und 
Eichenspinner. 
Auf ein schwieriges Gebiet kartographischer Darstellung begeben wir uns, 
wenn wir auf die nutzbaren Mineralien unser Augenmerk richten. Ist das Ver 
breitungsgebiet der Pflanzen verhältnismäßig leicht festzulegen, ist es schon weniger 
leicht bezüglich der Tierwelt, geradezu schwierig aber ist es für die Mineralwelt; 
und leider gibt hier die Karte nur zu oft imaginäre Werte. Dies liegt größtenteils 
nicht in der Absicht des Karten Verfertigers. Der Stoff ist von Natur aus zu spröde, 
als daß er eine allseitig abgerundete und befriedigende Behandlung gestatte. Die 
Gründe dafür festzustellen haben wir bereits Gelegenheit gehabt. 1 2 Außerordentlich 
winzig im Vergleich zur Größe der Landfläche sind die Örtlichkeiten, in denen z. B. 
Edelmetalle gefunden werden. 3 Wie können alsdann Karten in den gewöhnlichen 
Maßstäben für Wirtschaftskarten ein klares Bild geben, ohne zu übertreiben? Nicht 
alle nutzbaren Gesteine und Mineralien nebst geologischen Formationen lassen sich 
gegenwärtig so vorzüglich flächenbaft darstellen wie das deutsche Zechsteinmeer, 
dem Deutschland eins seiner kostbarsten Mineralstoffe, die Kalisalze, verdankt. Mit 
großer Vorliebe hat man im In- wie Auslande neben den Eisenerzlagerstätten die 
Kohlenfelder kartiert 4 , schon wegen ihrer eminenten Wichtigkeit für die Wirtschaft 
und die heutige materielle Kultur. 
Häufig wird bei der Eintragung von technischen und andern Zeichen für die 
Mineralproduktion die für eine derartige Darstellung unerläßliche Kritik vermißt. 
Denn das Vorkommen eines Rohproduktes überhaupt hat für die Praxis noch keine 
Bedeutung. Nutzbar werden die Mineralien erst dann, wenn sie in wirklich ausnutz 
barer Menge und unter Verhältnissen auf treten, die ihre Ausnutzung ermöglichen. 
Viele derartiger Karten wollen mit äußerster Vorsicht gebraucht werden. Selbst 
neuern kartographischen Erzeugnissen gegenüber ist diese Vorsicht geboten. 5 
1 A. Fribourg i. P. M. 1910, II, T. 17. 
2 Vgl. oben S. 245—247. 
3 Vgl. u. a. Fr. Immanuel: Die Goldgebiete zu beiden Seiten der Bering-Str. P. M. 1902, T. 5. 
4 z. B. W. Hermann: Die Verbreitung der Stein- u. Braunkohle in Deutschland. Berlin 
1857. [Br. M. London.] — Die Kohlenfelder der Vereinigten Staaten. Nach d. K. von Marius 
R. Campbell, U. S. Geolog. Survey. Siehe K. i. P. M. 1909, T. 39. — V. Ball: The coalfields of 
India. Mem. of Geol. Survey of India. XLI. Kalkutta 1913. Die beigegebene K., etwa 1 : 4000000, 
enthält die Kohlenfelder von Bengalien, Zentralindien, Assam und Birma. — Wegen der politischen 
Aufteilung ist bemerkenswert d. K. von W. Petrascheck: Die Kohlenlager u. Kohlenbergbaue 
Österreich-Ungarns und ihre Aufteilung auf d. Nationalstaaten. 1 : 1500000. Wien u. Berlin 1920. 
5 So sind z. B. auf L. Brackebuschs Geologischer Karte der Provinz Hannover u. der an 
grenzenden Landesteile, nebst Angabe der Mineralvorkommen, Mineralquellen, Hüttenanlagen, 
Zementfabriken, Mineralmühlen usw. (1: 500000, Hannover u. Leipzig, 1899) zahlreiche der an-
	        
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