Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Einzelne wichtigere Arten der Wirtschaftskarte. 
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graphischen“ Spezialkarte der Gegend von Lichtenfels, die wir Chr. Sandler ver 
danken. 1 In schicklichem Maße wird neben der ackerbautreibenden Bevölkerung 
die nichtackerbautreibende veranschaulicht und zwar mit besonderer Kenntlich 
machung der Handel- und Verkehrtreibenden. 
Auffälliger als bei der Landwirtschaft ist der Zusammenhang zwischen Industrie 
und Volksdichte. Darum ist es nichts Seltenes, daß handeis- und wirtschafts 
geographische Kartenwerke ihre Wirtschaftskarten mit einer Volksdichtekarte ein 
leiten. 1 2 Die Untersuchungen über Industrie und Volksdichte haben im allgemeinen 
zweierlei Richtungen verfolgt, entweder nehmen sie ein einzelnes Gebiet in Angriff 
oder gehen direkt auf die Berufsgliederung aus. Im ersten Falle werden gewöhnlich 
beide Verfahren gleichmäßig berücksichtigt. Beide geben interessante Einblicke in 
die Abhängigkeit der Volksdichte und der Berufe von den Bodenschätzen und der 
Verkehrslage. Das Züricher Gebiet bietet sich als Beispiel von selbst an; denn in 
ihm tritt uns eins der verwickeltsten Siedlungs- und Wirtschaftsgebild^ entgegen, 
dessen Reiz und Reichtum schon Goethe 1797 aufgefallen war. 3 Ein Lehrbeispiel 
der großen Siedlungs- und wirtschaftsgeographischen Zusammenhänge gibt 
W. Nedderich, angeregt durch Chr. Sandler. 4 Mit einfachen Symbolen zeigt seine 
Karte das Vorhandensein von Bergleuten, Steinbrechern, Fabrikarbeitern, Glas 
machern und Eisenbahnpersonal; verschieden gestrichelte Linien umranden Gebiete 
mit Kohlen-, Eisen-, Asphalt-, Kali- und Zementindustrie sowie mit Kalk-, Sand 
stein- und Kreidegewinnung. Da zudem die Karte mit geologischem Kolorit bedeckt 
ist, fällt es nicht schwer, Volkszahl und Dichtegrad für die verschiedenen Bodenarten 
zu bestimmen; und so findet man auf Grund der Karte von Nedderich für die Ge 
biete der mergelartigen Gesteine eine Volksdichte von 128, für Gebiete mit tonartigen 
Gesteinen eine Volksdichte von 112, mit Kalkstein von 71 und mit Sandstein von 
48 Seelen auf 1 qkm. Fast ähnlichen Gedanken geht Fr. Weißbach nach 5 , der 
Wirtschaftsverhältnisse, Ansiedlungen und Bevölkerungsverteilung im mittlern Teil 
des sächsischen Erzgebirges untersucht. Der Wald wird in Sonderflächen gegeben. 
Die Ortssignaturen werden auf der einen Karte mit roter und gelber Farbe aus 
gefüllt; diese zeigt den Prozentsatz der landwirtschaftlichen und jene den der 
nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung. Eine zweite Karte ist der prozentualen Ver 
teilung der Industriebevölkerung in den einzelnen Ortschaften gewidmet. 
Es ist wahr, daß Volksdichtekarten, die die Verbreitung der gesamten Be 
völkerung darstellen, sehr wenig geeignet sind, eine Kenntnis der vielfachen Gründe 
der Verbreitung und damit ein Verständnis für sie zu vermitteln. Bei dem Nach 
spüren der einzelnen Berufe und ihrer Dichte wird man ebenso die geographische 
Lage wie die Abhängigkeit von Bodenschätzen berücksichtigen müssen. Schon die 
Karte von P. Langhans über die Wassererwerbsbevölkerung im Deutschen Reiche 6 
1 Chr. Sandler: Volks-Karten. München 1898, T. 1 u. 5. 
2 Unter den unbekannten sei genannt H. de B. Gibbins: Atlas of commercial geography. 
Edinburgh and London 1893. 
3 A. Schoch: Beiträge zur Siedlungs- und Wirtschaftsgeographie des Zürichseegebietes. 
Jahrb. d. Geogr. Ethnogr. Ges. in Zürich 1917. 1 K. 
4 W. Nedderich: Wirtschaftsgeographische Verhältnisse, Ansiedelungen u. Bevölkerungs 
verteilung im Ostfälischen Hügel- u. Tiefland. Forsch, z. deutsch. L.- u. V. XIV. Stuttgart 1902. 
5 Fr. Weißbach: Wirtschaftsgeograph. Verhältnisse usw. Forsch, z. d. L.- u. V. XVII. 
Stuttgart 1908. 2 K. i. 1: 100000. 
6 P. Langhans i. P. M. 1901, T. 17.
	        
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