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Die See- und Meerkarte.
gewesen. Die Elbe bei Hamburg wurde mehrfach vermessen und gezeichnet, wie
von M. Sooth 1714, von Baxmann 1766, die Elbe, Weser und Jade von C. M. Wohlers
1779, von J. Mensing 1791. 1 Bei diesen Karten handelte es sich neben den Küsten
umrissen in der Hauptsache um Tiefenangaben, die vielfach reihenweise und senk
recht zur Stromrichtung gelegt wurden.
Mit der Verbesserung der Aufnahmemethoden zu Lande ging die Verbesserung
der Küstendarstellung Hand in Hand. So ist es selbstverständlich, daß diese Arbeit
von der nautischen Vermessung nicht zum zweiten Male in Angriff genommen wurde,
und die Seekarten die Küstenumrisse so wiedergeben, wie sie ihnen von der Landes
aufnahme geliefert werden. Da aber die Karten der Landesaufnahme nicht jährlich
aufgefrischt werden, bestimmt der Nautiker selbst neu entstandene Peilpunkte des
Landes, wie Leuchttürme, Häuser, Seezeichen usw.
Daß stets die neuesten Aufnahmemethoden den nautischen Karten zugute
kommen, muß das ernste Bestreben der nautischen Aufnehmer sein. 1 2 In neuerer
Zeit sind es die Fliegerbildaufnahmen. Die stereophotogrammetrischen Aufnahmen
haben schon größere Berücksichtigung gefunden. Jenes neue Verfahren gestattet
in Gebieten, in denen eine eingehende Landestopographie noch ein jahrzehntelanges
Desideratum bleiben wird, eine schnelle und verhältnismäßige gute und brauchbare
Bestimmung des Küstenverlaufs und seiner topographischen Beschaffenheit. Selbst
bis einige Meter unter dem Meeresspiegel gibt bei klarem Wasser das Eliegerbild
Aufschluß. Was man bisher in mühseliger Arbeit in den Tropen zuwege brachte,
wird in leichter Weise die Eliegeraufnahme leisten können. Bei der Kartenherstellung
wird sich der Hugershoff-Heydesche Autokartograph als ein willkommenes und nicht
mehr zu entbehrendes Instrument erweisen. Wo es auf Präzision der Küstenaufnahme
ankommt, wird die Stereophotogrammetrie oder das Raumbildmeßverfahren Vor
zügliches leisten, wie es auch neuerdings durch die Aufnahmen der Steilküsten der
Insel Rügen durch E. Horn erwiesen wurde. 3 Nebenbei sei bemerkt, daß die Stereo
photogrammetrie für die Ozeanographie noch vieles zu leisten berufen ist, so bei der
Aufnahme von Meereswellen, denen man schon photogrammetrisch nahe gekommen ist. 4
Der Nautiker, jedenfalls der Seeoffizier, soll selbst mit den neuesten Vermessungs
apparaten vertraut sein, um sie jederzeit in unbekannten Gegenden anwenden zu
können; denn darüber ist man sich an den maßgebenden Stellen einig, daß die Ver
messungsausbildung ein gut Teil dazu beiträgt, die Vorbedingungen einer sichern
Navigation zu geben. 5 „Verlangt diese, um sich zur Waffe in der Hand des Führers
zu erweitern, Wagemut, gepaart mit Wissen und einem guten Aufnahmevermögen,
so sehen wir, wie gerade diese Erfordernisse dem Offizier während seiner Tätigkeit
bei der Vermessung anerzogen werden.“ Systematisch muß zur Ausnutzung des
1 Die Karten der oben erwähnten Autoren und andere mehr in den Sammelbänden I u. II
der Manuskriptkarten in der Commerz-Bi. zu Hamburg.
2 Es sei hier auch hingewiesen auf das vom Reichs-Marineamt in Berlin herausgegebene „Hand
buch für Küsten Vermessungen“; ferner auf E. Kohlschütter: Nautische Vermessungen. IV. Nr. 11.
Berlin 1910. — Von gewissem Interesse ist auch A. Wedemeyer: In welchem Entwurf ist eine
Arbeitsk. f. Küstenvermessungen herzustellen? Ann. d. Hydrogr. Berlin 1919, S. 49—75.
3 E. Horn: Stereophotogrammetrische Aufnahme der Rügenschen Steilküste. Mit Karte.
Jahresber. der Landesaufnahme 1919/1920. Berlin 1921, S. 82—86.
4 Vgl. Laas: Die photogrammetrische Messung der Meereswellen. 1914. Abgedruckt i. d.
Veröffentl. des Instituts f. Meereskunde. Neue Folge. Heft 7. Berlin 1921, S. 21 — 36.
5 Vgl. Marine-Rundschau 1907. I, S. 367.