Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Einzelne wichtigere Arten der Wirtschaftskarte. 
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Holz den neuen morphogenetischen Begriff „unfertiges Stufental“ auf. 1 Sehen wir 
uns beispielsweise die Übersichtskarte der Flußgebiete in der Provinz Westpreußen 
von Holz an 1 2 , werden wir schnell über die verschiedenen Flußgebiete und über die 
ausnutzbaren Wasserkräfte an den wichtigsten Wasserläufen (Nutzleistung 365 Tage 
je 24 Stunden) einschließlich der bereits vorhandenen Ausnutzungen unterrichtet. 
Dabei werden Wasserkräfte erster, zweiter und dritter Klasse unterschieden. Eine 
ähnliche noch detailliertere Karte hat Holz von der Provinz Posen entworfen. 
Von dem praktischen Sinn der Amerikaner zeugt ein Kartenwerk, das über 
die Verbreitung der Wasserkräfte der gesamten Erde Bechenschaft gibt 3 ; es ist eine 
Fortsetzung der Veröffentlichungen des Ministeriums des Innern der Vereinigten 
Staaten und schließt sich in Bearbeitung und Aufmachung ganz dem Atlas über 
die nutzbaren Mineralien an (S. 569). Die Bearbeiter des Atlas sind Hermann 
Stabler, B. E. Jones, 0. C. Merrill und N. C. Grover. Eine Weltkarte in 
Mercatorprojektion eröffnet den Atlas, es folgen die einzelnen Kontinente und zum 
Schluß die Vereinigten Staaten. Ein gleiches Verfahren liegt allen Karten zugrunde. 
Die Angaben beziehen sich auf das Jahr 1920. Ein dicker roter Punkt in jedem 
Staat repräsentiert 1000000 PS, die gegenwärtig der menschlichen Wirtschaft dienen, 
und ein aufrechtes Kreuz weniger als 1000000 PS. Ferner werden die Wasserkräfte 
angegeben, die noch nutzbar zu machen sind, wobei ein rotes Ringel 10000000 PS 
bedeuten und ein liegendes Kreuz weniger als 10000000 PS. Diese Kartogramme 
sind einfach, klar und orientieren schnell. 
Für die Industrie sind Gewässer- und nicht minder Grundwasser karten außer 
ordentlich wichtig. Nicht allein die Kurven gleicher Grundwasserhöhen müssen die 
Karten zeigen, sondern auch die Kurven gleicher Härte, gleichen Chlorgehaltes usw. 
Wenn zu entscheiden ist, ob eine Fabrikanlage in einer Gegend mit chlorreichem 
Grundwasser oder in einer Gegend mit chlorarmem zu errichten ist, wird man letztere 
ohne weiteres vorziehen, weil man sicher ist, daß das chlorarme Wasser weniger Kessel 
und Maschinenteile als das chlorreiche angreift. Die chemische und bakteriologische 
Beschaffenheit des zu gewinnenden Wassers spielt bei Fabrikanlagen in neuerer Zeit 
eine sichtlich wachsende Rolle. 4 Die ersten Kartenversuche in dieser Richtung gehen 
in Deutschland auf K. Wahl zurück. 5 Sie haben noch ein beschränktes Gebiet zum 
Vorwurf. Daß ihr bald größere folgen und folgen müssen, ist lediglich eine Frage 
der Zeit. 
219. Erzeugung, Weg und Verbrauch. Produktion, Transport und 
Konsumtion sind das Dreigestirn, unter dem sich jegliche wirtschaftliche Tätig 
keit auf Erden vollzieht. Je nach Zweck und Beschäftigungsart wird auf die Ver 
anschaulichung des einen oder von zweien oder des Ganzen Wert gelegt. Die 
1 N. Holz: Üb. Wasserkraftverhältnisse in Skandinavien u. im Alpengebiet. Z. f. Bauwesen, 
L, S. 379. 
2 Bericht von N. Holz üb. d. Wasserverhältnisse der Provinz Westpreußen hinsichtlich der 
Benutzung f. gewerbliche Zwecke. Bericht vom 15. Mai 1902, erstattet dem Minister f. Handel u. 
Gewerbe in Berlin. T. 1. 
3 World atlas of commercial geology. Part II. Water power of the world. Washington 1921. 
4 Die chemische Untersuchung des Wassers richtet sich auf d. Bestimmung von Abdampf 
rückständen, Härte, Chlor-, Eisen-, Salpetersäure-, Ammoniak- u. salpetrige Säure-Gehalt sowie den 
Kalium per manganatverbrauch zur Oxydierung der organischen Substanzen. 
5 Über K. Wahl vgl. oben S. 243,
	        
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