Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkebrskarte. 
Produktionskarten kennen wir zur Genüge. Seltener wird der Konsum dargestellt. 
Ein Beispiel dieser Art hat Max Weitz gegeben, als er seine Karten des Salpeter 
konsums in Europa zeichnete. 1 Die eine Karte beschäftigt sich mit dem Verbrauch 
der einzelnen Länder im allgemeinen, die andere mit dem Verbrauch in Kilogramm 
auf je 1 ha der produktiven Fläche mit Abzug von Wiesen, Weide und Wald. Jene 
zeigt in einer weißen und acht verschieden braun nuancierten Stufen den Konsum 
von 4000 dz ab bis 4500000 dz. Deutschland ist danach das Land, das annähernd 
diese große Menge verbraucht, es folgen Frankreich mit einem Verbrauch von 
1900000 dz, Großbritannien mit 1080000 dz und die andern Länder, zuletzt Norwegen 
mit 4035 dz. Der zweiten Karte gelang es nicht, den Konsum der chemischen 
Industrie der einzelnen Länder festzustellen, sie konnte sich darum bloß auf den 
Gesamtkonsum für Düngezwecke stützen, was wohl das vergleichende Bild kaum 
beeinträchtigen dürfte. Es werden wiederum eine weiße und acht verschieden braune 
Stufen unterschieden, von 0—0,20 kg je Hektar bis 51—52 kg je Hektar. Belgien 
steht mit 51,71 kg in der Reihe obenan; ihm folgen Großbritannien mit 18,20 kg, 
Deutschland mit 16,92, Frankreich mit 6,76 und — zuletzt Portugal mit 0,21 kg. 
Schon wird es dankbar begrüßt, wenn die Wirtschaftskarte, die sich mit einem 
oder einigen wenigen Urprodukten beschäftigt, außer dem Erzeugungsort bzw. Er 
zeugungsgebiet den Weg, zum mindesten die Richtung des Exportes angibt, wie es 
auf vielen Karten in J. G. Bartholomews’ Atlas of the worlds’ commerce oder bei 
den kleinen Wirtschaftskärtchen, die ich meinem Leitfaden der Handelsgeographie 
beigefügt habe, ausgeführt ist. Die Industrie fordert jedoch mehr, sie will außer 
Produktionsort und Transportweg auch das Konsumgebiet wissen und auf der Karte 
sehen. Die kartographische Darstellung hat nicht bloß die bekannten Weltprodukte, 
die die Lockmittel für Handel und Industrie sind, zu beachten sondern sich auch 
an einzelne Produkte innerhalb bestimmter Industriegebiete und -Zentren heran 
zuwagen. Es ist ja ganz gut und schön, daß E. Benndorf die weltwirtschaftlichen 
Beziehungen der wichtigsten sächsischen Industriezweige untersucht und insonderheit 
deren Handelsbeziehungen nachgeht 1 2 , aber wieviel mehr Wert würde seine Arbeit 
gewonnen haben, wenn er das untersuchte Problem in einem Kartenbilde zu ver 
deutlichen versucht hätte. Nur wenige neuere Karten haben die Forderung des Tages 
verstanden und damit den innern, sie selbst erhöhenden Wert erfaßt. Durchblättert 
man die Wirtschaftskartenliteratur der letzten drei bis vier Dezennien, begegnen 
einem großenteils negative Resultate. Natürlich kann bei der Stoffüberfüllung 
dieser Karten, die vor Angst kaum wissen, wo sie noch einen bunten Klex anbringen 
sollen, kein Gedanke daran sein, außer den Erzeugungs- noch die Absatzgebiete zu 
verzeichnen. Schon achtet man bei den Versuchen auf, die die Hauptexportgebiete 
eines Landes besonders kennzeichnen, wie es beispielsweise P. Langhans im 
Deutschen Kolonial-Atlas, Gotha 1897, getan hat, worin er auf einer Karte, soweit 
der verwickelte Gegenstand es zuließ, die Hauptexportgebiete Deutschlands mit 
Hilfe farbiger Signaturen bei den Ortspunkten nach ihrer industriellen Sonder 
tätigkeit hervorgehoben hat. Einen schwachen Hinweis, wie es vielleicht ausgeführt 
werden könnte, Aus- und Einfuhr gleichzeitig zu veranschaulichen, geben die kleinen 
Kartogramme von E. Scheu oder von W. Volz. 
1 M. Weitz: Salpeter-Consum Europas i. J. 189o in 100 kg. 1 : 12000000. [Co.-Bi. Hamburg.] 
2 E. Benndorf: Weltwirtschaft!. Beziehgn. der sächsischen Industrie. Probleme der Welt 
wirtschaft. XXVIII. Jena 1917.
	        
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