Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
oder „Meilen-“ bzw. „Städte-Zeiger“. 1 Ihre Blütezeit fällt in die erste Hälfte des 
18. Jahrhunderts. 
225. Die horizontale Festlegung der Straßen im Kartenbild des 18. Jahrhunderts. 
Die Entwicklung der Postkarte. Nachdem man sich über die Wegearten und distante 
Verhältnisse zur Zeit der Reformation der Karte um 1700 halbwegs Klarheit verschafft 
hatte, war eine weitere Folge, den Weg richtig in die Karte einzupassen. Grund 
bedingung für diesen Fortschritt war, daß die Ortschaften ihre richtige Position im 
Kartenbild erhielten. Das wurde ermöglicht, nachdem man im 18. Jahrhundert mit 
der genauem Aufnahme von großem Ländergebieten, zunächst in Frankreich, begonnen 
hatte. Philipp Apian hatte seinerzeit der Wegvermessung keinen großen Wert bei 
gelegt, obwohl es ihm ein Leichtes gewesen wäre, die Wege in seiner Bayernkarte mit 
aufzunehmen. Vielleicht waren damals die Wege noch von einer Beschaffenheit, die 
wenig zu ihrer Aufnahme lockte. 
Bei der Betrachtung über Wegekarten wird leicht übersehen, daß gut gebaute 
Wege bis ins 18. Jahrhundert hinein etwas Seltenes sind. Die Anfänge eines geregelten 
Wegebaues in Deutschland setzen wohl im 18. Jahrhundert schüchtern ein, indessen 
wurde die erste kunstgemäße Straße erst 1758 zwischen Nördlingen und Öttingen 
gebaut. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhält Frankreich seine guten 
Straßen, Großbritannien etwas später, wenn wir von den Londonroads absehen, die 
als beste Straßen galten und von den großem Orten Englands aus nach London führten. 
In Frankreich waren die Straßen im nördlichen und nordöstlichen Teil gut ausgebaut, 
wo sie Kriegswege nach den nördlichen und östlichen Nachbargebieten waren. Unter 
dem Gesichtspunkte der schnellen Fortbewegung von Truppenmassen und Kriegs 
materialien bauten, wie wir wissen schon die Alten ihre Heeres- und Königsstraßen. 
Nebenbei sei bemerkt, daß in Verfolgung dieses Zweckes der Straßen- und Eisenbahnbau 
heute noch vielerorts vorgeht, außer in den europäischen Staaten vorzüglich in den 
Kolonien. Ein Meister des modernen Straßenbaues unter militärischer Perspektive 
war Napoleon L, der weit durch Deutschlands Gaue, bis nach Schlesien hin, aus 
gezeichnete, soviel als möglich gerade verlaufende Straßen, die „Kaiserstraßen“, 
bauen ließ. 
Die Wegekarten sind zugleich eine Begleiterscheinung des bessern und aus 
gedehntem Wegebaues, der im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der ersten großen Triangu 
lierungen, einsetzte. La carte geomttrique de la France der beiden Cassini war die 
erste große topographische und zugleich erste genügende Wegekarte der neuen Zeit. 
Die Ferrarische Karte von Belgien schließt sich in gleichem Maßstab 1:86400 an. 
Bedeutender und schöner waren die Karten, die auf deutschem Boden geschaffen 
worden waren; jedoch waren sie zumeist in den Kabinetten verschlossen (S. 507). 
Aus allem erkennen wir, wie die topographischen Karten allmählich ein modernes 
1 Tabula poliometrica Germaniae ac Praecipuorum quorundam locorum Europae. Erschienen 
bei E. F. Bader: Regenspurg (1720?). [Br. M. London.] — Ähnliche Tabellen hat M. Seutter in 
Augsburg hg. (um 1730?); hier noch der deutsche Nebentitel: Curioser Städte-Zeiger zu denen vor- 
nemsten Städten in Teutschland, auch einige der Berühmtesten Städten in Europa wie weit solche 
von einander entlegen (in Meilen). [Br. M. London. — Un.-Bi. Göttingen.] — Ferner haben R. u. 
J. Ottens in Amsterdam um 1740 gleiche Tabellen veröffentlicht [Br. M. London], auch Homann 
in Nürnberg: Neu vermehrter curioser Meilen-Zeiger der vornehmsten Städte in Europa besonders 
in Teutschland, wie viel gemeine Teutsche Meilen solche voneinander entlegen. In der Homannischen 
Officin, Nürnberg 1731. [Un.-Bi. Göttingen.]
	        
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