Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
Die Vereinigten Staaten waren die ersten, die die Küsten zweier großer Weltmeere 
mit Eisenbahnen verbanden. Die Pazifikbahnen sind nachgerade berühmt ge 
worden und repräsentieren auch noch heute sich als die wichtigsten großen Verkehrs 
linien der Vereinigten Staaten; ihre Einzeichnung auf Karten von Rob. v. Schlag- 
intweits Versuch an 1 bis auf unsere heutigen Hand- 1 2 und Schulkarten, ist nicht bloß 
für eine Verkehrskarte notwendig, sondern für jede Karte ganz allgemeinen Inhalts, 
aus der man nur einigermaßen auf die wirtschaftliche Bedeutung und Entwicklung 
der Vereinigten Staaten schließen will. 
An die amerikanische Entwicklung erinnert diejenige des russischen Straßen 
netzes. Wenn es auch in Rußland etliche Landstraßen, namentlich in dem nordwest 
lichen und mittlern Teil gab, haben doch erst die Eisenbahnen neben den Wasser 
straßen die peripherischen Teile des Reiches mehr an Petersburg und hauptsächlich 
an Moskau gefesselt. Rußlands Eisenbahnen und Wasserstraßen sind ein besonderer 
Gegenstand kartographischer Darstellungen geworden 3 , desgleichen die Eisenbahnen 
einzelner Teile des russischen Reichs. 4 Eine neuere und sorgfältige kartographische 
Bearbeitung des russischen Eisenbahnnetzes liegt in W. Gerhardts Karte der russischen 
Eisenbahnen vor. 5 
Neben den einzelnen Eisenbahn- und Reisekarten erschienen auch Eisen bahn - 
und Reiseatlanten. Einer der bedeutendsten war U. Hendschels Neuester Eisen 
bahn-Atlas von Deutschland, Belgien, Holland und dem Elsaß, der 1844 sowohl in 
deutscher wie französischer Sprache veröffentlicht wurde. 6 In dem Atlas schuf Hend- 
schel den Typ der modernen Eisenbahnkarte. Vor allem ist in dem Atlas die 
Karte von Deutschland von Interesse. Sie zeigt alle fertigen Eisenbahnen sowie die 
in der Konstruktion und die im Bau. Von Auflage zu Auflage verbesserte sich dieser 
Atlas; er ist für viele ähnliche Werke das Muster geworden, so z. B. für den Neuesten 
Eisenbahnatlas, den A. Müller in Nürnberg herausgegeben hatte. 7 Ein mehr selb 
ständiges Werk war der kleine Reiseatlas für Deutschland, der 1849 in München in 
der literarisch-artistischen Anstalt von J. G. Cotta erschien. 8 Die Kärtchen in dem 
Atlas sind sehr sauber ausgeführt, insonderheit die Eisenbahnstränge in der sich 
allmählich fest nistenden Schwarzweißkästchen-Manier. 
Die Eisenbahnkarten, die von der Mitte bis Schluß des 19. Jahrhunderts ge 
zeichnet wurden, haben kartographisch und methodisch wenig Interessantes. Ihre 
rasch aufeinanderfolgenden Neuauflagen wurden lediglich durch die sich rapid 
vermehrenden Eisenbahnen bedingt. Schon gegen Ende des sechsten Jahrzehnts 
1 R. v. Schlagintweit: Die Pacifischen Eisenbahnen in Nordamerika. P. M., Ergh. 82, 
188ö. K. 1 : 7500000. 
2 z. B. die Verkehrskarte von Nordamerika. 1 : 35000000. In „Nordamerika“. 3. neu be 
arbeitete Auflage von E. Deckert. Leipzig u. Wien 1913. 
3 So unter anderm von A. Petermann; K. in 1: 10000000. P. M. 1877, T. 21. 
4 O. Heyfelder: Transkaspien und seine Eisenbahn. Hannover 1888. 
5 Entworfen auf Grundlage des Sborniks der Stations-Entfernungen f. d. russischen Bahnen. 
1 : 2500000. Berlin u. Glogau, 1909. 
6 U. Hendschel: Eisenbahn-Atlas v. Deutschl., Belgien u. dem Elsaß. Frankfurt a. M. bei 
Carl Jugel. 1844. [H.-u. St.-Bi. München.] — Franz. Ausg. v. J. 1844. [Br. M. London.] — 
3. verbesserte Aufl. 1846. [K. Bi. Berlin.] 
7 A. Müller: Neuester Eisenbahnatlas. Nürnberg 1851. — Ein Neuester Eisenbahnatlas 
erschien auch in Nürnberg 1862. [Beide Atlanten i. d. H.- u. St.-Bi. München.] 
8 Kleiner Reiseatlas f. Deutschl. München 1849. [Br. M. London.]
	        
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