Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
diesen Gegenstand in einer besondern Abhandlung niedergelegt. 1 Seine Darlegungen 
illustrierte er durch zwei Karten, deren eine die Übersicht des Telegraphen und der 
Dampfschiffahrt um die Erde darstellt und von Hermann Berghaus entworfen 
ist, und deren andere auf Grund des politischen Kartenbildes lediglich mitteleuropäische 
Verhältnisse berücksichtigt und die Eisenbahnen, die schiffbaren Strecken der Flüsse 
und die verschiedenen Arten von Chausseen und Landstraßen veranschaulicht. Weit 
interessanter ist die Karte von Berghaus, die das weltumspannende Verkehrsnetz 
kartographisch fixiert. Er zeichnete die kontinentalen Eisenbahnen, die Überland- 
Postrouten, den Telegraphengürtel um die Erde, die Linien regelmäßiger Dampf 
schiffahrt um die Erde und die Linien gemischter Schiffahrt um die Erde, von Europa 
und nach Europa. Die Resultate seiner mehrjährigen Studien über den Weltverkehr, 
die Strömungen und Hydrographie des Weltmeeres hat Berghaus gleichfalls in einer 
Handatlaskarte 1 2 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ihren glänzendsten Nieder 
schlag aber hatten diese Studien in einer Karte, die mehrfache Auflagen erlebt hat 
und heute noch eine ungeschwächte Brauchbarkeit bekundet, in der Chart of the world, 
die 1863 zum ersten Male erschien. 3 Der Hauptzweck dieser Karte war und ist, durch 
Verzeichnung der wichtigsten Segelschiffkurse, der regelmäßigen Dampfschiffahrt 
linien, der Überlandrouten und der großen Land- und unterseeischen Telegraphenlinien 
eine zusammenhängende Vorstellung von den Kulturadern und politischen Kraftlinien, 
die das Erdrund gegenwärtig durchzucken, zu geben. Die Karte drängte den forschen 
den Geographen zu der Erkenntnis hin, daß der Ozean nicht mehr vor uns als ein 
völkerscheidendes Element liegt sondern als bunt belebte Weltbrücke gegenseitigen 
Verkehrs, als Träger der Zivilisation von einer Zone in die andere. Schon E. v. Sydow 
schrieb 1863 darüber: „Unser Blick verfolgt den Lauf der dampfenden Wasserstraßen 
zur Verkürzung in einzelnen von der Natur gestempelten Verkehrsmittelpunkten 
und überfliegt mit Bewunderung jene elektrische Bahnen, auf denen der Gedanke 
von einem Ende der Erde zum andern eilt.“ 
Wie Berghaus hatte auch Aug. Petermann versucht, auf einer Weltkarte, 
und zwar in nordpolständiger Sternprojektion, die Telegraphen um die Erde 
zu zeichnen. 4 Sie ist ein Vorläufer der vielen heutigen Kabelkarten in- und 
ausländischer Autoren. Für Europa allein werden Telegraphenkarten schon um 
die Mitte des verflossenen Jahrhunderts gezeichnet. 5 Sehr genaue Karten dieser 
Art werden vom Bureau international des administrations télégraphiques zu Bern 
herausgegeben 6 und von dem Technischen Bureau der Generaldirektion der Tele 
graphen zu Berlin Spezialkarten der Normal Verbindung en der Telegraphenleitungen 
1 In einem der ersten Ergänzungshefte zu P. M., und zwar in Heft 19, 1867. 
2 Stielers Handatlas, Nr. 9. Jubelausgabe 1867, 23. Lieferg. 
a Dieser großem Karte, die H. Berghaus zunächst mit Fr. v. Stülpnagel herausgegeben 
hatte, ließ er 1864 eine kleinere folgen: Allgemeine Weltkarte in Mercatorprojektion zur Übersicht 
der Postschiffahrt und neuern Reisen um die Erde. Während die Chart of the world einer Erdkarte 
in allgemeinerm und vielseitigerm Sinne entspricht, soll die kleinere und neuere Erdkarte vorzugs 
weise die neuern Bahnen des Völkerverkehrs veranschaulichen. 
4 Weltkarte in Nordpolar-Projektion, nach einer Idee von G. Jäger in Wien. Mit Modi 
fikationen von A. Petermann. P. M., Ergh. 16, 1865. 
5 Ed. Schuman: Carte de la télégraphie électrique de l’Europe centrale. Bruxelles, Van 
der Maelen, 1857. 
6 Carte des Communications Télégraphiques de Régime Européen. Bern 1898.
	        
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