Wesen und Aufgaben der Verkehrskarte. Allgemein Methodisches.
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dem Übelstande abzuhelfen, was ihnen jedoch schlecht gelingt und das auch noch
auf Kosten des übrigen Karteninhaltes und -raumes. Das Kartenbild wird in seinem
ganzen Aufbau zerrissen. W. L. v. Schönholtz sucht einen neuen Ausweg zu finden;
er will alle Verkehrsstraßen in Doppellinien von 1 mm Breite dargestellt wissen und
durch Einfügen von kleinen Querlinien den Grad der Steigung bzw. Falles ausdrücken.
Ein feiner Querstrich bedeutet 1 / 2 ° Neigung, ein wenig stärkerer 1°, ein stärkerer 2°,
ein dicker 5°, ein doppelt so dicker 10° und ein dreifach so dicker 20°. Nehmen die
Querlinien innerhalb der Doppellinie nach einer bestimmten Richtung hin an Stärke
zu, wird also das Bild dunkler, fällt die Straße, wird das Bild heller, bis zuletzt nur noch
ein feiner Punkt übrig bleibt, dann steigt die Straße. Für Landstraßen ließe sich das
Prinzip anwenden, nicht für Eisenbahnen, weil hier schon mit dem Schwellenzeichen
für ein- und doppelgleisige
Eisenbahnen gearbeitet wird.
Innerhalb der Doppel
linie Signaturen anzubringen,
halte ich für schwierig, weil
durch den Druck bei größerer
Auflage einer Karte viele
Feinheiten der Innenzeich
nung verschwinden dürften.
Übrigens geht bei der Be
stimmung des Straßengefälles
Schönholtz von einer falschen
Voraussetzung aus, indem er
Neigungen bis 20° und weit
darüber annimmt. Das ist
aber bautechnisch eine Un
möglichkeit. In Hügelländern
geht man beim Straßenbau
nicht gern über 1 / 30 und in Gebirgsländern nicht über 1 / 20 , d. i. über 3° Neigung
hinaus. 1 Damit wird das System von Schönholtz hinfällig. Immerhin ist der Gedanke
nicht abzuweisen, daß nach dieser Richtung hin die offiziellen Karten einer Er
gänzung bedürfen.
Es läßt sich das zunächst dadurch erreichen, daß man an die betreffende Linien
strecke, ganz gleich ob diese Eisenbahn oder Straße ist, eine zweite Linie parallel
anlegt, die aus Punkten, Strichen, Ringel, Kreuz und Ringel mit schwarzer Aus
füllung (dicker Punkt) besteht. Wie eine derartig korrigierte und erweiterte Straßen
signatur aussehen würde, zeigt Bild 24, A-Reihe. Sind die Straßen breit genug ge
zeichnet, wie auf den Karten 1:100000 bis 1:5000, dann lassen sich am besten innerhalb
des Doppelstriches die Gefällsverhältnisse veranschaulichen. Ich erlaube mir eine
Zeichnung vorzuschlagen, wie sie die B-Reihe von Bild 24 zeigt. Sie hätte den Vorteil,
1 Drahtseilbahnen müssen wir hier ausschließen. — Die größtzulässige Steigung ist in Preußen:
im Gebirge 1 : 20 (etwa 2 1 / 2 0 )' für Straßen, 1: 12 (etwa 4 2 / 3 °) für Wege,
im Hügellande 1: 25 ( „ 2V 3 °) „ „ 1 : 18 ( „ 3V t °) „ „ ,
im Flachlande 1:40 ( „ D/2 0 ) „ „ 1 : 25 ( „ 2 1 /, 0 ) „ •
Vgl. auch A. Abendroth: Die Praxis des Vermessungsingenieurs. Berlin 1922, S. 540.
Eckert, Karten Wissenschaft. II. 40
C Reihe
Neigung
-Hs f/t°
■-'/z-r
№-z°
3°
-N~5°
m iiber3°